Im Hunsrück ist die Zahl der Wanderunfälle stark gestiegen. Für die Feuerwehr wird das zur Herausforderung. Um Wanderer besser aus unwegsamen Gelände retten zu können, hat die Feuerwehr ein Spezialfahrzeug.

Knochenbrüche, Abstürze und Kreislaufprobleme

Mehr Unfälle: Spezialfahrzeug hilft Feuerwehr im Hunsrück, Wanderer zu retten

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Autor/in
Jana Hausmann
Jana Hausmann ist multimediale Reporterin im SWR Studio Trier

Immer wieder verunglücken Menschen bei Wanderungen, Spaziergängen oder Fahrradtouren im Wald. Für die Feuerwehren wird die Rettung dann stellenweise zur Herausforderung.

Mit einem lauten Brummen fährt Feuerwehrmann Nils Heidrich mit einem sogenannten "UTV" auf einem Wanderparkplatz in Allenbach im Hunsrück vor. Die Abkürzung steht für "Utility Task Vehicle" - eine Art geländegängiges Allradmobil, erklärt der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen.

"Es ist für Fahrten über Stock und Stein geeignet. Es ist relativ schmal von der Fahrspur her. Wenn man mit dem Fahrzeug nicht mehr durchkommt, dann muss man wirklich zu Fuß gehen", so Heidrich.

Das Spezialfahrzeug kann nicht nur bei Rettungseinsätzen von Menschen helfen, sondern auch bei der Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden. Im Hunsrück haben sich die Wanderunfälle im Vergleich zum vergangenen Jahr bisher mehr als verdoppelt. Für die Feuerwehr ist das eine Herausforderung.
Das Allrad-Mobil kann nicht nur bei Rettungseinsätzen von Menschen helfen, sondern auch bei der Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden.

Allrad-Mobil war schon mehrfach im Einsatz

Die Räder haben ein tiefes Profil und das Mobil hat hinten eine längere Ladefläche. Auf der ist nicht nur Platz für Wassertanks, eine Pumpe sowie Werkzeug, sondern auch für eine Trage. Und die brauchen die Feuerwehren in der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen häufiger.

Allein dieses Jahr mussten sie bereits neun Mal Menschen nach Spaziergängen, Fahrradtouren oder Wanderungen retten, weil sie gestürzt waren und sich verletzt hatten. Das sind laut Wehrleiter bereits jetzt mehr als doppelt so viele wie im gesamten vergangenen Jahr.

Nils Heidrich ist Wehrleiter in der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen. Er ist sich sicher, dass die für die Feuerwehr die Rettungsaktionen aus unwegsamen Gelände zunehmen werden. Im Hunsrück gab es dieses Jahr mehr als doppelt so viele Wanderunfälle wie 2023.
Nils Heidrich ist Wehrleiter der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen. Er ist sich sicher, dass die Rettungsaktionen auf unwegsamen Gelände zunehmen werden.

Besonders schwierig sei ein Einsatz nach einer Unwetterfront im Juni gewesen. Ein Mann war beim Wandern ins Rutschen gekommen und habe sich dabei den Oberschenkel gebrochen. Das Problem war, dass er den Rettungskräften nicht genau sagen konnte, wo sie ihn finden können.

Rettungseinsatz unter erschwerten Bedingungen

"Während der Suche hat man irgendwann angefangen selbst anzuzweifeln, ob man noch auf dem richtigen Weg ist. Vor allem, wenn man die Beschaffenheit vom Weg sieht. Das war schon sehr anspruchsvoll, sehr felsig und sehr rutschig. Man hat keine Fußspuren gesehen. Wir haben dann mehrere Kräfte zur Erkundung raus geschickt und haben immer wieder gerufen", erinnert sich der Hunsrücker.

Der Mann hatte Glück und wurde gefunden. Bei der Rettung spielte das neue Allradmobil eine große Rolle. Mit ihm konnten die Feuerwehrleute durch einen Bach fahren, um besser an den Verunglückten heranzukommen. Mithilfe des Fahrzeugs konnte er dann aus dem Wald und auf eine Wiese transportiert werden, wo ein Rettungshubschrauber bereit stand.

Die Zahl der Rettungseinsätze im Wald wird mit Sicherheit steigen.

Ohne das Allrad-Fahrzeug wären solche Einsätze deutlich schwieriger, da ist sich Nils Heidrich sicher. "Wir hatten das "UTV" jetzt schon mehrfach im Einsatz. Es ist auf jeden Fall eine Verbesserung für die Feuerwehren in der Region". Damit es keine Engpässe gibt, wird derzeit ein zweites Spezialfahrzeug für die Verbandsgemeinde gebaut.

