Thomas Salker hätte normalerweise bis jetzt, an einem sonnigen Tag Anfang Juni, schon 60 Dauerkarten für die Freibadsaison am Schalkenmehrener Maar verkauft. Dieses Jahr gingen aber bisher nur vier Karten über die Theke seines Kiosks neben dem Maar. Denn es hat sich in der Vulkaneifel schon herumgesprochen, was dort dieses Jahr das Problem ist: Es gibt keine durchgängige Badeaufsicht.
"Wenn schönes Wetter ist und die Leute kommen, muss ich sie dann wieder nach Hause schicken, wenn kein Bademeister da ist", sagt Salker. Denn ohne Badeaufsicht darf das Freibad nicht betrieben werden, erklärt Peter Hartogh, Bürgermeister von Schalkenmehren: "Das Bad gehört der Gemeinde. Es ist eine allgemeine Vorschrift, dass in solchen Gewässern eine Badeaufsicht da zu sein hat, wegen der Haftung." Verantwortlich sei er als Ortsbürgermeister und könne daher bei einem Badeunfall auch haftbar gemacht werden.
Denn im Schalkenmehrener Maar ist das Schwimmen nicht nur erlaubt - im Gegensatz etwa zum nahen Weinfelder Maar - es wird auch explizit als Freibad betrieben. Gäste müssen Eintritt zahlen und können dann die Liegewiesen, ein Nichtschwimmerbecken, einen abgegrenzten großen Badebereich und Boote nutzen: "Also alles, was das Herz begehrt. Was man in der Freizeit an einem sonnigen Tag machen möchte, das kann man sich hier erlauben", findet Hartogh.
Bisherige Badeaufsicht ist abgesprungen
In den vergangenen Jahren war Badespaß in Schalkenmehren auch immer uneingeschränkt möglich, erzählt Nils Jungen von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Schalkenmehren-Mehren: "Wir hatten einen Gemeindediener, der das ganze Jahr in Vollzeit beschäftigt war und auch den Rettungsschwimmerschein hatte. Das heißt, er war sieben Tage die Woche hier und wir hatten dazu regelmäßig Aushilfen." Der Gemeindediener habe aber vergangenes Jahr gekündigt.
Ein Ersatz, den man ursprünglich für diese Saison gefunden hatte, hat dann doch abgesagt. Und Ehrenamtler, wie auch Jungen einer ist, haben nicht immer Zeit, das Bad zu betreuen: "Aktuell ist es so, dass wir wahrscheinlich in dieser Situation nicht sieben Tage die Woche öffnen können."
In diesem Jahr habe es nur einen Tag mit wirklich gutem Wetter gegeben, da habe er die Badeanstalt auch geöffnet. Für den Sommer müsse aber schnellstmöglich eine Lösung gefunden werden.
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Sicherheit durch Rettungsboot und Notrufsäule
An sich hat man am Maar schon einiges für die Sicherheit getan: So gibt es ein neues, fünfeinhalb Meter langes Rettungsboot, für das Jungen und seine Kollegen von der DLRG eigens einen Bootsführerschein machen mussten. Es hat eine Rettungsklappe, die sich zum Wasser hin öffnen lässt. Sodass Menschen, die vorm Ertrinken gerettet werden, nicht mühsam über den Bootsrand gehievt werden müssen.
Außerdem gibt es eine Notrufsäule, sagt Jungen: "Die wurde gestiftet und funktioniert super." Sie teste sich regelmäßig selbst und habe wie jedes Mobiltelefon eine Sim-Karte: "Und sie ist sehr einfach zu bedienen: Man muss nur einen Knopf drücken und ist direkt mit der Leitstelle verbunden. Und kann somit direkt den Rettungswagen oder die Feuerwehr zur Hilfe alarmieren."
Das Freibad ohne Badeaufsicht zu betreiben, ist trotzdem keine Lösung. "Es gibt in der näheren Umgebung ein Naturfreibad, wo es keine Schwimmaufsicht gibt. Das ist rechtlich gesehen sehr schwammig. Wenn da wirklich etwas passiert, dann ist wahrscheinlich der Ortsbürgermeister der Leidtragende", meint Bürgermeister Hartogh.
In dem anderen Naturbad ist der Schwimmbereich allerdings auch frei zugänglich und es gibt keine Freibad-typischen Einrichtungen wie Umkleiden oder Kiosk. Zudem hat man Erfahrungen vom Pulvermaar in Gillenfeld: Dort hatte es 2010 auch keine durchgängige Badeaufsicht gegeben. Damals hatte man darüber nachgedacht, eine grüne Fahne zu hissen, wenn jemand da war und somit Schwimmen erlaubt war.
Bei einer roten Fahne hätten nur Liegewiese und Kiosk besucht werden dürfen, Schwimmen wäre tabu gewesen. "Aber das ist rechtlich nicht haltbar, das haben wir vom Gemeinde- und Städtebund prüfen lassen. Das können wir in Schalkenmehren so also auch nicht machen", sagt Hartogh. Eine Fahne hätte demnach nämlich nicht ausgereicht, die Zugänge zum Wasser hätten auch sicher gesperrt werden müssen.
