Eigene Erfahrung
Yvonne Diewald wird den Tag nie vergessen: Ihr Sohn Dominik war ein Jahr alt, als ihr die Ärzte mitteilen, dass ein Hirnareal bei ihm irreparabel geschädigt sei. Die Diagnose: Dominik wird nie gehen und sprechen können und lebenslang ein Pflegefall bleiben. Doch die junge Mutter war nicht bereit, das zu akzeptieren. Sie kämpfte, machte mit ihm motorische Übungen, förderte ihn, wo sie konnte, und gewann: Heute ist Dominik 29, hat sein Fachabitur gemacht und arbeitet als Schauspieler.
Es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen
Heute – als Neurocoach – weiß Yvonne Diewald, dass sie damals vieles intuitiv richtig gemacht hat: Sie hat alles getan, um Dominiks Hirn mit neuen Impulsen zu stimulieren. Denn während man früher glaubte, dass die Hirnentwicklung irgendwann abgeschlossen ist, weiß man heute: Das Hirn ist bis in hohe Alter form- und veränderbar. Das Problem dabei ist aber: In unserem Hirn laufen in einem Bereich automatisierte Programme ab, die uns zum Beispiel signalisieren: "Wenn du Stress hast, tröste dich mit Schokolade". Auf diese Programme haben wir durch unsere Vernunft keinen Zugriff – auch wenn wir noch so viele Ratgeber lesen.
Das Gehirn zum Komplizen machen
Nach Yvonne Diewalds fester Überzeugung hilft nur eines: Das Gehirn muss lernen, für statt gegen uns zu arbeiten. Sobald wir uns bei etwas ertappen, was mit unserem Problem zu tun hat (etwa der Sehnsucht nach Schokolade), rät sie zur "Musterunterbrechung": Zum Beispiel rückwärts 50 Mal um den Tisch laufen und die Runden zählen. Dann kann das Gehirn das automatisierte Programm nicht mehr abrufen. Und wenn es über längere Zeit nicht mehr abgerufen wird, schläft es quasi ein. Außerdem hilft positive Stimulierung – etwa, wenn wir uns sagen, wie liebenswert wir sind oder uns bildhaft vor Augen führen, wie gut wir uns fühlen werden, wenn wir Sport machen, so dass sich neue, positive Verknüpfungen im Gehirn ausbilden.
Zur Person
Yvonne Diewald hat etliche Jahre als strategische Beraterin der Vorstände und Geschäftsführer eines DAX-Konzerns gearbeitet. Weil sie gesehen hat, dass viele trotz Coaching immer wieder in die alten Muster zurückfielen, hat sie selbst eine Coaching-Ausbildung gemacht und danach Führungskräfte und Spitzensportler gecoacht. Doch auch sie musste feststellen: Ihre Coachings waren nicht nachhaltig. Nach einiger Zeit tauchten bei ihren Klienten immer wieder die alten Probleme auf. Sie machte daraufhin ihren Master in Kognitiven Neurowissenschaften und beschloss, ein Coaching-Konzept auf Basis der aktuellen Erkenntnisse der Hirnwissenschaft zu entwickeln.