Die Amokfahrten von Mannheim, München und Magdeburg wirken noch nach - denn in den Rathäusern in der Region Stuttgart ist die Sicherheit bei Veranstaltungen weiter ein großes Thema. Nach der Fastnacht stehen bald Frühlingsveranstaltungen an. Kommunen haben dafür teils neue Sicherheitskonzepte erarbeitet. In Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) hat das jedoch bereits zur Absage eines Festes und einem Streit zwischen der Stadt und dem bisherigen Veranstalter geführt. In Göppingen wiederum hat sich der Gemeinderat zu einer sechsstelligen Investition in die Sicherheit entschlossen.
Veranstaltern sind Auflagen teilweise zu hoch
Der Gewerbeverein "Aktive Unternehmer Bietigheim-Bissingen" wollte das traditionelle Osterbrunnenfest auch in diesem Jahr wieder ausrichten. Die Stadt antwortete dem Verein aber, in diesem Jahr brauche es mobile sowie feste Zufahrtssperren als Schutz vor Autos. Den Unternehmen wurde dadurch aber der planerische und finanzielle Aufwand für das eintägige Stadtfest am Sonntag, dem 13. April zu groß, teilten sie dem SWR mit - sie sagten das Osterbrunnenfest daraufhin ab.
Die Stadt teilte dem SWR mit, sie habe die Sicherheitskonzepte für größere Veranstaltungen in Bietigheim-Bissingen überarbeitet. Bei Events in kleineren Stadtteilen seien diese Maßnahmen etwa in Form von Blockaden bereits praktiziert worden. Für das große Osterbrunnenfest sei bereits viel vorbereitet gewesen.

Umso überraschender sei für die Stadt die plötzliche Absage des Unternehmer-Vereins gewesen, sagte eine Sprecherin. Andere Einzelhändler seien bereits auf die Stadt zugekommen und hätten bedauert, dass das Fest samt verkaufsoffenem Sonntag nicht stattfinde. Jetzt suche man das Gespräch mit dem Gewerbeverein, um immerhin weitere Veranstaltungen später im Jahr gemeinsam organisieren zu können, so die Stadt.
Die "Aktiven Unternehmer" sehen eine Schuld für den Ausfall des Osterbrunnenfests nicht bei sich. Als ehrenamtliche Veranstalter sei es nicht ihre Aufgabe, in der Freizeit Sicherheitskonzepte zu erarbeiten und Bedrohungen abzuschätzen, sagte der Vorsitzende Sven Schaller dem SWR. Er fordert von Bund, den Länder und den Kommunen, verbindliche und finanziell tragbare Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen zu entwickeln.
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Ein Mann fährt am Montag in Mannheim mit einem Auto in eine Menschenmenge, tötet zwei Menschen, verletzt elf weitere. Nun stellt sich die Frage nach Lehren aus der Tat.
Göppingen: Rund 300.000 Euro für Anti-Terror-Sperren
In Göppingen zieht man vor allem eine Lehre aus den Anschlägen und Amokfahrten der vergangenen Monate: Die Sicherheitskonzepte gingen bislang davon aus, dass in erster Linien Hauptzufahrten zu sichern sind. Doch auch über Nebenzufahrten könnten empfindliche Angriffe auf städtische Veranstaltungen erfolgen, heißt es nun in einer Mitteilung der Stadt.

Sobald sich Veranstaltungen über den Marktplatz hinaus erstrecken, müsse man deshalb nun auch die Seitenbereiche absichern. Der Gemeinderat hat daher beschlossen, zehn zusätzliche Anti-Terror-Poller und zwölf überfahrbare Terror-Sperren zu kaufen - für etwa 300.000 Euro. Nur so seien größere Veranstaltungen wie das Stadtfest, de Maimarkt oder der Maientag vertretbar. Die Stadt geht davon aus, dass sie die mobilen Sperren auch an Kommunen aus dem Umland für deren Veranstaltungen vermieten kann.