So stirbt Bösewicht "Goldfinger" im gleichnamigen James-Bond-Film: Er feuert eine Waffe ab und trifft ein Fenster. Die Folge ist ein plötzlicher Luftdruckabfall und Goldfinger wird durch den Sog aus dem Fenster gezogen: Das typische böse Ende eines bösen Schurken. Ist das nun realistisch?
Man hat das in der Physik nachgerechnet und es gibt sogar Experimente. Die legen den Schluss nahe: Ganz so läuft das nicht. Das Szenario ist insofern richtig, als ein Loch in der Außenwand sofort zu einem Druckabfall führt.
Flugzeug muss Druckunterschied innen und außen aushalten
Den Druckabfall kann man sich leicht klarmachen: In der Kabine herrscht ein Luftdruck fast wie an der Erdoberfläche – schließlich sollen sich die Passagiere auch in einer typischen Reiseflughöhe von 10.000 bis 11.000 Metern wohlfühlen. Der Luftdruck außerhalb des Flugzeugs ist aber viel niedriger, etwa ein Viertel so groß. Zwischen innen und außen besteht also ein starkes Druckgefälle. Diesen Druckunterschied muss die Außenhaut des Flugzeugs aushalten – so wie ein Luftballon oder ein Reifen den hohen Innendruck aushalten muss, ohne zu platzen.
Angenommen, es entsteht plötzlich ein Loch in der Außenhaut. Die Folge ist klar: Luft strömt sofort von Innen durch das Loch nach außen. So entsteht tatsächlich ein Sog in Richtung der undichten Stelle. Die Frage ist aber: Wie stark ist dieser Sog?
Der Physiker Metin Tolan hat das mal mit seinen Studierenden ausgerechnet. Er kam zu folgendem Ergebnis: Der Sog im Fall "Goldfinger" würde einen Wind der Stärke 3 erzeugen – also etwa 17 km/h. Das ist eine stärkere Böe, aber nichts, wogegen man sich nicht stemmen könnte.
Wahrscheinlich nur ein paar blaue Flecke
Es hängt aber auch davon ab, wie nah man sich am Fenster befindet. Goldfinger wird ja praktisch durch die ganze Kabine zur Fensteröffnung gesogen – das ist wohl unrealistisch. Würde er sich dagegen direkt am betreffenden Fenster befinden, wäre der Druck und damit die Sogwirkung nach draußen um ein Vielfaches höher. Trotzdem würde Goldfinger – er ist ja auch nicht der Schlankeste – wohl vor allem gegen den Fensterrahmen gezogen. Dort würde er sich die ein oder andere Prellung holen, vielleicht auch eine Gehirnerschütterung. Aber er würde sicher nicht so verformt werden, dass er durch das Fenster hinaus gedrückt würde.
Zumal diese Sogwirkung ja auch nicht so lange anhält. Je größer nämlich das Loch ist, desto heftiger ist zwar der Druckabfall, aber desto schneller ist das Druckgefälle dann auch ausgeglichen. Nach einem kurzen heftigen Augenblick würden in der Kabine Druckverhältnisse herrschen wie draußen in 10.000 Metern Höhe. Als Passagier würde man dann vielleicht ohnmächtig werden, mehr aber auch nicht.
Zu diesem Ergebnis kommen jedenfalls die Physikerinnen und Physiker der GWUP – das ist die Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. Auf deren Internetseite ist übrigens auch ein amerikanisches Video verlinkt, das die Situation einmal mit Crashtest-Dummies durchgespielt hat – mit letztlich dem gleichen Ergebnis: Ein plötzliches Loch im Fenster kann zwar Unheil bringen, aber keinen dicken Bösewicht an die freie Luft befördern.
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