Ein gesprengter Geldautomat ist in einem Bankgebäude zu sehen.

Trotz bundesweitem Rückgang

Mehr gesprengte Geldautomaten in Baden-Württemberg

Stand

Ein lauter Knall, dann fehlt das Geld: Immer wieder werden Geldautomaten in die Luft gejagt - teils mit tödlichen Folgen. Baden-Württemberg gehört zu den Hotspots in Deutschland.

Trotz sinkender bundesweiter Zahlen gibt es in Baden-Württemberg immer mehr Sprengungen von Geldautomaten. Im ersten Halbjahr 2024 waren es nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) 27 Fälle im Land. Das waren zehn Sprengungen mehr als in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres. Im gesamten Jahr 2023 waren nach dem Sicherheitsbericht des Landes in ganz Baden-Württemberg 42 Fälle registriert worden. Das war ein Plus von knapp 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Sprengen von Geldautomaten durch Kriminelle habe Experten zufolge den klassischen Bankraub weitestgehend abgelöst.

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Hoher Sachschaden durch Geldautomaten-Sprengungen in BW

In einigen Fällen waren Kriminelle zwar nicht erfolgreich, weil beispielsweise die Sprengung nicht auslöste. Dennoch erbeuteten sie im vergangenen Jahr rund 1,9 Millionen Euro. Der Sachschaden lag mit 4,3 Millionen Euro deutlich höher.

Im Gegensatz zu Baden-Württemberg sank die bundesweite Zahl der gesprengten Geldautomaten 2023. Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnete 461 Fälle, 7,1 Prozent weniger als 2022, als mit 496 Geldautomatensprengungen ein Höchstwert erreicht worden war. Den Rückgang führt das BKA auf eine bessere Zusammenarbeit der Polizei im In- und Ausland zurück.

Geldräuber werden immer brutaler

Laut dem Lagebild des BKA ist das Vorgehen der Täterinnen und Täter gefährlicher geworden. In bundesweit rund 90 Prozent der Sprengungen verwendeten sie feste explosive Stoffe wie Pyrotechnik oder auch militärische Sprengstoffe statt wie noch vor einigen Jahren überwiegend Gas oder Gasgemische. Dadurch entstehen erhebliche Schäden. Auf Unbeteiligte nehmen die Täter keine Rücksicht, zum Teil geschehen die Taten in Wohngebieten.

Prozesse und Sprengungen sorgen für Aufsehen

Für Schlagzeilen sorgten im laufenden Jahr gleich mehrere Sprengungen und auch Prozesse zu Taten in Baden-Württemberg. Vor einem Monat verurteilte das Landgericht Bamberg 15 Männer vor allem aus den Niederlanden zu Haftstrafen zwischen einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung sowie fünf Jahren und elf Monaten Haft. Sie hatten eingeräumt, zahlreiche Geldautomaten in Bayern und Baden-Württemberg in die Luft gejagt und Bargeld in Millionenhöhe erbeutet zu haben.

Knapp zwei Wochen zuvor war bereits ein Automatensprenger, der bei einer halsbrecherischen Flucht vor der Polizei den Tod eines unbeteiligten 45-jährigen Mannes verschuldet hatte, wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Mann war Teil eines Trios ebenfalls aus den Niederlanden. Nach Überzeugung des Karlsruher Landgerichts hatte dieses im November nach einer Sprengung in Wiernsheim nahe Pforzheim 41.000 Euro Bargeld erbeutet. Bei der anschließenden Flucht mit hohem Tempo über das Land steuerte der damals 30-Jährige den Fluchtwagen als Falschfahrer auf die Autobahn 6 und verursachte einen verhängnisvollen Crash.

Täter werden immer wieder in den Niederlanden vermutet

Immer wieder führen die Spuren der Täter in die Niederlande. Nach Angaben des Landeskriminalamts gibt es dort feste Strukturen. Die Banden seien getrieben von Habgier und schlügen professionell zu, sagte LKA-Präsident Andreas Stenger Ende vergangenen Jahres. In den Niederlanden werde aber zunehmend elektronisch mit Karte bezahlt, daher gehe dort die Zahl der Geldautomaten zurück. Die noch vorhandenen und immer besser gesicherten Geräte lagerten nur noch kleinere Summen.

Nach einem Täterprofil des Landeskriminalamts NRW soll hinter einem Großteil der Sprengungen eine Szene von mehreren Hundert Menschen nordafrikanischer Herkunft stecken, die in niederländischen Städten wie Utrecht und Amsterdam leben.

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Bürgermeister alarmiert wegen gesprengter Geldautomaten

In den Kommunen im Land haben die Sprengungen Folgen - teilweise werden Automaten abgebaut, etwa in Lörrach. Erst im vergangenen Mai schlugen Rathauschefs vom Oberrhein öffentlich Alarm und forderten in einem Brandbrief von der Polizei mehr Anstrengungen, um das Sprengen von Geldautomaten einzudämmen. Es sei nicht hinnehmbar, dass Banken gezwungen seien, private Sicherheitsdienste zum Schutz der Automaten einzusetzen, schrieben die Bürgermeister von Bad Krozingen, Staufen, Breisach, Hartheim und Heitersheim an den Freiburger Polizeipräsidenten. Sie verlangten zusätzliche Polizeikräfte in der Region südlich von Freiburg.

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Die Kreditinstitute setzen auf Gegenmaßnahmen, allerdings nicht flächendeckend. Neben Alarmanlagen, sprengsicheren Tresoren und Geldeinfärbungssystemen gibt es neuerdings auch Nebelmaschinen. Die Sparkasse Heidelberg zum Beispiel baut diese derzeit in ihre Filialen ein: Wer dort nachts in eine geschlossene Filiale einbricht, soll innerhalb von wenigen Sekunden im Nebel stehen und dadurch die Orientierung verlieren.

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