Nach einem furiosen Schauspiel bis in den Süden Baden-Württembergs in der Nacht zum Samstag haben sich die Polarlichter zum Sonntag hin deutlich schwächer gezeigt. An vielen Orten konnten keine mehr gesichtet werden. Dabei war das Wetter erneut optimal dafür: Die Nacht war mild und der Himmel meist sternenklar.
SWR-Reporterin Rebekka Plies hatte am Samstagabend noch Glück und von Kaltenbronn (Kreis Rastatt) aus einige wenige Polarlichter eingefangen:
In ganz Deutschland waren besonders in der Nacht zum Samstag Polarlichter am Himmel zu sehen. Der Grund für solche Erscheinungen sind Eruptionen der Sonne - kurz gesagt ein Sonnensturm. In diesem Fall handelte sich um einen extremen Sonnensturm der höchsten Stufe 5. Begonnen hat das Himmelsphänomen laut Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg in der Nacht zum Samstag. Bereits am Freitagabend leuchtete der Himmel etwa über Karlsruhe oder dem Main-Tauber-Kreis.
Wer die Polarlichter verpasst hat: Es könnte bereits in der Nacht auf Montag eine neue Gelegenheit geben. Denn das Weltraumwetterprognosezentrum der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA (NOAA) teilte auf X (früher Twitter) mit, es werde ein weiterer starker Sonnensturm erwartet.
Erster "extremer" Sonnensturm seit 2003
Die NOAA hatte zuvor mitgeteilt, dass der Sonnensturm voraussichtlich über das Wochenende anhalten, sich aber Richtung Sonntag auf die Stufen G3 bis G4 abschwächen werde. In Europa brachte der Sonnensturm beeindruckende Polarlichter hervor, die zum Beispiel vom Schwarzwald aus zu sehen waren. Es wurde jedoch auch vor Störungen gewarnt: GPS, Stromnetze, Raumschiffe, Satellitennavigation und andere Technologien könnten beeinträchtigt werden, teilte die NOAA weiter mit. Die Behörden informierten Betreiber von Satelliten und Stromnetzen sowie Fluggesellschaften, um Vorsichtsmaßnahmen für mögliche Störungen zu ergreifen.
Der NOAA zufolge handelte es sich um den ersten "extremen" Sonnensturm seit 2003. Bei den sogenannten Halloween-Stürmen war es demnach damals zu Stromausfällen in Schweden und zur Beschädigung von Transformatoren in Südafrika gekommen.
Die Polarlichter über Baden-Württemberg in einer Fotostrecke - auch mit Bildern, die uns unsere Nutzerinnen und Nutzer geschickt haben:
Bei Instagram berichten viele Nutzerinnen und Nutzer von den Polarlichtern, die sie in der Nacht zum Samstag gesehen haben:
Auch über Karlsruhe war das Naturspektakel in der Nacht zum Samstag zu sehen. Hier im Zeitraffer:
Polarlichter eher im Norden zu sehen - Wetter optimal
Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg hatte zuvor bereits Tipps gegeben, wie man Polarlichter gut sehen kann: Ihr zufolge benötigt man eine freie Sicht Richtung Norden - also ohne große Häuser oder Bäume im Weg. Je weiter man vom Stadtlicht entfernt ist, desto besser. Generell gilt: Je nördlicher man ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, Polarlichter zu sehen. Im Odenwald stünden die Chancen also besser als am Bodensee, so Liefke.
Die Wetterbedingungen in Baden-Württemberg waren für die Sichtung der Himmelsphänomene in beiden Nächten optimal. Der nächtliche Himmel zeigte sich überwiegend klar. Die wenigen Schleierwolken taten dem Blick auf die Polarlichter keinen Abbruch.
Bereits Ende September letzten Jahres waren in Baden-Württemberg Polarlichter zu sehen gewesen - ein Karlsruher hatte sie fotografiert:
Handykamera macht schwache Polarlichter sichtbar
Falls die Polarlichter zu schwach für das bloße Auge sein sollten, kann man sie mit einem einfachen Trick sichtbar machen: Normalerweise reiche es, ein Handy mit eingeschalteter Kamera umgedreht auf eine Außenfensterbank zu legen - und das mit möglichst langer Belichtung, so Liefke bereits Ende März gegenüber dem SWR. Dabei sollte es so dunkel wie möglich sein. Auch eine freie Sicht nach Norden ist wichtig.
"Auf dem Foto kommen dann meistens schon die Farben raus", so Liefke. Und das, obwohl am Himmel gar keine Farben oder nur ein farbloser Schleier zu sehen ist. Selbstverständlich gehe das auch mit einer Kamera auf einem Stativ.
Bei den Polarlichtern spielen auch die Sonnenzyklen eine große Rolle. Auf dem Höhepunkt sind die Sonnenstürme am häufigsten und Polarlichter werden sichtbar. Wie der Zyklus aussieht und weitere Infos dazu gibt es hier: