Sascha Lübbe über die Menschen "ganz unten im System"
Laut Bundeskriminalamt gab es 1.019 polizeilich erfasste Opfer im Bereich der Arbeitsausbeutung im Jahr 2022. Die Dunkelziffer dürfte aber laut Sascha Lübbe weitaus höher sein. Von der Ausbeutung betroffen sind oft Migrant:innen. Sie melden die Verstöße selten, weil sie Angst haben, den Job, die Wohnung und – je nach Herkunft – das Aufenthaltsrecht zu verlieren.
Ausbeutung der Arbeiter:innen hat System
Journalist Sascha Lübbe hat vor allem in drei Branchen recherchiert, in denen Migrant:innen häufig vertreten sind: In der Bau-, der Transport- und der Fleischbranche. Das System sei immer ähnlich.
Arbeitsbedingungen aus der Hölle
Das Problem mit der Ausbeutung von Arbeiter:innen gibt es laut ihm deutschlandweit. Oft sind Menschen aus Osteuropa betroffen, teilweise suchen aber auch schon osteuropäische Unternehmen Arbeiter:innen aus noch östlicher gelegenen Ländern.
Die betroffenen Arbeiter:innen müssen zu viele Stunden täglich arbeiten, bekommen teilweise kein Krankengeld, kein Urlaubsgeld und werden unter Druck gesetzt. Sascha Lübbe hat auch Menschen kennengelernt, die unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt wurden und hier unter schlechten Bedingungen leben müssen – auf viel zu engem Raum oder in schimmeligen Räumen.
Arbeitsmigration: mögliche Lösungsansätze für schlechte Arbeitsbedingungen
Um bessere Arbeitsbedingungen für die Betroffenen zu erreichen, gibt es laut Sascha Lübbe einige politische Möglichkeiten. Auf der Agenda steht ein bundesweites Tariftreuegesetz. Das würde ermöglichen, dass bei öffentlichen Ausschreibungen nur noch Generalunternehmen den Zuschlag bekommen können, die nach Tarif bezahlen. Wichtig sei dann aber auch, dass die Einhaltung der Gesetze kontrolliert wird. Vor allem beim Thema Schwarzarbeit gebe es bisher zu wenige Kontrollen.
Ein anderer Lösungsansatz wird schon länger diskutiert: Ein Verbandsklagerecht im Arbeitsrecht. So könnten beispielsweise bei Missständen Gewerkschaften gegen einen Arbeitgeber klagen, ohne dass der Arbeitnehmer involviert sein müsste.