Auch Werk in Neckarsulm betroffen

Audi-Sparpaket steht: Rund 7.500 Stellen fallen weg

Stand
Autor/in
Alexander Dambach

Der Autobauer Audi hat sich mit dem Betriebsrat auf ein umfassendes Sparpaket geeinigt. Bis 2029 sollen rund 7.500 Stellen sozialverträglich abgebaut werden.

Über Monate ist hinter verschlossenen Türen intensiv verhandelt worden - jetzt liegt das Sparpaket beim Autohersteller Audi auf dem Tisch. Durch einen Stellenabbau und weitere Sparmaßnahmen will das Unternehmen mit einem Werk in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) mittelfristig mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr einsparen.

Kein Stellenabbau in der Produktion

Ein Punkt dabei: Bis 2029 wird Audi in den sogenannten indirekten Bereichen am Hauptsitz Ingolstadt und in Neckarsulm rund 7.500 Stellen streichen. Konkret zählen dazu Abteilungen, die nicht direkt mit der Produktion der Fahrzeuge zu tun haben. Also etwa Verwaltung, Vertrieb oder die Technische Entwicklung. Wie viele Stellen hier wo genau wegfallen, auch im Werk Neckarsulm, dazu will Audi noch keine Angaben machen. Fest steht: In der Produktion sollen ausdrücklich keine Arbeitsplätze gekürzt werden.

Mit den Maßnahmen will der wirtschaftlich angeschlagene Autobauer wieder profitabler und bei Prozessen schneller werden. Bei einer Betriebsversammlung am Montagnachmittag in Ingolstadt sind die Eckpunkte der Einigung erstmals vorgestellt worden. Audi selbst spricht von einer "Zukunftsvereinbarung".

Die Stellen sollen über Altersteilzeitangebote oder Vorruhestandsprogramme sozialverträglich abgebaut werden. Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben. Außerdem sollen laut Audi zeitgleich auch rund 1.000 Stellen aufgebaut werden. Es werden auch keine Bereiche des Unternehmens ausgelagert, wie es einmal zur Diskussion stand.

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Audi-Chef mit Einigung zufrieden

Für Audi-Chef Gernot Döllner stehen die Zeichen jetzt auf "Aufbruch". Man habe die Grundlage für den konsequenten Umbau des Unternehmens gelegt, so Döllner. Gemeinsam setze man ein deutliches Zeichen für mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit an den deutschen Standorten.

Audi Mitarbeitende nach Mitteilung der Stelleneinsparungen
Rainer Schirmer, Stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, CEO Gernot Döllner, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Jörg Schlagbauer und Personalvorstand Xavier Ros (von links)

Audi muss schneller, agiler und effizienter werden. Klar ist: Ohne Personalanpassungen geht das nicht.

Auch die Arbeitnehmerseite steht hinter der Einigung. "Wir konnten beide Standorte zukunftssicher aufstellen", betont der Neckarsulmer Audi-Betriebsratschef Rainer Schirmer. Er spricht von sehr vertrauens- und respektvollen Verhandlungen. So habe man für Neckarsulm etwa auch einen Standortfonds in Höhe von 250 Millionen Euro sichern können. Dadurch könnten neue Produktionsplattformen für zukünftige elektrische Modelle eingerichtet werden, so Schirmer.

Die Audi-Belegschaft leistet einen großen Beitrag, um die vier Ringe wieder wetterfest und zukunftssicher zu machen. Insgesamt investiert die Audi-Belegschaft über die Jahre viele, viele Millionen Euro in ihre eigene Zukunft.

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Beschäftigungssicherung bis 2033

Zudem haben sich Audi und der Betriebsrat im Gegenzug darauf verständigt, dass die Beschäftigungssicherung bis zum 31. Dezember 2033 verlängert wird. Die bestehende Vereinbarung wäre 2029 ausgelaufen. Für die mehr als 15.000 Beschäftigten in Neckarsulm ist jetzt auch klar: Ihr Tariflohn wird nicht angetastet, auch die Tarifsteigerungen bleiben außen vor. Finanzielle Einbußen müssen Audianer allerdings bei der Gewinnbeteiligung und übertariflichen Zahlungen hinnehmen.

Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2033 geben. Das ist in gesamtwirtschaftlich schwierigen Zeiten eine gute Nachricht für alle Beschäftigten.

Hohe Investitionen in Standorte

Audi will seine Werke in Neckarsulm und Ingolstadt weiter für die Zukunft rüsten. Vorgesehen sind bis 2029 Gesamtinvestitionen von rund acht Milliarden Euro. Das Werk Neckarsulm soll für den gesamten Audi-Konzern zudem die Verantwortung beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) in der Produktion übernehmen. Hintergrund ist, dass in Heilbronn mit dem Innovationspark für Künstliche Intelligenz (Ipai) in den nächsten Jahren ein Zentrum für angewandte KI entstehen soll. Das Projekt wird maßgeblich von der Neckarsulmer Schwarz-Gruppe finanziert.

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Bekommen die Böllinger Höfe ein neues Modell?

Zusätzlich wird laut Audi geprüft, ob künftig ein weiteres Automodell in Neckarsulm gefertigt wird. Weitere Details werden hierbei nicht genannt. Im Heilbronner Zweigwerk des Autobauers in den Böllinger Höfen hoffen die Beschäftigten seit einiger Zeit auf ein Nachfolgemodell für den ausgelaufenen Sportwagen R8. In Ingolstadt soll, wie vom Betriebsrat gefordert, ein weiteres Verbrennermodell gefertigt werden, um das Werk auszulasten.

Wir investieren acht Milliarden Euro in die deutschen Standorte. Für die herausfordernde Transition zur Elektromobilität stellen wir Ingolstadt und Neckarsulm so robust und flexibel auf.

Hoffnung auf bessere Werksauslastung

Die Auslastung des Audi-Werks Neckarsulm war durch die Absatzkrise zuletzt deutlich gefallen. Mit dem vor Kurzem erfolgten Anlauf der beiden neuen Verbrennermodelle A5 und A6 in Neckarsulm soll die Auslastung ab jetzt wieder auf über 200.000 Fahrzeuge pro Jahr steigen. Für das Audi-Werk Neckarsulm ist in der neuen "Zukunftvereinbarung" ein Produktionsvolumen von 225.000 Fahrzeugen pro Jahr fortgeschrieben worden.

Betriebsversammlung in Neckarsulm

Am Dienstag stellt Audi in Ingolstadt bei der Jahrespressekonferenz die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024 vor. Audi steht vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Der Markt in China schwächelt, die E-Modelle laufen nicht wie erhofft und es drücken hohe Energiekosten. Am Mittwoch steht im Neckarsulmer Werk die Betriebsversammlung an. Dort wird das Sparpaket, mit dem Audi wieder die Kurve kriegen möchte, dann auch der Neckarsulmer Belegschaft im Detail vorgestellt und erläutert.

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