Die Qualität im regionalen Bahnverkehr in Baden-Württemberg ist laut Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) weiter auf Talfahrt und hat sich im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres verschlechtert. Zu diesem Schluss kommt das Verkehrsministerium in einem Qualitätsranking, mit dem das Land seit 2021 die Betreiber der 32 Schienennetze im Land evaluiert.
Gemessen an den ersten sechs Monaten 2023 sank die Gesamtwertung im zweiten Halbjahr um 6,6 Punkte, wie das Verkehrsministerium mitteilte. Das gehe vor allem auf Abstriche bei der Pünktlichkeit zurück - unter anderem durch Verspätungen im Fernverkehr, der Vorrang habe, und durch zahlreiche Baustellen. Außerdem litt die Zuverlässigkeit, beispielsweise durch Probleme bei der Instandhaltung von Zügen.
Die Bewertung beinhaltet Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Gesamtzufriedenheit der Fahrgäste, Sauberkeit sowie den Platz in den Zügen. Das wird bei den Bahnunternehmen selbst abgefragt, in Umfragen bei Fahrgästen und in Stichproben.
Schlechtestes Bahnnetz zwischen Basel und Lauchringen
Am besten haben laut der Erhebung des Landesverkehrsministeriums die schweizerische Bundesbahn, die zwischen Erzingen (Kreis Waldshut) und Schaffhausen fährt, und die Schwäbische Albbahn, die zwischen Amstetten (Alb-Donau-Kreis) und Gerstetten (Kreis Heidenheim) und zwischen Ulm und Gammertingen (Kreis Sigmaringen) verkehrt, abgeschnitten.
Ständig Ärger mit Verspätungen und Zugausfällen Warum die Bahn in RLP und BW derzeit so massive Probleme hat
Zuletzt scheinen sich die Probleme beim Bahnfahren zu häufen. Sind das subjektive Erfahrungen - oder hat die Bahn in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg besonders viele Probleme?
Im aktuellen Ranking schaffen nur 12 von 32 bewerteten Netzen mehr als 50 Bewertungspunkte. Das schlechteste Netz, betrieben von der DB Regio zwischen Basel und Lauchringen (Kreis Waldshut), kommt gerade mal auf 2,5 von 100 Punkten. Verbessern konnte sich demnach die Schwarzwaldbahn.
Personalmangel und Baustellen Gründe für schlechte Qualität der Bahn
Die Bahnbranche steht nach Ansicht von Hermann vor mehreren Herausforderungen. "Ein indiskutables Baustellenmanagement der DB InfraGo, ein überaltertes und marodes Schienennetz, zu wenig Personal sowie Züge, die regelmäßig nicht oder mit weniger Sitzplätzen als geplant und vom Land bestellt verkehren - all das macht den Fahrgästen massiv zu schaffen", teilte er mit. Hinzu käme die steigende Nachfrage und Geldmangel. Das müsse dringend besser werden. Beispielsweise müssten notwendige Bauarbeiten erheblich früher kommunizieren werden.
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Hermann sagte, er habe den verantwortlichen Vorstand zu Gesprächen - auch über den Zustand der Toiletten in den Bahnen - nach Stuttgart gebeten. Das Land selbst bemühe sich mit Werbekampagnen um mehr Fachkräfte für alle Bereich des Schienenverkehrs. Der Verkehrsminister betonte: "Wir brauchen einen gut funktionierenden und attraktiven regionalen Bahnverkehr für die aus Klimaschutzgründen notwendige Verkehrswende."