Bahnverkehr seit Unwetter eingestellt

Tausende Pendler betroffen: Ist die Wieslauftalbahn zu retten?

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Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

Im Juni wütete ein Unwetter im Rems-Murr-Kreis. Seitdem fährt zwischen Schorndorf, Rudersberg und Welzheim kein Zug mehr. Vor Ort ist die Angst groß, dass die Bahn nie wieder fahren wird.

Seit dem Unwetter Anfang Juni ist der Betrieb auf der Wieslauftalbahn zwischen Schorndorf und Rudersberg (Rems-Murr-Kreis) eingestellt. Weggespülter Schotter, in der Luft hängende Gleise, unter Schlamm begrabene Schienen - die Schäden sind schon auf den ersten Blick enorm. Busse fahren nun stattdessen zwischen den Ortschaften und können den Pendlerverkehr laut Rudersberger Stadtverwaltung kaum bewältigen. Der Wille sei zwar groß, die Bahn möglichst schnell wieder fahren zu lassen - doch wie so oft hängt alles an der Finanzierung. Auch der Abschnitt von Rudersberg nach Welzheim (ebenfalls Rems-Murr-Kreis), der von einem Verein ehrenamtlich betrieben wird, ist stark beschädigt.

Bürgermeister: Die Bahn ist eine wichtige Lebensader

Für den Bürgermeister von Rudersberg, Raimon Ahrens (parteilos), ist klar, dass die Bahn wieder fahren muss. "Nur mit der Bahn erreichen wir die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, die wir haben wollen." Aktuell könne man bei den Busverbindungen sehen, wie unzuverlässig die Anschlüsse in Schorndorf werden, wenn sich der Bus durch den Stau auf den überfüllten Landstraßen kämpft und dadurch Verspätung hat.

Die Wieslauftalbahn ist eine wichtige Lebensader für Rudersberg und Schorndorf. Wir werden alles dran setzen, mit der Wieslauftalbahn wieder in Betrieb zu gehen.

Mit dem Wiesel - so nennen die Pendlerinnen und Pendler die Wieslauftalbahn - käme man nicht nur zum Anschlusszug nach Stuttgart, sondern die Bahn sei auch eine wichtige Pendler-Verbindung für Schülerinnen und Schüler. Sowohl in Rudersberg als auch in Schorndorf gebe es weiterführende Schulen, erklärt Ahrens. 4.000 Fahrgäste sind laut dem Bürgermeister täglich mit der Bahn gefahren. Das bestätigt auch die Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft (WEG), die den Betrieb auf der Strecke durchführt.

Wieslauftalbahn: Frage nach der Finanzierung bleibt

Immerhin: Sowohl die Infrastruktur auf der Talstrecke als auch die Fahrzeuge sind versichert. Noch ist aber unklar, wie hoch die Versicherungssumme für die Schäden sein wird - und wie hoch die Summe ist, die dann noch übrig bleibt. Ein Gutachten soll zunächst die genaue Schadenshöhe ermitteln. Aber der Zweckverband aus den Kommunen Rudersberg wie Schorndorf und dem Rems-Murr-Kreis macht jetzt schon deutlich: Sie haben kaum Geld. Außerdem kämpfen sie auch unabhängig von der Bahn mit den Schäden nach dem Unwetter. Irgendwo muss also das Geld für die Sanierung der Bahn herkommen.

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Vergangene Woche hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) Rudersberg besucht und sich ein Bild von den Schäden gemacht. In Bezug auf die Wieslauftalbahn sagte er: "Jedenfalls wird sie repariert." Aber auch er machte klar, dass dafür erst einmal geklärt werden müsse, wer welche Anteile dafür zu übernehmen habe.

Die Frage ist nur, wer welchen Anteil davon übernimmt. Sowas muss man verhandeln und da muss jeder seinen Beitrag zu leisten.

Weggespültes Gleisbett und kaputte Züge

Laut der WEG sind vor allem drei Stellen der Strecke zwischen Schorndorf und Rudersberg stark beschädigt: ein Bahnübergang bei der Rudersberger Wagenhalle, ein Bahnübergang in Schlechtbach sowie die Bahnhofseinfahrt von Mittelsbach. An allen drei Stellen hängen die Gleise und zum Teil sogar Weichen in der Luft, der Bahndamm darunter existiert nicht mehr.

In Schlechtbach bei Rudersberg ist nach dem Unwetter vom Damm der Wieslauftalbahn nichts mehr zu sehen.
Hier fährt erstmal kein Zug mehr - auch in Schlechtbach bei Rudersberg ist auf mehreren Meter vom Bahndamm nichts mehr zu sehen. Die Gleise hängen in der Luft. Ein Zugverkehr ist aktuell unmöglich.

Dazu kommt, dass auch sechs Triebzüge, die in Rudersberg während des Unwetters abgestellt waren, beschädigt sind. Aktuell sind die Züge nicht mehr fahrbereit, Schlamm und Wasser hat die Radsätze, den Fußboden, die Elektronik - fast alles beschädigt. Vor Ort können die Fahrzeuge nicht repariert werden. Manche Fahrzeuge könnten sogar einen Totalschaden davon getragen haben. Aber die Züge können zur Reparatur wegen der Streckenschäden auch nicht an die Hauptstrecke nach Schorndorf gebracht werden - eine verzwickte Situation.

Ehrenamtliche reparieren Strecke nach Welzheim

Auch die Strecke von Rudersberg nach Welzheim ist betroffen. An mehreren Stellen ist auf der sogenannten Bergstrecke der Hang abgerutscht. Anders als der untere Abschnitt der Wieslauftalbahn ist dieser Teil der Strecke aber in der Verantwortung eines Vereins. Ehrenamtlich arbeiten die Mitglieder des Fördervereins "Welzheimer Bahn" bereits daran, die Schäden zu beseitigen. Doch laut dem Vorstandsvorsitzenden Johannes Friz gibt es auch hier Schäden, die nur von professionellen Firmen beseitigt werden können. Die Frage nach der Finanzierung - sie ist entlang der gesamten Wieslauftalbahn allgegenwärtig.

Die ehrenamtlichen Mitglieder vom Verein "Welzheimer Bahn" sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Bäume, Äste und rund zwei Meter getrockneter Schlamm verdecken hier nach einem Erdrutsch die Bahntrasse. Die ehrenamtlichen Mitglieder vom Verein "Welzheimer Bahn" sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

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