Vor 40 Jahren wurde erstmal versucht Organmangel mit Tierorganen zu beheben. Aber die Körper der Empfänger stießen die fremden Organe ab. Eine Studie aus den USA berichtet jetzt über Erfolge bei der Weiterentwicklung der Xenotransplantation. Bundesweit warten 8.500 Schwerkranke auf eine Organspende. Doch im letzten Jahr wurden in deutschen Krankenhäusern kaum 2.200 Organe für eine Transplantation entnommen.
Affe lebte mehr als 2 Jahre mit transplantierter Schweineniere
In der US-Studie waren 21 Affen die "Versuchskaninchen" und bekamen Nieren von genetisch modifizierten Yucatán-Miniaturschweinen eingepflanzt. Immerhin fünf Tiere überlebten damit ein Jahr und länger. Ein Affe schaffte es mit den Transplantaten sogar auf mehr als zwei Jahre, bevor seine Nieren versagten und er eingeschläfert werden musste.
Gentechnik ermöglicht Anpassung der Transplantate
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzten massiv auf Gentechnik, um die Schweinenieren für die Affen verträglicher zu machen. Sieben Gene, die bei der Abstoßung der Transplantate eine Rolle spielen, schnitten sie mit der Genschere CrisprCas aus dem Schweinegenom heraus. So wird das Immunsystem der Empfängertiere nicht so unter Stress gesetzt.
Ein weiteres Problem der Xenotransplantation konnten die Forschenden ebenfalls mit Gentechnik lösen. Retroviren, die im Schweinegenom sitzen, können Organempfänger krank machen. Tatsächlich die zweithäufigste Komplikation bei Xenotransplantaten. Auch diese Retroviren wurden mit der Genschere herausgeschnitten.
Außerdem bekamen die Schweine sieben menschliche Gene, um die Organe für die Empfänger verträglicher zu machen. Nie zuvor wurde Gentechnik in diesem Umfang bei der Entwicklung der Xenotransplantation eingesetzt.
Mit Schweineherzen dem Organmangel vorbeugen
Die Fortschritte in Tierstudien ermutigen Mediziner, es auch bei menschlichen Patienten wieder mit Tierorganen zu versuchen. Einer der ersten, die von dem Fortschritt profitieren, ist ein zweifacher Vater aus den USA, der an einer Herzerkrankung zu sterben drohte. Vor einigen Wochen bekam er ein gentechnisch modifiziertes Schweineherz. In der Pressemitteilung der Universität heißt es, der Patient habe sich nach der Operation gut erholt.
Auch in Deutschland möchte man mit gentechnisch vermenschlichten Schweineherzen dem Organmangel begegnen. So plant die bayerische Firma XTransplant eventuell schon ab 2024 solche Organe für Studien an der Klinik Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität in München zur Verfügung zu stellen. Aber noch ist fraglich, ob und wenn ja wann tierische Organe als vollwertiger Ersatz für menschliche Spenderorgane dienen können.