In Rheinland-Pfalz gibt es immer mehr Fälle von Gewalt gegen Frauen. Aus Angst und Scham verzichten viele auf eine Anzeige und sogar auf wichtige medizinische Untersuchungen.
Das will das neue Angebot "Vertrauliche Hilfe nach Gewalt" ändern. In elf Kliniken können sich Frauen ab jetzt rund um die Uhr kostenlos, vertraulich und ohne Anmeldung untersuchen lassen, wenn sie Opfer einer Gewalttat wurden. Mit dabei sind unter anderem die Unimedizin in Mainz und das Klinikum Worms.
Befund kann wichtig für Gerichtsverfahren sein
Neben der medizinischen Untersuchung besteht dort auch die Möglichkeit, dass Beweise der Gewalttat für eine Strafanzeige gesichert werden. Körperliche Verletzungen wie blaue Flecken oder Kratzer verheilten zum Teil innerhalb weniger Tage, heißt es vom rheinland-pfälzischen Frauenministerium. DNA-Spuren könnten durch Waschen oder Duschen verloren gehen.
Für ein mögliches Strafverfahren seien solche Spuren aber wichtig. Mit Einwilligung der Frauen würden deshalb auch die Spuren der Tat gesichert. Das Ganze passiere diskret und koste nichts. So hätten die Betroffenen Zeit, sich zu überlegen, ob sie die Gewalttaten zur Anzeige bringen wollen.
Denken Sie daran, dass Sie nicht allein sind. Es gibt Unterstützung und Hilfe.
Hilfe auch für Männer und Jugendliche
Nach Angaben des Ministeriums werden alle Ärztinnen und Ärzte in den elf Kliniken im Umgang mit Menschen geschult, die Opfer einer Gewalttat wurden. Alle unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht. Nur die Patienten können die Mediziner von der Schweigepflicht entbinden und erst dann dürfen beispielsweise Ärzte der Polizei bei Ermittlungen Auskunft geben.
Natürlich können auch Männer Opfer häuslicher Gewalt werden - ebenso wie Jugendliche. Auch für sie ist das Angebot "Vertrauliche Hilfe nach Gewalt" gedacht. Jugendliche ab 14 Jahren können es nutzen, auch ohne ihre Eltern darüber zu informieren.
Beweise werden in der Rechtsmedizin in Mainz aufbewahrt
Die Unterlagen werden in Mainz in der Rechtsmedizin aufbewahrt. Wenn Strafanzeige erstattet wird, werden die Beweise an die Staatsanwaltschaft weitergegeben. Vorausgesetzt, die Frauen stimmen dem zu.
Das Projekt "Vertrauliche Hilfe nach Gewalt" wird vom rheinland-pfälzischen Frauenministerium mit rund 280.000 Euro im Jahr gefördert. An dem Projekt haben unter anderem die Universitätsmedizin Mainz, die Rechtsmedizin in Mainz und Organisationen wie Frauennotruf und Frauenhäuser mitgearbeitet.
SWR1 Sonntagmorgen Gewalt gegen Frauen nimmt zu
Die Zahlen erschüttern. Fast 1.000 Frauen wurden 2023 Opfer von Tötungsversuchen, 360 starben. So das Bundeskriminalamt zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen.