Zahlreiche Videos zeigen Ereignis

Feuerball am Himmel: Starlink-Satellit über der Schweiz in Erdatmosphäre eingetreten

Stand
Autor/in
Jakob Fandrey
SWR-Redakteur Jakob Fandrey

In den sozialen Netzwerken posteten am Dienstagabend viele Menschen aus Baden-Württemberg Videos eines seltenen Ereignisses. Nun bestätigten offizielle Stellen, was passierte.

Zahlreiche Menschen in vielen Teilen Baden-Württembergs haben am Dienstagabend gegen 21:30 Uhr am Himmel eine spektakuläre Erscheinung live miterlebt: In zahlreichen Videos in den sozialen Netzwerken war sie zu sehen. Einige mutmaßten, dass es sich um eine Sternschnuppe handeln könnte. Am frühen Mittwochmorgen erklärte das in Bonn ansässige Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK), dass es ein Satellit gewesen sei.

In verschiedenen Städten Baden-Württembergs hatte die Polizei am Dienstagabend Anrufe von Bürgerinnen und Bürgern erhalten, die einen Feuerschein am Himmel beobachtet hatten. Entsprechende Anrufe gingen etwa bei den Polizeipräsidien in Ravensburg, Konstanz und Stuttgart ein, wie deren Sprecher mitteilten. 

Was ist ein Starlink-Satellit?

Der sogenannte Starlink-Satellit ist laut BKK aus Süddeutschland sichtbar über der Schweiz in die Erdatmosphäre eingetreten. Das Weltraumlagezentrum der Bundeswehr habe diese Information übermittelt, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes der Deutschen Presse-Agentur. Starlink-Satelliten gehören zu Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX. Sie sollen schnelles Internet überall verfügbar machen und fliegen in rund 500 Kilometern Höhe. SpaceX ist der mit Abstand größte Betreiber mit inzwischen mehr als 5.000 Starlink-Satelliten, etwa 42.000 sollen es insgesamt werden. Dass Satelliten in der Erdatmosphäre verglühen, kommt tatsächlich relativ häufig vor. Erst im Juli verglühten 20 Starlink-Satelliten, da sie wegen eines Fehlers in der Oberstufe ihrer Trägerrakete nicht die geplante Höhe erreichten.

Dem Unternehmen zufolge stellen abgestürzte Starlink-Satelliten keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar. "Bisher wurden keine Trümmer nach der erfolgreichen Entfernung der Starlink-Satelliten aus der Umlaufbahn gemeldet", hieß es zudem in einer Unternehmensmitteilung vor einem Monat.

Der Großteil der Erdoberfläche ist Meer oder unbesiedeltes Land. Selbst wenn solche Trümmerteile bis zur Erde stürzen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand getroffen, verletzt oder gar getötet wird verschwindend gering. In der Geschichte der Raumfahrt gab es bislang nur zwei Fälle, bei denen Menschen von Weltraumschrott getroffen wurde, eine Frau in den USA, die mit blauen Flecken davongekommen ist, und ein Junge in China, der sich einen Zeh gebrochen hat.

Ein Himmelsphänomen am Dienstagabend über Heidelberg.
So fotografierte eine SWR Aktuell Nutzerin den Satellitenabsturz am Dienstagabend in Heidelberg.

Feuerball am Himmel, Rätselraten im Netz

Bei der Sternwarte in Stuttgart hatte man sich zuvor ratlos gezeigt, wie es zu dem Feuerschein kommen konnte. Auf SWR-Anfrage hieß es, dass die Erscheinung für eine Sternschnuppe oder einen Meteoriten wohl zu langsam gewesen sei. Man sei sehr von dem Ereignis überrascht worden. Womöglich könnte es sich um Weltraumschrott gehandelt haben, doch dies sei nichts weiter als eine Vermutung.

Nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in anderen Teilen Deutschlands sowie in Österreich und der Schweiz wurde das Flugobjekt wahrgenommen. Der Präsident der Astronomischen Gesellschaft Zürcher Unterland hatte aufgrund der langsamen Geschwindigkeit und der Art der Fragmentierung auf abstürzenden Weltraumschrott getippt, wie er gegenüber dem Schweizer "Blick" gesagt hatte.

Via X hatten am späten Dienstagabend mehrere User die Vermutung geäußert, dass es sich um einen verglühenden Starlink-Satelliten gehandelt haben könnte. Der Wetterdienst "Meteo Express" bestätigte dies. Der britisch-amerikanische Astronom und Astrophysiker Jonathan McDowell postete ebenfalls einen entsprechenden Hinweis mit einer Karte des Wiedereintritts von "Starlink-2382" auf X.

Weltraumtrümmer verglühen beim Eintritt in die Atmosphäre

Ausgefallene Satelliten oder anderer Weltraumschrott in einer Höhe unter 600 Kilometern fallen nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa innerhalb weniger Jahre wieder auf die Erde zurück. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühen sie meistens. Derzeit fliegen Millionen Trümmerteile als Weltraumschrott um die Erde.

Außerdem kreisen nach Angaben der europäischen Weltraumbehörde Esa mehr als 12.500 Satelliten um den Planeten - viele davon sind nicht mehr funktionstüchtig. Das kann auch für die Raumfahrt zur Gefahr werden: Zum Beispiel wurde die chinesische Raumstation "Tiangong" ("Himmelspalast") vor Monaten von Weltraumschrott getroffen und musste gewartet werden. Auch die Internationale Raumstation ISS muss immer wieder Trümmerteilen ausweichen.

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