Vielfalt? Toleranz? So groß ist der Alltagsrassismus in Deutschland immer noch

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Moderator/in
Jens Wolters
Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen

Schockierend: Rassimus durchzieht immer noch den deutschen Alltag, sagen die Autoren des Buchs "People of Deutschland". 45 Prominente schildern Erfahrungen mit Diskriminierung.

»Rassismus beginnt nicht erst mit der Bluttat. Rassismus beginnt mit Blicken, Vorurteilen und Gedanken.«

"Vielfalt macht Deutschland aus. Toleranz nicht unbedingt."

Diese Erfahrung haben 45 prominente Menschen gemacht und über ihre persönlichen Erlebnisse geschrieben: im Buch "People of Deutschland". Alle sind sich einig: Eingewanderte und ihre Nachkommen erleben täglich Ablehnung und Benachteiligung bei uns – und das in alltäglichen Situationen: Bei der Fahrscheinkontrolle in Bus und Bahn, bei der Wohnungssuche oder in Bewerbungsgesprächen.

Instagram-Post von Martina Rink - Gemeinsam gegen Diskriminierung

Rassistische Witze und Diskriminierung

Der Designer Jim Aydin, geboren 1979 in Kassel, verbrachte seine ersten fünf Lebensjahre in Deutschland, zog dann zu seinem Vater in die Türkei und kam mit 12 wieder zurück nach Deutschland.

»Im Kindergarten war ich der einzige Türke und wurde behandelt wie ein Außerirdischer. Ich war der 'Kümmeltürke' oder 'Kanake' ... [In der Türkei] hörte der Rassismus nicht auf, denn hier war ich plötzlich der Deutsche oder Nazi. Ich besuchte trotz allem Gegenwind ein Elite-Gymnasium. ... Zurück in Deutschland war ich gerade mal gut genug für die Realschule. Gleich am ersten Tag fragte mich der Direktor: 'warum seid ihr überhaupt hierhergekommen. Wieso gehst du nicht in deinem Land zur Schule?'«

Baden-Württemberg

Publizist Michel Friedman | 12.9.2022 So stark verletzt Alltagsrassismus

In seiner Biografie "Fremd" legt Michel Friedman offen, wie verletzend es ist, sich nicht zugehörig zu fühlen. Er wünscht sich: Wir müssen etwas gegen Alltagsrassismus tun.

Leute SWR1 Baden-Württemberg

»Wir wollen Menschen erreichen, die von sich selbst möglicherweise gar nicht das rassistische Verhalten sehen und sich eigentlich dafür gar nicht interessieren.«

Gegen Rassismus im Alltag in Deutschland

Zusammengetragen haben diese Texte Martina Rink und Simon Usifo, etwa von Musikerin Joy Denalane, Ex-Fußballer Hans Sarpei oder dem früheren Viva-Moderator Mola Adebisi.

»[Das Cover der CD] zeigte eine schlecht gemachte Fotomontage. Drei Menschen hingen am Galgen: Campino, Farin Urlaub - und ich. Ich las den Titel der CD: "12 doitsche Songs". Darunter der Name der Band: Zillertaler Türkenjäger. ... von 'Affen gibt's genug im Zoo' über das N-Wort bis hin zu 'Deutschland braucht Dich nicht' wurde ich hier aufs Übelste beleidigt.«

Schockierend sei es, so die Autoren, wie stark Rassismus immer noch den deutschen Alltag durchziehe.

People of Deutschland: Betroffene erzählen

Solche Erfahrungen seien allerdings schwer nachzuempfinden, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Die persönlichen Geschichten der Prominenten sollen einen Einblick in die gesellschaftliche Vielfalt Deutschlands geben und Mut machen, Alltagsrassismus entgegenzutreten.

»Wenn die Visionen, die in diesem Buch vereint sind, Wirklichkeit werden, wird Deutschland eine lebenswerte Gesellschaft für alle.«

Das Thema "Rassismus" in SWR1 Leute

Tupoka Ogette Raus aus dem Rassismus!

Tupoka Ogette zeigt uns schonungslos unseren Alltagsrassismus auf. Wir alle, schreibt sie, sind mit Alltagsrassismus aufgewachsen, sind teilweise nicht in der Lage, Alltagsrassismus zu erkennen, geschweige ihn zu bekämpfen.

Leute SWR1 Rheinland-Pfalz