Marina Weisband: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland
Es habe keinen Sinn mehr, den Anfängen wehren zu wollen, sagt die Publizistin Marina Weisband in SWR2, mit Blick auf die Verbreitung antisemitischer Einstellungen in der Gesellschaft. Man sei in Deutschland nicht mehr „in den Anfängen, sondern in einem stetigen Prozess“, so Weisband, die bei der Gedenkstunde im Bundestag für die Opfer des Holocaust spricht. 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung hätten latent antisemitische Einstellungen.
Durch die Corona-Pandemie und die amerikanische QAnon-Bewegung werden vermehrt antisemitische Verschwörungsmythen im Internet und in der Gesellschaft verbreitet. Der Anschlag von Halle zeigt, mit welch tödlicher Gewalt sich diese in der Realität manifestieren können.
Es gebe in Deutschland zwei verschiedene Gedenkkulturen: eine deutsche und eine jüdisch-deutsche. Entscheidend dabei sei, so Weisband: „Sind die anwesenden Jüd*innen nur Dekoration, sind sie ,Props‘, oder hört man ihnen zu, gibt man ihnen eine Stimme, auch das zu sagen, was vielleicht nicht ins normale Protokoll passt“.
Ursprünge der Erinnerungskultur: Die ARD Doku „Zeugen – Wie der Holocaust ins Fernsehen kam“
Zwei Jahre nach der Ausstrahlung der US-Serie „Holocaust“ 1979 folgte eine weniger bekannte, aber mindestens genauso wichtige Etappe für die Herausbildung der deutschen Erinnerungskultur: Das Erste sendete Interviews mit KZ-Überlebenden unter dem Titel „Zeugen – Aussagen zum Mord an einem Volk“. 40 Jahre später zeichnet eine Dokumentation diesen Weg noch einmal nach mit teilweise bisher unveröffentlichtem Archivmaterial.
Jetzt in der ARD Mediathek streamen: „Zeugen – Wie der Holocaust ins Fernsehen kam“
Unterstrichen wird die Bedeutung des Holocaust-Gedenktages dadurch, dass 2021 das Festjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ begangen wird. Die jüdische Kultur soll als wertvoller und langjähriger Teil der Kultur in Deutschland gefeiert und in den Mittelpunkt gerückt werden.