Judith Raupp: Im Einsatz für den Journalismus in Afrika

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Jens Wolters
Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen
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Jörg Witzsch
Redakteur Jörg Witzsch aus dem SWR1 Team behält den Überblick in der SWR1 Online-Redaktion.

Einfach nur aus dem Ausland zu berichten, war Judith Raupp anscheinend zu wenig: Jetzt bildet die Korrespondentin im Kongo Journalist:innen von kommunalen Radiostationen aus.

Zum Alltag von Judith Raupp im Kongo gehören sowohl Kämpfe zwischen Armee und Rebellen als auch die weit verbreitete Armut. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 27 der rund 99 Millionen Einwohner des Landes auf humanitäre Hilfe angewiesen.

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Judith Raupp über Dörfer im Kongo: Radio oft einzige verlässliche Informationsquelle

Nach ihrem Studium in Freiburg und in Kanada zog es Judith Raupp als Berichterstatterin für verschiedene deutsche und Schweizer Medien in die Demokratische Republik Kongo. Dort lebte sie nicht nur dauerhaft: Inzwischen bildet sie im Kongo seit über zehn Jahren Medienschaffende aus, besonders Journalist:innen von Kommunalradios.

Gerade die Kommunalradios – die sind ja oft in kleinen Dörfern – sind ganz oft die einzige Informationsquelle, die die Leute haben. Radio ist sowieso wichtig, weil es ganz viele Analphabeten gibt und einen Fernseher können sich viele Leute, gerade auf den Dörfern, gar nicht leisten.

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Journalismus: Nachfragen verstößt gegen die Kultur im Kongo

Die Mitarbeitenden in den Radios schreiben ihre Manuskripte oft noch mit Kuli und Papier, Laptops und Reportagegeräte gibt es kaum, "oft macht da der Lehrer oder der Pfarrer das Programm". Deshalb fängt Raupp oft bei Null an, sieht aber dann, wie die Sendungen besser werden und die Mitarbeitenden ein Gespür bekommen, was wichtig ist für die Bevölkerung.

Die Frauen haben es besonders schwer dort. Wer Journalistin ist [im Kongo], wird zugleich in die Ecke von einem leichten Mädchen gestellt, weil sie mal abends einen Termin hat – normalerweise geht die Frau abends nicht weg ohne Vater, Bruder oder Ehemann.

Auf die jungen Journalistinnen ist sie besonders stolz - nachfragen, wenn der Gesprächspartner eine Antwort schuldig bleibt, sei eine große Leistung, weil das im Kongo gegen die Kultur verstößt. Und: Frauen haben im Journalismus durch die traditionelle Wahrnehmung der Frau einen besonders schweren Stand.

Die Frau hat in der Öffentlichkeit nicht so viel zu sagen. Und jetzt soll eine Journalistin plötzlich jemandem Fragen stellen, der vielleicht hierarchisch auch über ihr steht.”

Journalisten werden oft Opfer von Übergriffen durch Polizei und Militär

Die jungen Journalist:innen, die Judith Raupp im Kongo ausbildet, werden oft überfallen und ausgeraubt von Polizei und Militär - der Laptop, auf den sie für ihre Arbeit oft jahrelang gespart haben, ist dann weg. Und damit auch für lange Zeit sinnvolle Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten. Die Korruption ist groß im Kongo, Polizisten und Militärs stehen unter keinerlei Kontrolle - auch Judith Raupp weiß aus eigener Erfahrung, was ihre Kolleg:innen durchmachen.

Wenn ich zum Beispiel Polizisten oder Militärs sehe - gerade, wenn es schon dunkel ist - dann kuck’ ich, dass ich mich verstecken kann.

Krieg, Ausbeutung und Menschenrechte im Kongo

Die dunkle Seite: Im Ost-Kongo gibt es mehr als 120 Milizen. Die überfallen Dörfer, die rauben, die morden, die vergewaltigen. Das geht schon seit 30 Jahren so, das ist ein ganz langer, komplizierter Konflikt.” 

Wenn Judith Raupp über den Kongo erzählt, dann ist da auf der einen Seite eine große Bewunderung für die Lebensfreude der Menschen, für die großartige Natur und die Kultur des Landes. Auf der anderen Seite aber stehe die Armut, die Unterdrückung, die Ausbeutung. Menschen, die eigentlich dem Mittelstand angehören, aber nur jeden zweiten Tag genug Geld für Essen haben.

Das Problem ist, dass es keinen politischen Willen gibt, etwas für die Bevölkerung zu tun.

Sieht Judith Raupp eine Lösung für den Kongo? Ja, sagt sie: Die jungen Leute unterstützen, die diese Probleme sehen und "wirklich etwas ändern wollen". 

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