Corona-Spätfolgen

Long Covid: Neues aus der Forschung zu Ursachen und Therapien

Stand
Autor/in
Elena Weidt
Onlinefassung
Elisabeth Theodoropoulos

Längst nicht allen, die Corona hatten, geht es gesundheitlich wieder gut. Manche haben noch Wochen und Monate danach Beschwerden - Long Covid betrifft viele und noch immer gibt es viele Fragezeichen. 

Laut einer neuen Studie aus den USA sind weltweit mindestens 65 Millionen Menschen betroffen, das heißt auf etwa jede 10. Corona-Erkrankung folgt Long Covid. Allein in Deutschland geht man von ungefähr einer Million Betroffenen aus. Die Forschenden der Studie kritisieren, dass die Diagnose- und Behandlungsoptionen noch immer unzureichend sind und es noch immer an Forschung fehle. Und auch die Betroffenen haben viele Fragen. 

Hotline und Info-Plattform soll für Long Covid Patient*innen eingerichtet werden

Eine zentrale Hotline und eine Informationsplattform sollen nun deswegen, laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach, zeitnah für die Long Covid Patienten eingerichtet werden. Wann genau, das ist allerdings noch unklar. Das Bundesgesundheitsministerium äußerte gegenüber dem SWR lediglich, dass das eine besondere Priorität habe. Auch sollen nun endlich 100 Millionen Euro in die sogenannte Versorgungsforschung fließen. Denn noch immer fehlen in Deutschland passende Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene.

Das ist immer noch das Problem, dass wir in Deutschland keine strukturierten Versorgungseinrichtungen haben, dass die Patienten keine strukturierten Anlaufstellen haben.

Long Covid Symptome sind äußerst vielfältig

Über 200 Long Covid Symptome sind mittlerweile identifiziert worden. Oft sind mehrere Organsysteme betroffen: die Atemwege, Herz, Gefäße, Gehirn, Nerven, Magen-Darm-Trakt, Muskeln, Milz, Niere, Leber und Bauchspeicheldrüse. Viele Long Covid Patienten erfüllen die Kriterien eines chronischen Erschöpfungssyndroms (ME/CFS). 

Es gibt nicht „die“ Long Covid Erkrankung, das weiß die Forschung mittlerweile. Und deswegen auch nicht den einen Mechanismus, den es zu verstehen gibt, sondern eben viele und das macht es kompliziert.

Wie dann alle miteinander im Zusammenhang stehen ist noch offen. Derzeit werden deswegen mehrere Ursachen parallel erforscht. Auf der wissenschaftlichen Ebene stehen diese Hypothesen alle noch nebeneinander. Keine ist bisher mit der nötigen wissenschaftlichen Tiefe belegt, dass das die Ursache von Long Covid ist.

Ein Grund könnte sein, dass das Virus weiterhin im Körper steckt und sich dort vermehrt, wodurch es eine chronische Infektion verursacht. Eine zweite Ursache ist, dass die Covid-Erkrankung eine Autoimmunität im Körper triggert. Long Covid könnte auch andere Viren wie die Herpes-Viren, die wir bereits im Körper tragen, reaktivieren. Und auch die Folgen einer schweren Corona-Infektion wie beispielsweise Gewebeschäden könnten Long Covid beeinflussen.  

Klar ist mittlerweile auch: Menschen mit einer bestimmten genetischen Veranlagung oder Menschen mit bestimmen Vorerkrankungen wie Asthma oder Diabetes erkranken eher. Allerdings sind längst nicht alle Risikofaktoren identifiziert. 

Long Covid Therapien müssen auch sehr vielfältig sein

Was wirklich gegen Long Covid hilft, versuchen die Forschenden auch an der Charité mit Hochdruck herauszufinden. Da es verschiedene Long Covid Typen gibt, braucht es auch verschiedene Therapiemöglichkeiten.

Für Long Covid Patienten, die Anzeichen einer Autoimmunerkrankung haben, könnten Medikamente helfen, die solche Entzündungsreaktionen gezielt behandeln. Das hilft aber wiederum bei anderen Long Covid Typen nicht. Und beim weitverbreiteten Erschöpfungssyndrom ME/CFS ist immer noch unklar, welche Therapie überhaupt hilft. 

Therapieansätze
Je nach Symptomen und damit Long Covid Typen müssen unterschiedliche Therapieansätze eingesetzt werden. Die eine Therapie gibt es nicht.

Corona-Impfung bietet gewissen Schutz vor Long Covid

Was sich auch abzeichnet: Die Corona-Impfung bietet einen gewissen Schutz vor Long Covid: Je nach Studie verringert sich das Risiko zwischen 15 und 40 Prozent.

Das Post Covid Syndrom, das aufgrund von Organschäden in der Akkuterkrankung entsteht, kann man durch eine Impfung sicherlich vermeiden.

Die Neuroimmunologin Bellmann-Strobl stellt auch klar, dass eine erneute Infektion mit Corona nicht die Wahrscheinlichkeit erhöhen muss, an Long Covid zu erkranken. Denn unter den Patienten, die an der Charité behandelt wurden, seien vor allem Menschen gewesen, die nach einer ersten Infektion Long Covid entwickelt hatten und selten nach einer erneuten Infektion. 

Andere Forschungsergebnisse hingegen deuten daraufhin, dass das Risiko nach der zweiten und dritten Infektion sehr wohl steigt.

Somit sind trotz der neuesten Erkenntnisse, wie den möglichen Gründen zur Entstehung von Long Covid, noch viele Fragen weiterhin offen.

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Autor/in
Elena Weidt
Onlinefassung
Elisabeth Theodoropoulos