Die Studien werden von zwei großen Biotechunternehmen durchgeführt: eGenesis und der United Therapeutics Corporation. Sie entwickeln genetisch veränderte Miniaturschweinerassen, aus denen die Transplantationsorgane gewonnen werden.
Für die Studien sollen im Laufe dieses Jahres bis zu 50 Patienten und Patientinnen mit Schweinenieren versorgt werden. Forschende begrüßen diese ersten klinischen Studien zur sogenannten Xenotransplantation als wissenschaftlichen Meilenstein.
Xenotransplantion - erste Studien mit implantierten tierischen Organen
Die Methode der Xenotransplantation gilt als mögliche Lösung für den weltweiten Engpass an Spenderorganen. Bisher gab es schon mehrere Fälle, bei denen tierische Organe in Menschen transplantiert wurden - zum Beispiel Schweinenieren oder Schweineherzen.
Das erfolgte jedoch immer durch eine Ausnahmegenehmigung: als individueller Heilversuch. Jetzt geht es erstmals um klinische Studien am Menschen. Philipp Felgendreff, Transplantationschirurg an der Medizinischen Hochschule Hannover, erläutert:
"Man nutzt deswegen Schweine, weil sie mit ihren anatomischen Strukturen gut geeignet sind, um die Organe in den Menschen zu übertragen. Man hat natürlich festgestellt, dass das Immunsystem des Menschen diese Organesehr schnell abstößt, sodass eine genetische Modifikation notwendig ist, um so die Akzeptanz des Organs im menschlichen Körper zu erhöhen."

Bisherige Xenotransplantationen fanden an schwerstkranken Menschen statt
Er hofft, dass diese Studien einen Weg für Patienten bereiten, die dringend ein Organ benötigen. Für die nun gestartete klinische Studie in den USA ist gerade einem 66-Jährigen eine genetisch angepasste Schweineniere transplantiert worden.
Der Mann war seit mehr als zwei Jahren auf Nierendialyse angewiesen, sonst ist er gesund. Auch das ein Unterschied zu den bisherigen Xenotransplantationen, bei denen die Empfänger in der Regel bereits schwerst krank waren und kurz nach dem Empfang des Organes verstarben.
Der Transplantationschirurg Phillip Felgendreff geht davon aus, "dass die Auswahl der Empfänger und der richtige Zeitpunkt der Transplantation wirklich ganz wichtige Einflussfaktoren sind. Der erste Patient, der das Schweineherz bekommen hat, war wirklich schwerstkrank. Da müssen wir dazulernen und identifizieren, welche Patienten von der Therapieoption der Xenotransplantation klar profitieren und welche Patienten für einen solchen Ansatz nicht geeignet sind."

Auch in Deutschland forscht man zur Xenotransplantation
Auch in Deutschland wird sehr intensiv an der Zucht geeigneter Schweinerassen geforscht und daran, wie die für Menschen gefährlichen Transgene und Viren unterdrückt werden können. Konrad Fischer ist dafür Experte an der Technischen Universität München:
"Wir arbeiten momentan darauf hin, dass sie von einem Schwein alle Organe verwenden können, also die Tiere nicht nur spezifisch für einen einzelnen Organtyp produziert werden. Dann können sie vielleicht mal in zehn Jahren wirklich sehr viele Transplantationsbereiche mit einem einzelnen Schwein abdecken."
Die Experten sind sicher: Vom Forschungsstand her könne Deutschland den USA das Wasser reichen. Auch hierzulande könnten im Prinzip sofort klinische Studien mit Xenotransplantationen starten. Die USA hätten aber den großen Vorteil, dass dort die Wirtschaft das Thema für sich entdeckt habe und zudem Forschungseinrichtungen und Universitäten sich dem Thema widmeten, die mit einem sehr viel höheren Budget ausgestattet seien als das in Deutshland der Fall ist.
Fischer bedauert, dass es in Europa mangels breiter finanzieller Unterstützung auch noch an der passenden Infrastruktur mangele. Allerdings sei die Forschung in Deutschland trotzdem recht weit voran geschritten.
Bisher beträgt die längste Überlebenszeit eines Menschen mit einem tierischen Organ gerade einmal mehrere Monate. Einer 53-jährigen Amerikanerin wurde im November 2024 eine Schweineniere transplantiert, nachdem sie sieben Jahre lang erfolglos auf der Warteliste für eine Spenderniere war. Sie ist derzeit die am längsten lebende Person mit einem Schweineorgan.