Wer heute eine Ferienwohnung in der Eifel mietet, der staunt oft, was er geboten bekommt. Manchmal eine Wohnung, die besser ist als das eigene Zuhause. Die Wanderwege sind so beschildert, dass man sich auch ohne Karte nicht verläuft. Dass das so ist, ist auch ein Verdienst der Eifel Tourismus GmbH. Seit 24 Jahren ist Geschäftsführer Klaus Schäfer mit dabei. In wenigen Wochen geht er in Ruhestand.
SWR Aktuell: Hat sich der Tourismus verändert in den vergangenen 25 Jahren?
Klaus Schäfer: Ja, ich denke deutlich. Der Tourismus ist wesentlich professioneller geworden seitens der Anbieter. Ob Ferienwohnungen, Pensionen oder Hotels- die Techniken, die Daten und Informationen vermitteln, sind heute so transparent wie in fast keinem anderen Markt. Jeder kann sofort nachschauen, was die Angebote kosten, wie sie bewertet werden von den Gästen.
Auch der Gast ist professioneller geworden. Der Gast ist welterfahrener geworden. Er kennt sich in der ganzen Welt aus und vergleicht die Welt mit den Angeboten in der Eifel. Also insofern hat sich der Tourismus deutlich verändert in vielen Bereichen, aber auch zum Positiven. Aber das macht es nicht immer leichter. Diese Möglichkeit übers Internet sofort über alles informiert zu sein. Da muss man natürlich präsent sein mit seinen Informationen. Früher hatte man Zeit zum Reagieren, ein bisschen Zeit zum Überlegen. Das ist heute weg. Heute muss man sofort sehr präsent sein und möglichst die Informationen schon so aufbereitet haben, dass man sie vorfindet.
SWR Aktuell: Welche Rolle spielt der Tourismus für die Eifel?
Schäfer: Der Tourismus ist als wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Eifel angekommen und auch anerkannt. Wir haben 25.000 bis 30.000 Arbeitsplätze, die wir im Tourismus oder tourismusnah anbieten. 1,4 Milliarden Euro generiert der Tourismus jedes Jahr. Davon leben viele Menschen in der Region. Bei 6 Millionen Übernachtungen und 35 Millionen Tagesausflugsgästen ist Tourismus auch sichtbar in der Region fast zu jeder Jahreszeit. Wir müssen darauf achten, dass es nicht zu viel wird.
SWR Aktuell: Stichwort "Corona- Pandemie". Da haben nicht nur die Fremden die Eifel entdeckt, sondern viele, die in der Nähe wohnen. War das schon kritisch?
Schäfer: Ja, man hat die eigene Heimat, die heimatnahen Urlaubsregionen entdeckt. Man hat sie genutzt, um aus den eigenen vier Wänden mal rauszukommen. Und das hatte an der ein oder anderen Stelle zu Problemen geführt. Lassen Sie mich das Beispiel "Nationalpark Eifel" nennen, wo wir vorher 600.000 Besucher pro Jahr hatten und dann auf einmal 1,2 Millionen.
Das bedarf natürlich auch im Hintergrund organisatorische Prozesse, die wir nicht immer sofort im Griff hatten. Und da müssen wir darauf achten, dass wir einen Tourismus anbieten, der im Einklang mit den Bedürfnissen und den Interessen unserer Bevölkerung einhergeht.
SWR Aktuell: Wie kann man das als Eifel-Tourismus GmbH steuern? Jeder kann ja im Internet schauen, welche Angebote es in der Eifel gibt.
Schäfer: Es ist schwierig in der Tat, wenn Angebote da sind. Aber wir versuchen das bei den Angeboten schon mit zu denken. Früher haben wir zuerst an die Gäste und dann erst an die Bevölkerung gedacht. Und heute sind wir hinter den Kulissen sehr stark bemüht: Wir entwickeln Freizeiteinrichtungen zuerst für unsere eigene Bevölkerung und die stellen wir auch den Gästen zur Verfügung. Das ist eine andere Herangehensweise. Wir denken von Anfang an die Bedürfnisse und Interessen der Eifeler mit.
SWR Aktuell: Der Klimawandel ist spürbar. Die Sommer werden heißer. Werden sich auch die Tourismusströme umorientieren?
Schäfer: Denkbar ist das. Die Zukunft vorherzusagen, ist immer ein bisschen schwierig. Aber die Zeichen stehen schon in diese Richtung. Wann man nach Süden schaut: Heiße Sommer an den Mittelmeerküsten, Widerstand der Bevölkerung gegenüber Tourismus. Dann sprechen die Tendenzen schon dafür, dass der Tourismusstrom stärker nach Norden wandert, also auf uns zuwandert. Darauf muss man sich einstellen. Stichwort "Besucherlenkung". Frühzeitig denken. Von der Marktbewegung her sind wir in der Eifel sicherlich Profiteure in Zukunft. Aber wir müssen uns auch klug aufstellen.
SWR Aktuell: Was sind Urlaubstrends für die Eifel?
Schäfer: Gut laufen unsere naturnahen Angebote, ob das die Mehrtageswanderungen auf dem Eifelsteig sind, dann aber heute auch die Radwege. Die Radwege, die wir haben, sind natürlich auch bei der Topographie der Eifel überhaupt kein Problem mehr, wenn man mit dem E- Bike unterwegs ist. Also da sind spürbar mehr Gäste unterwegs aller Altersgruppen.
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Und dann gibt es aber auch ruhigere Themen so in den Herbstmonaten bis in den November hinein mit "Wohlfühlen". Wellness, sich etwas gönnen oder auch kulinarische Genüsse, Das Genießen regionaler Produkte oder regionaler Erzeugnisse - auch in Verbindung mit Wein oder alkoholischen Getränken- spielt heute schon eine große Rolle und wird von unseren gastronomischen Betrieben angeboten.
SWR Aktuell: Die Eifel Tourismus GmbH arbeitet über Ländergrenzen hinweg für die Eifel. Hat das auch dafür gesorgt, dass es inzwischen so etwas wie ein "Eifel-Gefühl" gibt?
Schäfer: Ja, ich denke mit der Gründung der Eifel Tourismus GmbH gab es einen Ankerpunkt. Da konnten sich viele mit anfreunden. Dann gab und gibt es natürlich starke Partner, die uns während dieser Zeit begleitet haben. Die Regionalmarke Eifel mit den tollen Produkten aus der Eifel. Ich möchte erinnern an den Nationalpark Eifel, der auch 2004 wie die Regionalmarke gegründet worden ist. Der Unesco Geopark in der Vulkaneifel. All das sind Partner, die dazu begetragen haben, dass das Selbstwertgefühl der Eifelerin, des Eifelers doch spürbar gestiegen ist.
SWR Aktuell: Werden Sie als Rentner touristische Angebote überhaupt nutzen können , ohne innerlich zu bewerten oder Mängel zu sehen?
Schäfer: Das muss ich sicherlich etwas üben. Aber das Genießen will ich mir nicht abgewöhnen. Genießen und in der Natur unterwegs zu sein, das gehört schon dazu. Es ist ein Privileg, hier in der Eifel zu leben.