Kioskbetreiber befürchtet Umsatzverluste
Die Lösung, die es im Moment gibt, dass immer dann aufgemacht wird, wenn Nils Jungen oder seine Kollegen da sind - also Ehrenamtler oder Aushilfskräfte - bringt aber Unsicherheit für die Gäste. Stehen sie zweimal vor verschlossenen Toren, obwohl es warm genug zum Schwimmen ist, kommen sie womöglich gar nicht mehr.
"Es ist auch schwierig, da wir Saisonkarten verkaufen. Im Prinzip haben die Leute meiner Meinung nach auch ein Anrecht darauf, dass sie dann jeden Tag regelmäßig Schwimmen gehen können", sagt Jungen. Nämlich zu den geregelten Öffnungszeiten, wie es die Jahre zuvor auch der Fall war. "Wenn wir das jetzt nicht anbieten, ist das natürlich fatal."
Und zwar auch für Kioskbetreiber Thomas Salker: "Das ist ein Umsatzverlust für die Gemeinde und auch für mich im Kiosk." Denn er kauft zum Beispiel Eis am Stiel frisch und in bestimmten Mengen ein, um an einem warmen Tag alle Gäste bedienen zu können. Bleibt das Freibad aber geschlossen, bleibt er auf dem Großteil der Ware sitzen.
Schwimmwesten und KI als Lösung?
Es müssen also andere Lösungen her, denn Schwimmen im Maar ist nicht ganz ungefährlich. Zwar sei das Pulvermaar in der Gegend das tiefste, in dem geschwommen werden darf, gefolgt vom Gemündener Maar mit 34 Metern, sagt Bürgermeister Hartogh: "Aber wir haben hier auch 21 Meter und das geht relativ schnell sehr steil runter. Es gibt nicht so etwas wie eine Auslaufzone, sondern man muss gleich schwimmen können."
Die Gemeinde ist daher auf eine erste Idee gekommen und die ist etwas skurril, findet Hartogh: "Was ist, wenn wir sagen, hier darf geschwommen werden – aber nur mit Schwimm- oder Rettungsweste? Wir lassen gerade vom Gemeinde- und Städtebund prüfen, ob diese etwas unkonventionelle Idee durchsetzbar ist." Dann könnte man das Maarbad aufmachen und bräuchte keinen Rettungsschwimmer. Sondern nur jemanden, der kontrolliert, ob alle die Westen tragen.
Im Vitelliusbad in Wittlich, das derzeit neu gebaut wird, soll in Zukunft Künstliche Intelligenz den Bademeister im Hallenbad unterstützen. Auch in Schalkenmehren habe es diesen Vorschlag gegeben. Die Verbandsgemeinde hat die Möglichkeit auch geprüft, aber abgelehnt, sagt Hartogh.
Aus gutem Grund, ergänzt Rettungsschwimmer Jungen: "Viele Leute benutzen ja auch Luftmatratzen und schwimmen dadurch ständig auf einer Stelle. So käme es ja andauernd zu falschen Alarmierungen." Weil die KI sie mit einem reglosen Körper verwechseln könnte.
Hoffnung auf neue Badeaufsicht
Aber womöglich zeichnet sich doch eine dauerhafte Lösung ab, berichtet Hartogh: "Wir haben noch einmal eine Anzeige geschaltet und haben tatsächlich zwei Bewerbungen. Das eine wäre eine Hilfskraft, der andere Bewerber könnte womöglich eine Festkraft werden. Dann hätten wir das Problem gelöst. Ich hoffe, dass das irgendwie machbar ist."
Trotzdem wäre es gut, noch weitere Bewerber zu bekommen, ergänzt Elfi Geibel, zweite Beigeordnete der Gemeinde: "Das ist ein Naturfreibad und wir haben die große Aufgabe, das Schwimmen hier im abgegrenzten Badebereich zu zentrieren." Schwimmen würden die Menschen aber im gesamten Maar - obwohl man im Naturschutzgebiet eigentlich nicht überall vom Ufer aus ins Wasser gehen darf, weil man den wichtigen Schilfgürtel beschädigt. "Und wenn rundherum auch gebadetet wird, ist das für eine Badeaufsicht natürlich schwierig."
Zwar hofft die Gemeinde, doch noch genügend Vollzeitkräfte zu bekommen, um das Freibad den ganzen Sommer über bei warmem Wetter öffnen zu können. Dennoch arbeite man aber daran, auf der Webseite der Gemeinde möglichst tagesaktuell darüber informieren zu können, ob das Bad geöffnet hat oder nicht.
Maarbad soll an warmen Tagen öffnen
Und Bürgermeister Peter Hartogh hat noch weitere Pläne für das Naturfreibad im Schalkenmehrener Maar: "Wir wollen das Maarbad umgestalten und behindertengerechter machen. Wir wollen zum Beispiel auch Beton entfernen, um alles wieder naturnaher zu machen."
Am Samstag nun wird es erste Gespräche mit den Bewerbern auf die Stelle der Badeaufsicht geben. Hartogh ist daher zuversichtlich, dass das Freibad diesen Sommer an allen warmen Tagen öffnen kann und die Saison somit gerettet ist: "Saisonkarten können also gekauft werden." Wenn alles gut geht, können die Gäste also auch in Zukunft weiter Schwimmen und Freizeit im und am Maar genießen.