Gesprengte Geldautomaten werden in Baden-Württemberg zum Dauerproblem. Laut Landeskriminalamt wurden im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg 34 Geldautomaten gesprengt. Die Zahl steigt und die Täter sind dabei auch immer erfolgreicher. Knapp 1,9 Millionen Euro konnten die Täter 2022 erbeuten. Weil dabei auch oft Gebäude beschädigt werden, gehen die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden und die Volksbank Dreiländereck in Lörrach jetzt auf Nummer sicher.
Geld abheben in Lörrach nur noch tagsüber
Die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden hat einige ihrer Bankautomaten im Außenbereich bereits abgebaut. Geld abheben geht in den SB-Bereichen nur noch zwischen 5 Uhr und 23 Uhr. Die Volksbank Dreiländereck zieht hier bald nach. Teilweise öffnen deren SB-Bereiche dann erst um sechs Uhr morgens. Insgesamt werden etwa zehn Standorte von Geldautomaten der Sparkasse und der Volksbank abgebaut.
SWR-Reporterin Katharina Seeburger berichtet über die abgebauten Bankautomaten in Lörrach:
Sprengung von Geldautomaten oft für Anwohner gefährlich
Zu detailliert möchten die Banken nicht auf ihre Risikoanalyse eingehen. Gründe sind laut dem Vorstand der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden, Rainer Liebenow, aber unter anderem die Nähe zur Grenze und der schnelle Zugang zu Autobahnanschlüssen.
Vorstandsmitglied Marco Kückmann von der Volksbank Dreiländereck ergänzt als Grund die Nähe zu bewohnten Gebäuden. "Die Automaten stehen nicht einfach irgendwo im freien Gelände. Sie sind hier in einer urbanen Struktur auch in Häusern angebracht", sagt Kückmann.
Grenznähe ist Risikofaktor bei Sicherheit von Bankautomaten
Ende November wurde in Lörrach ein Geldautomat im Vorraum eines Supermarktes aufgebrochen. Die letzte Sprengung eines Bankautomaten im Kreis Lörrach war 2019 in Weil am Rhein. Akut scheint die Gefahr im Kreis Lörrach im Moment nicht. Doch vor allem Kommunen in Grenznähe gelten laut Landeskriminalamt (LKA) als gefährdet.
Laut Polizeisprecher Thomas Batzel vom Polizeipräsidium Freiburg sind Polizeipräsidien mit einer Außengrenze häufiger von dem Phänomen betroffen als Präsidien im Landesinneren. "Die Täter agieren oft aus dem benachbarten Ausland heraus und ziehen sich nach einer Tat auch dorthin wieder zurück", sagt Batzel.
Auch in der Schweiz werden immer mehr Geldautomaten gesprengt
Die Banken in Lörrach wollen vorsorgen. Vor allem mit Blick auf die Schweiz. Dort haben Angriffe auf Bankautomaten in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Im vergangenen Jahr gab es dort laut dem Schweizer Bundesamt für Polizei 55 Vorfälle, dabei wurden 20 Geldautomaten gesprengt. Zuletzt sei besonders die Nordwestschweiz betroffen gewesen - also auch die grenznahen Kantone Basel-Land und Basel-Stadt.
Innenminister Strobl fordert technisches Nachrüsten der Bankautomaten
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) fordert von den deutschen Banken, technisch nachzurüsten. Etwa durch Einfärbe- und Klebesysteme, wie sie in Frankreich und den Niederlanden zum Einsatz kommen. Dadurch soll Bargeld bei einer Sprengung unbrauchbar gemacht werden.
Kückmann von der Volksbank Dreiländereck hält dagegen. Natürlich rüste man auch technisch auf, aber die technischen Lösungen seien dem Automaten nicht anzusehen. "Im Moment scheint der Anreiz für die Täter noch so hoch zu sein und das Risiko, entdeckt zu werden im Nachhinein so niedrig, dass es sich lohnt, auch auf Verdacht einen Automaten zu sprengen", sagt Kückmann.
Liebenow von der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden sieht das genauso. Ein technisches Aufrüsten könne aus seiner Sicht nicht verhindern, dass Täter versuchen, Geldautomaten zu sprengen. "100 Prozent Sicherheit gibt es nicht. Es werden ja auch Automaten gesprengt, die entsprechend gesichert sind", sagt Liebenow.
Wird nachts Geld abheben in Lörrach bald zum Problem?
Wer in Lörrach in Zukunft also nachts Geld abheben will, wird es bald schwerer haben. Das bedauern die Banken. Aber: "Menschenleben stehen im Vordergrund. Da muss der Service an der Stelle leider ein bisschen zurückstehen", sagt Kückmann.
Die Menschen in Lörrach sind dazu unterschiedlicher Meinung, wie eine nicht repräsentative SWR-Umfrage in der Lörracher Fußgängerzone zeigt. Eine Frau, die gerade Geld abgehoben hat, findet die Reaktion der Banken gut. "Zum Teil wohnen auch Leute in dem Haus. Da muss man auf Sicherheit achten", sagt sie.
Ein jungen Mann ist geteilter Meinung. Auch er versteht das Problem der Banken. Aber er selbst zahlt gerne mit Bargeld. Es werde jetzt schwierig, wenn man nachts Geld braucht.