Er leitet den grünen Schatz der Universität Ulm, den Botanischen Garten – und das noch gar nicht lange: Steven Jansen, Ökologe und Botaniker. Ein Ort, an dem es für Besucher viel zu entdecken gibt, seltene Pflanzen aus fernen Ländern. Noch spannender ist der Botanische Garten für Wissenschaft und Forschung.
SWR Aktuell: Gibt es einen Ort im Botanischen Garten, an dem Sie am liebsten sind?
Steven Jansen: Es gibt ganz viele Stellen. Die zwei letzten Gewächshäuser, die Nummern vier und fünf, wo wir Tieflandregenwald und Bergregenwald haben, sind wunderschön gelungen, finde ich. Es ist einfach schön, sich da hinzusetzen und zu schauen.
SWR Aktuell: Beneiden Sie viele Menschen um ihren Arbeitsplatz?
Vielleicht. Es ist eine schöne Aufgabe. Ich finde es spannend, mit einem Team zusammenzuarbeiten und drei Sachen zusammenzubringen: Forschung, Lehre und die Öffentlichkeitsarbeit. Der Botanische Garten ist eine Brücke von oben, von unserem Campus in Richtung Stadt. Viele Leute sehen gerne Pflanzen. Auch wenn sie nicht allzu viele Pflanzen kennen, welche Arten es sind, genießen sie es, da draußen im Grünen zu sein, die Ruhe, die Entspannung. Das ist wichtig.
SWR Aktuell: Warum ist Öffentlichkeitsarbeit so wichtig?
Für uns ist es wichtig, den Leuten mitzuteilen, was wir machen, woran wir forschen. Auch wenn wir an den Klimawandel denken, der hängt sehr eng zusammen mit den Pflanzen und ihrem Wachstum. Wie die Pflanzen das Wetter bestimmen, und umgekehrt, wie das Wetter das Wachstum der Pflanzen bestimmt. Und so möchten wir auch die Talking Trees nutzen, um digital mitzuteilen, dass ein Baum nicht einfach schön ist. Er macht auch etwas ganz Besonderes für uns, bringt uns diese Ökosystemleistungen, die wir brauchen.
SWR Aktuell: Sie sprechen die Talking Trees an, also sprechende Bäume, was sind Talking Trees?
Man nützt Sensoren, um kontinuierlich etwas zu messen, verschiedene Parameter, die etwas sagen über Wachstum und Stress, oder Resistenz eines Baum oder einer Pflanze. Die Bäume sprechen nicht selbst, aber man kann die Daten übersetzen, um sagen zu können, ob die Pflanze das jetzt gut macht, oder ob sie bisschen Stress hat, oder ob sie wirklich krank wird.
SWR Aktuell: Das sind ja Probleme oder Herausforderungen, die wir durch den Klimawandel haben, auch was Bäume in der Stadt angeht, zum Beispiel, weil die Bäume künftig mit anderen Bedingungen klarkommen müssen.
Genau, im Stadtzentrum ist es schwieriger, da sind die Temperaturen etwas höher, da wird dann auch ein Baum wichtig, um Kühlung zu bringen.
SWR Aktuell: Müssen wir, was Bäume in der Stadt angeht, umdenken? Brauchen wir in Zukunft andere Baumarten dort, die mit den künftigen Bedingungen besser zurecht kommen?
Viele Arten hatten es wirklich schwer, die letzten Jahre. 2018 war extrem trocken, 2019 und 2020 waren ziemlich trocken. Die Fichten haben beispielsweise mit dem Borkenkäfer Riesenprobleme. Aber auch unsere Esche stirbt, das ist nicht nur der Trockenstress, das sind auch Pilze. Viele Baumarten haben es schwer, unsere Buche, unsere Eiche. Vier von fünf Bäumen sind eigentlich geschwächt.
SWR Aktuell: Welche Bäume müssten wir dann künftig anpflanzen, die klimaresistent sind?
Wenn wir neue Arten einschleppen, wie die Douglasie, ist natürlich die Frage, wie wir dadurch auch das Ökosystem ändern. Oder sollten wir Bäume aus dem Mittelmeerraum anpflanzen, wo die Arten besser mit Trockenheit umgehen können, zum Beispiel die Steineiche. Ich würde im Moment eher sagen, nein. Aber wir sehen jetzt auch, dass es unglaublich schnell geht mit dem Klimawandel und wie das sich ändert.