Reiche Schweizer als Anschlagsziel

Anklage wegen versuchter Erpressung gegen Sprengstoffkäufer aus der Schweiz

Stand
Autor/in
Daniel Glaus (SRF)
Holger Schmidt (SWR)

Vor rund einem Jahr wurden sie spektakulär am Stuttgarter Fernsehturm wegen eines möglichen Sprengstoffverbrechens festgenommen. Nun werden zwei Männer aus der Schweiz unter anderem wegen versuchter Erpressung angeklagt.

Es war eine Ermittlung wie im Krimi: Im "Darknet", dem verborgenen Teil des Internets, sollen sich zwei Männer aus der Region Basel im vergangenen Jahr für Sprengstoff interessiert und ein Geschäft vereinbart haben. Viermal 500 Gramm Plastiksprengstoff wollten sie kaufen und 2.000 Euro dafür bezahlen. Doch als die beiden Mitte 20-jährigen Schweizer am Treffpunkt am Stuttgarter Fernsehturm ankamen, warteten statt des Verkäufers Elitepolizisten des SEK Baden-Württemberg. Die Handschellen klickten.

Blick auf den Fernsehturm und die Innenstadt von Stuttgart
Festnahme am Fernsehturm Stuttgart

Mehrere Monate waren die beiden Männer auf Betreiben der Staatsanwaltschaft Stuttgart in Untersuchungshaft und wurden dann in die Schweiz ausgeliefert. Denn auch dort lief ein Ermittlungsverfahren - und gegenüber den deutschen Ermittlern hatten beide beharrlich geschwiegen. Was sie mit dem Sprengstoff wollten, blieb unklar. Spekuliert wurde über Bezüge zur Organisierten Kriminalität oder zu gewaltbereiten Fußball-Hooligans.

Nach mehr als einjähriger Ermittlung hat jetzt die Bundesanwaltschaft der Schweiz (BA) nach gemeinsamen Recherchen des SWR und des schweizerischen Rundfunks SRF die beiden Männer vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona (Kanton Tessin) angeklagt. Sie wirft ihnen unter anderem versuchte Erpressung und Sprengstoffverbrechen vor.

Die beleuchtete Tastatur eines Laptops spiegelt sich im Bildschirm
Darknet: Der verborgene Teil des Internets

Erpressung von reichen Familien als Tatplan

Reiche und bekannte Einzelpersonen und Familien im Großraum Basel sollen nach den Ermittlungen der schweizerischen Polizei und der BA das Ziel der beiden Männer gewesen sein. Mit dem Plastiksprengstoff wollten sie demnach Anschläge verüben, um diese Personen danach zu erpressen und Bitcoins zu erbeuten. Sie hätten dies aus "Gewinnsucht sowie Habgier und Rücksichtslosigkeit gegenüber Leib und Leben Dritter" geplant und dabei die schwere Verletzung oder gar Tötung bei ihren Planungen billigend in Kauf genommen, heißt es nach Informationen des SRF in der Anklageschrift der Bundesanwaltschaft.

Auch ein weiteres Verbrechen bringen die schweizerischen Behörden mit den beiden Männern in Verbindung. Ein Sprengstoffanschlag am 30. März 2022 in Basel im Stadtteil Bruderholz soll von ihnen herbeigeführt worden sein und es soll schon damals um Erpressung gegangen sein. Es entstand ein Sachschaden von rund 170.000 Schweizer Franken (circa 178.000 Euro).

Blick auf das Bundesstrafgericht.
Das Bundesstrafgericht in Bellinzona ist für den Prozess gegen die beiden Männer zuständig

Anklage in Bellinzona

Auch wenn die beiden Männer aus den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Land und damit aus der Deutschschweiz stammen, findet der Prozess in Bellinzona statt, weil das dortige Bundesstrafgericht für derartige Verfahren und die gesamte Schweiz zuständig ist. Den Männern droht im Fall einer Verurteilung eine lange Haftstrafe.

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