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Chance Xenotransplantation – Schweineherzen für Menschen?

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Autor/in
Martina Keller
Martina Keller
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Ulrike Barwanietz
Candy Sauer

Zwei Monate schlug ein Schweineherz im Körper des Amerikaners David Bennett, bevor der schwer kranke Mann starb. Die Forschung ist seither im Aufschwung. Auch in Deutschland.

Schweine für den Menschen genetisch passend machen

Die Xenotransplantation überschreitet die Grenze zwischen Arten: Schweineherzen sehen menschlichen Herzen verblüffend ähnlich. Allerdings liegen Schwein und Mensch in der Evolution weit auseinander. Ihr Erbgut ist nur zu 95 Prozent identisch. Das von Mensch und Schimpanse zu 99 Prozent. Deshalb müssen Xenoschweine für den Menschen genetisch passend gemacht werden, bevor an eine Transplantation zu denken ist.

Auckland Island Pig hat passende Herzgröße

Bislang haben deutsche Forscherinnen und Forscher für ihre Versuche mit Pavianen normale, in der Landwirtschaft übliche Schweine genutzt, bei denen das Wachstumshormonrezeptor-Gen ausgeschaltet war, damit das Schweineherz nicht weiter im menschlichen Körper wächst.

Doch es gibt auch Schweine, deren ausgewachsene Herzen die richtige Größe für den Menschen haben, und zwar die sogenannten Auckland-Island-Pigs. Ihre Premiere als Schweineherzspender für den Menschen haben die Auckland Island Pigs allerdings noch vor sich.

Erstes transplantiertes Schweineherz war mit Viren infiziert

Die wohl größte Befürchtung bei der Xenotransplantation ist, dass tierische Erreger auf den Menschen übertragen werden könnten. Genau dies ist bei dem Amerikaner David Bennett passiert, in seinem Schweineherz wurden porcine Cytomegalie-Viren gefunden.

Porcine Cytomegaloviren sind Schweineviren, die zwar menschliche Zellen nicht infizieren, aber indirekt auf den Empfängerkörper wirken, ohne dass es bislang eine Behandlungsmöglichkeit gäbe. Es kommt zu Blutungen, Entzündungen und letztlich zum Organversagen. Ein Super-GAU für die Xenotransplantation.

Deutsche Forschung verweist auf Methoden zur Virus-Erkennung

Joachim Denner leitet die Arbeitsgruppe Virussicherheit der Xenotransplantation an der Freien Universität Berlin. Er gilt als einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet.

Aus früheren Transplantationsversuchen mit Pavianen kennt Denner die Probleme, die das Cytomegalovirus auslösen kann. Er veröffentlichte bereits 2015 einen Übersichtsartikel hierzu und im folgenden Jahr Methoden zur Erkennung des Cytomegalovirus in Spenderschweinen. Doch diese wurden offenbar bei der ersten Transplantation in den USA nicht berücksichtigt.

Paviane mit Schweineherzen überlebten mehr als ein halbes Jahr

Trotz aller Komplikationen ist der Münchener Chirurg Bruno Reichart seit langem vom Potenzial der Methode überzeugt. Seit der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre treibt er sie voran. Gesunde Paviane, denen er Schweineherzen einpflanzte, überlebten mehr als ein halbes Jahr – das ist Weltrekord.

Bruno Reichart plant in absehbarer Zeit eine erste Pilotstudie mit vier bis fünf Patienten. Dafür braucht er Investoren. Reichart schätzt die Kosten der Pilotstudie auf 18 bis 20 Millionen Euro, die von den Geldgebern bezahlt werden müssten.

Organe des Schweins gelten als gut geeignet, um erkrankte menschliche Organe zu ersetzen – obwohl Affen genetisch näher mit uns verwand sind. Affen sind jedoch nur schwer zu halten und ihre Organe sind oft zu klein für den Menschen.
Organe des Schweins gelten als gut geeignet, um erkrankte menschliche Organe zu ersetzen – obwohl Affen genetisch näher mit uns verwand sind. Affen sind jedoch nur schwer zu halten und ihre Organe sind oft zu klein für den Menschen.

Bedingungen für eine Schweineherztransplantation in Deutschland

Zwei Dinge müssen die Deutschen noch tun, bevor sie im Rahmen einer Studie den ersten Patienten ein Schweineherz anbieten können. Sie müssen die Erlaubnis für den Einsatz eines neuartigen Antikörpers bekommen, den es zusätzlich zu den Genmodifikationen in den Spenderschweinen braucht, um die Abstoßung der Tierorgane durch das menschliche Immunsystem zu verhindern.

Und sie müssen ihre Pavianversuche wiederholen, jetzt mit den Herzen der gentechnisch veränderten Auckland-Schweine. Die ersten dieser Ferkel sind im Spätsommer 2022 zur Welt gekommen.

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