Zum Alltag von Judith Raupp im Kongo gehören sowohl Kämpfe zwischen Armee und Rebellen als auch die weit verbreitete Armut. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 27 der rund 99 Millionen Einwohner des Landes auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Judith Raupp über Dörfer im Kongo: Radio oft einzige verlässliche Informationsquelle
Nach ihrem Studium in Freiburg und in Kanada zog es Judith Raupp als Berichterstatterin für verschiedene deutsche und Schweizer Medien in die Demokratische Republik Kongo. Dort lebte sie nicht nur dauerhaft: Inzwischen bildet sie im Kongo seit über zehn Jahren Medienschaffende aus, besonders Journalist:innen von Kommunalradios.
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Journalismus: Nachfragen verstößt gegen die Kultur im Kongo
Die Mitarbeitenden in den Radios schreiben ihre Manuskripte oft noch mit Kuli und Papier, Laptops und Reportagegeräte gibt es kaum, "oft macht da der Lehrer oder der Pfarrer das Programm". Deshalb fängt Raupp oft bei Null an, sieht aber dann, wie die Sendungen besser werden und die Mitarbeitenden ein Gespür bekommen, was wichtig ist für die Bevölkerung.
Auf die jungen Journalistinnen ist sie besonders stolz - nachfragen, wenn der Gesprächspartner eine Antwort schuldig bleibt, sei eine große Leistung, weil das im Kongo gegen die Kultur verstößt. Und: Frauen haben im Journalismus durch die traditionelle Wahrnehmung der Frau einen besonders schweren Stand.
Journalisten werden oft Opfer von Übergriffen durch Polizei und Militär
Die jungen Journalist:innen, die Judith Raupp im Kongo ausbildet, werden oft überfallen und ausgeraubt von Polizei und Militär - der Laptop, auf den sie für ihre Arbeit oft jahrelang gespart haben, ist dann weg. Und damit auch für lange Zeit sinnvolle Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten. Die Korruption ist groß im Kongo, Polizisten und Militärs stehen unter keinerlei Kontrolle - auch Judith Raupp weiß aus eigener Erfahrung, was ihre Kolleg:innen durchmachen.
Krieg, Ausbeutung und Menschenrechte im Kongo
Wenn Judith Raupp über den Kongo erzählt, dann ist da auf der einen Seite eine große Bewunderung für die Lebensfreude der Menschen, für die großartige Natur und die Kultur des Landes. Auf der anderen Seite aber stehe die Armut, die Unterdrückung, die Ausbeutung. Menschen, die eigentlich dem Mittelstand angehören, aber nur jeden zweiten Tag genug Geld für Essen haben.
Sieht Judith Raupp eine Lösung für den Kongo? Ja, sagt sie: Die jungen Leute unterstützen, die diese Probleme sehen und "wirklich etwas ändern wollen".