Sie haben laut Anklage bei Banken in ganz Deutschland zugeschlagen und Beute in Millionenhöhe gemacht: 15 Männer aus den Niederlanden und Belgien sollen auch in Baden-Württemberg Geldautomaten gesprengt und mehr als 3,3 Millionen Euro erbeutet haben. Der erste Fall in Baden-Württemberg war laut LKA am 10. November 2021 in Wolpertshausen (Kreis Schwäbisch Hall). Vor dem Landgericht im bayerischen Bamberg könnte am Mittwoch ein Urteil fallen, berichtet der Bayerische Rundfunk.
Schaden in Millionenhöhe angerichtet
Die 30 Taten, die den Angeklagten vorgeworfen werden, beziehen sich auf einen Zeitraum zwischen 2021 und 2023. Sie fanden überwiegend in Bayern und Baden-Württemberg statt. Die Tatorte reichen von Aalen (Ostalbkreis) über Heidelberg-Rohrbach, Mannheim-Feudenheim, Möckmühl-Züttlingen und Bad Rappenau-Bonfeld (beides Kreis Heilbronn) bis nach Gerlingen (Kreis Ludwigsburg) oder Bretzfeld-Schwabbach (Hohenlohekreis). Die Bande soll in wechselnder Besetzung agiert haben, sie waren immer nachts unterwegs und benutzten als Fluchtfahrzeug einen 600 PS starken Audi RS6. Der Schaden durch die Sprengungen wird auf mehr als 5,5 Millionen Euro geschätzt. Die Bande agierte von den Niederlanden aus.
![Gesprengter Geldautomat in einer Bankfiliale in Möckmühl-Züttlingen (Kreis Heilbronn) (Foto: SWR) Gesprengter Geldautomat in einer Bankfiliale in Möckmühl-Züttlingen (Kreis Heilbronn)](/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/1721745000363%2Cgeldautomat-gesprengt-moeckmuehl-zuettlingen-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
XXL-Prozess durch Deals abgekürzt
Da die Räumlichkeiten des Landgerichts im bayerischen Bamberg zu klein für einen solch großen Prozess sind, wurde der Prozess in die Sporthalle der Bundespolizei verlegt. Ursprünglich waren Verhandlungstage bis Ende Januar 2026 angesetzt. Das Gericht hatte sich zuletzt mit den Angeklagten und der Staatsanwaltschaft allerdings auf eine Ober-und Untergrenze des Strafmaßes einigen können.
![Sicherstellung Tatfahrzeug (Foto: LKW BW ) Sicherstellung Tatfahrzeug](/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/1721745001762%2Cgeldautomat-fluchtfahrzeug-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Laut Informationen des Landgerichtssprechers Kaspar Hansen wurden mit den mutmaßlichen Tätern Strafen zwischen einem Jahr und neun Monaten bis zu sieben Jahren und zwei Monaten ausgehandelt. Am Dienstag soll die Beweisaufnahme geschlossen werden, im Anschluss folgen die Plädoyers. Am Mittwoch könnte daher bereits das Urteil fallen, sofern die Plädoyers wie erwartet kurz gehalten werden.
Geldautomatensprenger von Offenau weiter auf freiem Fuß
Derweil gab es große Aufregung um fünf mutmaßliche Geldautomatensprenger, die unter anderem im Juni in Offenau (Kreis Heilbronn) zugeschlagen haben sollen. Zunächst hieß es nur, die Männer seien wieder auf freiem Fuß. Erst später klärte sich: Sie sind gegen Auflagen frei gekommen. Das bestätigte ein Sprecher der Amsterdamer Staatsanwaltschaft. Sie müssen sich Ende August einer Anhörung stellen. Im September soll dann entschieden werden, ob sie nach Deutschland ausgeliefert werden. Die fünf Männer sollen 21 Geldautomaten gesprengt und einen Millionenschaden verursacht haben, darunter eben auch in der Markthalle Offenau. Nach monatelanger Observation waren sie kurz nach der Offenauer Tat in Rotterdam in den Niederlanden festgenommen worden.