Das Epstein-Barr-Virus schlummert in uns
Laut dem Deutschen Infektionszentrum tragen 90 bis 95 Prozent aller Menschen das Epstein-Barr-Virus in sich. Fast alle infizieren sich schon als Kind mit dem Virus, das sich dann nicht weiter bemerkbar macht, aber oft auch nie wieder ganz aus dem Körper verschwindet.
Nur wenn man sich erst als Jugendlicher oder Erwachsener infiziert, führen die Viren manchmal zum Pfeifferschen Drüsenfieber.
Doch nach überstandener Erkrankung schlummert das Epstein-Barr-Virus weiter im Körper vor sich hin. Durch Stress oder Infektionen mit anderen Viren können die inaktiven Epstein-Barr-Viren auch wieder aufwachen, also reaktiviert werden.
Reaktiviertes Epstein-Barr-Virus kann andere Krankheiten noch verstärken
Schon länger vermuten Forschende, dass das Epstein-Barr-Virus andere Krankheiten verstärken kann – Autoimmunerkrankungen, aber auch das chronische Erschöpfungssyndrom wird mit dem Epstein-Barr-Virus in Verbindung gebracht.
Wird das Virus reaktiviert, klagen Patienten oft über Kopfschmerzen, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Muskelschwäche und Konzentrationsschwierigkeiten – alles Symptome über die auch Long-Covid-19-Patienten klagen – Zufall? Wahrscheinlich nicht, sagt ein US-Forschungsteam von der World Health Organization.
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Zusammenhang zwischen Epstein-Barr-Viren und Long Covid in Studie festgestellt
Die Forschenden haben 185 Patienten drei Monate nach dem ersten positiven Corona-Test genauer untersucht – also analysiert, ob bei ungewöhnlich vielen Covid-Patienten das Epstein-Virus aktiv ist.
Das Ergebnis: Etwa ein Drittel der Patienten hatte nach drei Monaten Long Covid. Unter diesen Long-Covid-19-Patienten haben die Forschenden bei mehr als 65 Prozent aktive Epstein-Barr-Viren im Körper nachgewiesen. Bei ehemaligen Covid-19-Patienten ohne Spätfolgen waren es nur zehn Prozent.
Bei symptomfreien Patienten sind also deutlich weniger Epstein-Barr-Viren reaktiviert worden. Für das Forschungsteam ist das ein konkreter Hinweis, dass das Epstein-Barr-Virus mit Long Covid zusammenhängen könnte.
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Auch bei einer akuten Covid-19-Infektion könnte das Epstein-Barr-Virus eine Rolle spielen
Ein internationales Forschungsteam hat bei 78 bis 95 Prozent der Patienten mit einer akuten Covid-19-Erkrankung reaktivierte Epstein-Bar-Viren gefunden. Das Epstein-Barr-Virus könnte also schon bei der akuten Corona-Infektion die Symptome verstärken.
Somit verdichten sich die Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen einer folgenschweren Corona-Infektion und dem Epstein-Virus. Doch bisher sind nur wenige Patienten im Rahmen von Studien untersucht worden.
Weitere Forschung ermöglicht neue Therapie-Ansätze bei Corona-Infektionen
Noch ist unklar, warum die Epstein-Barr-Viren aktiviert werden könnten. Doch bestätigt sich der Verdacht, könnten neue Therapie-Ansätze entwickelt werden. So gibt es bereits antivirale Medikamente, die das Epstein-Barr-Virus zumindest ein wenig stoppen können.
Das Epstein-Barr-Virus gehört zu den Herpesviren. Laut einem chinesischen Forschungsteam gibt es erste Hinweise, dass das Anti-Herpes-Mittel Ganciclovir schwer kranken Patienten helfen kann.
Somit könnten auch Anti-Herpes-Mittel gegen Long Covid in Zukunft eingesetzt werden – sofern das Epstein-Barr-Virus auch tatsächlich bei Long Covid eine entscheidende Rolle spielt.