Pink Floyd hören und in Trance fallen?
Auf die Idee könnte man bei Name und Klang der Musik tatsächlich kommen. Beispiel: „Interstellar Overdrive“ von Pink Floyd. Ein knapp 10-minütiges Instrumentalstück mit langen rhythmischen Wiederholungen, ungewohnten Akkordfolgen und einem endlos wirkenden Improvisationsteil. Ein musikalisches Versprechen. Man müsse die Musik nur laut genug aufdrehen und die psychedelische Wirkung kann sich entfalten. Die Hörer fallen in Trance.
Eine psychedelische Wirkung wird durch Musik nicht hervorgerufen
Das ist nicht so. Zumindest nach neurowissenschaftlicher Begriffsdefinition. „Psychedelisch“ meint nämlich, dass ein psychedelischer Bewusstseinszustand hervorgerufen ist. Der ist wiederum durch das Eintreten verschiedener psychischer, somatische oder visueller Effekte gekennzeichnet und wird zumeist durch die Einnahme psychedelischer Substanzen wie LSD oder Psylocibin ausgelöst.
Musik, auch solche die als psychedelisch bezeichnet wird, kann diese Effekte jedoch nicht hervorrufen. Wäre dem so, wäre die Musik wohl auch auf dem Index gelandet.
Psychedelische Musik will die psychedelische Erfahrung hörbar machen
Psychedelische Musik ist jedoch von der psychedelischen Erfahrung inspiriert, sie will diese musikalisch imitieren. Rhythmische Wiederholungen, strukturlose Improvisationen und wirre Taktarten- und Wechsel sollen die veränderten Zeitwahrnehmungen während eines psychedelischen Trips akustisch widerspiegeln. Es ist somit auch kein Zufall, dass die Anfangszeit der psychedelischen Rockmusik, die 1960er-Jahren, auch als Hochphase des LSD-Konsums gilt.
Bekannt ist dabei die Geschichte um Syd Barrett, Komponist von „Interstellar Overdrive“. Dieser schrieb die ersten Lieder von Pink Floyd zumeist unter dem Einfluss von LSD und wurde so zum Wegbereiter der psychedelischen Rockmusik. Bereits während der Aufnahmen zum zweiten Album der Band litt er, aufgrund einer psychischen Vorerkrankung und dem starkem LSD-Konsum, zunehmend an Realitätsverlusten. Er musste die Band verlassen.
Musik und Psychedelika versprechen Fortschritt bei Therapieverfahren
Musik und psychedelische Substanzen könnten aber auch eine positive Wirkung bei psychischen Leiden haben. Dahinter steckt, dass Psychedelika wie LSD oder Psilocybin jene Gehirnmechanismen unterdrücken, die Emotionen regulieren. Sie lassen den Emotionen freien Lauf. Das Hören von Musik hingegen, so weiß man, kann Emotionen aktivieren. Positive wie negative.
Forschende der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore wollen diese Erkenntnisse für die Psychotherapie nutzen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die emotionale Reaktion auf Musik während des Einflusses von Psychedelika verstärkt ist. So erhofft man sich bei Patienten schneller jene Emotionen hervorzurufen, die für eine Therapie psychischer Leiden hilfreich sein können. Allerdings: Solche Therapien sind nicht ungefährlich und müssen unter streng kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden. In Deutschland sind sie zudem illegal.
Ob psychedelische Musik bei solchen Therapien besonders hilfreich ist, darüber weiß man bisher nichts.
Psychologie
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