Eva Jochmann, Geschäftsführerin des Frauennotrufs Mainz räumt mit einem Vorurteil auf: „Die meisten Menschen denken, Frauen sind Opfer, Männer sind Täter. Aber auch Männer erleben sexualisierte Gewalt."
Entsprechend dünn gesät sind auch die Hilfsangebote für Männer. Während es für weibliche Betroffene bereits 12 Anlaufstellen in Rheinland-Pfalz gibt, existiert bisher landesweit nicht eine einzige für Männer. "Wir machen hier in Mainz jetzt den Start", sagt Eva Jochmann, "wir schließen die Versorgungslücke."
Erste landesweite Beratung für Männer
Der Mainzer Frauennotruf hat extra eine Beratungsstelle für Männer und Transpersonen eröffnet. Sie ist etwa einen Kilometer von der Frauenberatungsstelle entfernt. „Wir haben die beiden Büros bewusst räumlich voneinander getrennt, um jeweils die Schutzräume zu erhalten", erklärt Eva Jochmann, Geschäftsführerin des Mainzer Frauennotrufs.

Neben Männern und Jungen können auch TIN-Personen zur neuen "Männer*beratung" kommen. Die Abkürzung TIN steht für Trans, Inter und Nicht-binär und soll durch das Sternchen im Namen repräsentiert werden. Damit wolle der Verein deutlich machen: "Wir sind offen für alle Geschlechter", so Jochmann.
Schon seit Jahren melden sich immer wieder Männer bei uns, aber sie wissen nicht, ob sie willkommen sind.
Dass auch bei diesen Personengruppen Bedarf an Hilfsangeboten besteht, davon gehen die Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs fest aus.
Männer sollen schnell Hilfe bekommen
Im vergangenen Jahr hätten sich insgesamt 14 Männer getraut, beim Frauennotruf anzurufen. Viele seien verunsichert, denn sie würden gar nicht wissen, ob sie beim Frauennotruf Hilfe bekommen, erzählt Eva Jochmann. Natürlich habe der Frauennotruf auch Männern geholfen, wenn sie sexualisierte Gewalt erleiden mussten.
Damit sie sich aber ohne Hemmungen Hilfe organisieren können, sei es wichtig gewesen, eine eigene Beratungsstelle einzurichten, meint Jochmann.
Der Frauennotruf Mainz hat für die Männer*beratung eine neue Mitarbeiterin eingestellt. Sie heißt Leah Krieger und hat Soziale Arbeit studiert. Zusammen mit Eva Jochmann führt sie die Gespräche in der neuen "Männer*beratung". Die Arbeit werde sich nicht wesentlich von der des Frauennotrufs unterscheiden, erklärt Krieger. "Die Ursachen für die Gewalt sind dieselben, nur die Person, die vor uns sitzt, ist eine andere."