Weil Wandern und Fahrradfahren immer beliebter wird, geht Nils Heidrich davon aus, dass sich Rettungsmissionen in schwierigem Gelände zukünftig häufen werden. "Die Zahl der Rettungseinsätze im Wald wird mit Sicherheit steigen."

Herausfordernde Hahnenbachtal-Tour

Etwa 30 Kilometer entfernt steht Natur- und Landschaftsführer Michael Brzoska auf einem schmalen Waldweg, der Hahnenbachtaltour im Hunsrück. Links von ihm ist ein steiler Abhang, unten rauscht der Hahnenbach vorbei.

Wie kleine Stufen verteilen sich an dieser Stelle Gesteinsplatten aus Schiefer über den Weg. "Gerade nach starkem Regen kann es hier rutschig sein", warnt der Wanderexperte. Damit Wanderer nicht ausrutschen und sich womöglich an scharfkantigen Steinen verletzten, sollten sie an Stellen wie diesen besonders vorsichtig sein.

Wenn man mit den Sonntagsschuhen ins alpine Gelände geht oder auf rutschige, matschige Straßen ohne die richtigen Schuhe, dann ist das schon etwas leichtsinnig.

Richtige Ausrüstung bei Wandertouren ist entscheidend

Doch für unfallfreie Wandertouren kommt es vor allem auf die richtige Ausrüstung an. "Wenn man mit den Sonntagsschuhen ins alpine Gelände geht oder auf rutschige, matschige Straßen ohne die richtigen Schuhe, dann ist das schon etwas leichtsinnig. Komplett neue Schuhe und Strümpfe sind ebenso schlecht. Die sollten schon eingelaufen sein, damit es keine Blasen gibt."

Regensichere Kleidung sei ebenfalls nie verkehrt. Vor allem, wer längere Wanderungen plane, sollte auch ausreichend Wasser, isotonische Getränke und kleine Snacks einpacken. Wer unsicher ist, dem empfiehlt Michael Brzoska Walking- oder Trekkingstöcke mitzunehmen. Gerade bei schwierigeren Strecken können die helfen, sich sicher zu bewegen.

Wanderführer Michael Brzoska auf der Hahnenbachtal-Tour im Hunsrück. Die Wandersaison ist eine Herausforderungen für Feuerwehr und Rettungskräfte. Immer wieder verletzen sich Wanderer bei Stürzen oder Unfällen. Die Zahl der Wanderunfälle hat deutlich zugenommen.
Michael Brzoska ist seit 24 Jahren Natur- und Landschaftsführer. Er führt nicht nur Wandergruppen durch den Hunsrück sondern auch über den Jakobsweg.

Ausreichend über Wanderstrecken informieren

Grundsätzlich gilt sowohl für Wanderanfänger als auch für Fortgeschrittene: Es ist wichtig, sich vorher mit der Strecke auseinanderzusetzen. Denn über viele Wanderstrecken und vor allem deren Schwierigkeitsgrade kann man sich vorab im Internet schlau machen. "Da kann ich mich auch informieren, wo der Parkplatz ist, ob ich Oma und Kinderwagen mitnehmen kann, ob ich eine alpine Ausrüstung brauche oder ob ich einkehren kann oder meine Verpflegung mitbringen muss", sagt Michael Brzoska.

Strecken, die bergauf gehen, sollte man in einem Tempo wandern, bei dem man nicht außer Atem kommt.

Grundsätzlich sollte man außerdem darauf achten, sich nicht zu übernehmen, rät der Wanderexperte. "Strecken, die bergauf gehen, sollte man in einem Tempo wandern, bei dem man nicht außer Atem kommt". Ein aufmerksamer Blick auf die Beschilderung verhindere außerdem, dass man sich verläuft oder unnötige Umwege gehen muss.

Kostenlose App "Hilfe im Wald" hilft bei Rettung So können Sie im Notfall gefunden werden

Bei einem Unfall im Wald kommt es auf schnelle Hilfe an. Eine App hilft, den eigenen Standort und den nächsten Rettungspunkt zu finden.

Rettungsapp auf dem Handy kann helfen

Und falls doch mal etwas passiert, steht die Feuerwehr bereit. Wehrleiter Nils Heidrich empfiehlt im Falle eines Unfalls immer wieder laut zu rufen, um auf sich aufmerksam zu machen. Außerdem hat er noch einen guten Tipp.

"Wir als Feuerwehr empfehlen die Handy-App "Hilfe im Wald". Dort findet man Karten, in denen Rettungspunkte vermerkt sind. Wenn man die beim Absetzen des Notrufes angibt, kann man besser und schneller gefunden werden."

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