Hans Rosenthal (1925-1987) war jahrzehntelang einer der beliebtesten Showmaster des deutschen Rundfunks. Mit Sendungen wie "Allein gegen alle" oder "Dalli Dalli" zog er ein Millionenpublikum in seinen Bann. Dass er in der jüdischen Gemeinde aktiv war und dem Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland angehörte, war zwar bekannt, wurde aber kaum in der Öffentlichkeit thematisiert – auch nicht von Rosenthal selbst.
Zwei Leben in Deutschland
Erst in seiner Autobiografie "Zwei Leben in Deutschland", die 1980 erschien, machte er sein Publikum darauf aufmerksam, dass es noch eine andere Seite gab. Der als fröhlicher Unterhalter bekannte Hans Rosenthal hatte den Holocaust nur knapp überlebt. Der Vater war 1937 gestorben und nach dem Tod der Mutter 1941 kamen Hans und sein jüngerer Bruder Gert Rosenthal (1932-1942) in ein Berliner Waisenhaus. Der 10-jährige Gert wurde von dort nach Riga deportiert und ermordet. Rosenthal selbst überlebte, ab März 1943 versteckt in einer Berliner Kleingartenanlage und unterstützt von drei nichtjüdischen Frauen.
Nachdem Rosenthals Buch erschienen war, stellte er sich im Saarländischen Rundfunk in der Sendung "Fragen an den Autor" den Fragen des Interviewers Heinrich Kalbfuß.
Nachwirkungen eines TV-Vierteilers
Zwei Ereignisse wurden in der Sendung immer wieder aufgegriffen. Zum einen der vierteilige Film "Holocaust", den die ARD zwei Jahre zuvor ausgestrahlt hatte und der – wie zu hören – immer noch nachwirkte. Zum anderen eine Äußerung des israelischen Ministerpräsidenten Begin, der nicht nur die deutschen Panzerlieferungen an Saudi-Arabien kritisierte, sondern auch Bundeskanzler Helmut Schmidt als geldgierig, arrogant, kaltschnäuzig und geschichtsvergessen beschimpfte. Es waren vor allem die Hörerinnen und Hörer, die Hans Rosenthal in der Sendung immer wieder auf diese beiden Ereignisse ansprachen.
Sendung "Fragen an den Autor"
Quelle: Archiv des Saarländischen Rundfunks
9.11.1978 Helmut Schmidt: Rede zum 40. Jahrestag der Reichspogromnacht
9.11.1978 | Bis 1978 war der 9. November ein Tag wie jeder andere. Es gab kein Gedenken, keine öffentliche Erinnerung. Erst vierzig Jahre nach der Reichspogromnacht – die damals noch nicht so genannt wurde – ändert sich das. Helmut Schmidt besucht an jenem Tag die Kölner Synagoge und hält eine Rede. Die erste Gedenkrede eines Bundeskanzlers zu den Ereignissen von 1938. Das damals noch gängige Wort Kristallnacht nimmt Schmidt bewusst nicht in den Mund.
18.1.1979 Anschlag auf SWF, um "Holocaust"-Ausstrahlung zu verhindern
Am 18.1.1979 detonierte ein Sprengsatz am Sender Koblenz des Südwestfunks – an jenem Abend, als die erste Folge von "Holocaust" im Fernsehen lief. Ähnliches passierte beim WDR in Münster. Der Verdacht fiel schnell auf Neonazis, die schon zuvor in Publikationen dazu aufgerufen hatten, die Ausstrahlung der Serie zu verhindern.
Der Verdacht bestätigte sich: Ein Nazi aus Wiesbaden wurde schließlich als Täter ermittelt und zu mehr als vier Jahren Haft verurteilt.
28.1.1979 Zuschauerreaktionen auf US-Fernsehserie "Holocaust"
28.1.1979 | Das Wort "Holocaust" zog erst mit der gleichnamigen Serie 1979 in die deutsche Sprache ein – und das war nicht das einzige, was diese US-Serie bewirkte. Die Aufarbeitung und öffentliche Erinnerungskultur hat damals erst begonnen. Die Resonanz auf die Serie war überwältigend – aber auch gespalten, wie die Zuschauerreaktionen zeigen.