Medizin

Welche Rolle spielt Epigenetik bei Alzheimer?

Stand
Autor/in
Peter Spork

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Alzheimer Demenz hat genetische Komponente

Alzheimer-Demenz hat auch eine genetische Komponente. Das ist eine der komplexen Krankheiten, über die wir hier reden. Psychische Erkrankungen, Depressionen, Angststörungen oder Stoffwechselkrankheiten, Übergewicht und Diabetes haben eine genetische Komponente. Diese beeinflusst das Risiko, an dieser Krankheit zu erkranken. Aber sie ist natürlich kein Schicksal in dem Sinne, dass wenn man zwei, drei Gene oder Gen-Varianten geerbt hat, dass man dann zwingend oder schon in frühen Jahren dement werden muss.

Die Epigenetik spielt auf jeden Fall mit, sprich die Umwelteinflüsse. Man weiß heute: Mit viel Bewegung, mit viel Bildung kann man schon in jungen Jahren dagegen anarbeiten und damit die Risiken senken. Menschen aus sehr gebildeten Familien haben ein geringeres Demenz-Risiko. Und Menschen, die immer sehr viel Sport gemacht haben, auch. Gemeint ist eher Ausdauersport. Man weiß nicht genau, warum das so ist. Die Theorie ist: Die Durchblutung des Gehirns senkt das Risiko, weil Nervenzellen dann länger am Leben bleiben.

Epigenetische Medikamente heilen Tiere auf einen Schlag

In Tierversuchen – und da kommt jetzt die Epigenetik rein – wird es super spannend: Es gibt schon epigenetische Medikamente, die man bisher nur bei Tieren anwenden kann. Die verstellen auf einen Schlag die Regulation von 1.500 Genen in den Nervenzellen und zwar in die Richtung, dass die Zellen wieder aktiver und lernfähiger werden. Mit diesen Medikamenten können tatsächlich Mäuse und Ratten, die so eine Art Alzheimer Krankheiten haben, schlagartig geheilt werden. Man kann die Medikamente aber leider nicht beim Menschen anwenden, weil sie zu viele Nebenwirkungen haben.

Aber das ist ein ganz klarer Hinweis darauf, dass epigenetische Veränderungen in den Nervenzellen eine ganz große Rolle bei Alzheimer spielen.

Die Wissenschaft ist noch nicht so weit, das bis ins letzte Detail zu verstehen und anzugehen. Aber es sollte Menschen, die in einer Familie leben, in der Alzheimer gehäuft auftritt, zu einem gesunden Lebensstil motivieren – mit viel Bewegung, ausreichend Schlaf und viel Bildung schon in jungen Jahren, also dass man sich bewusst mit den intellektuellen Dingen des Lebens auseinandersetzt. Davon scheint man tatsächlich zu profitieren und die Epigenetik gibt sozusagen den molekular-biologischen Unterbau dazu, dass das wirklich funktionieren kann.

Gehirn Woran erkennt man eine beginnende Alzheimer-Erkrankung?

Typisch für Alzheimer in der ersten Zeit ist ein ganz starkes Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses. Auch Orientierungsstörungen sind typisch. Also nicht nur eine Einschränkung im Gedächtnis, sondern richtige Störungen, bei denen Sie zum Beispiel überhaupt nicht mehr wissen, welche Tageszeit ist oder welches Datum wir haben. Von Sylvia Kern

Gesundheit Welche Rolle spielt der Darm bei Parkinson, Alzheimer und MS?

Es ist noch zu früh, um schon Therapien abzuleiten. Aber wir verstehen immer besser, dass es einen sehr engen Zusammenhang gibt zwischen den Bakterien im Darm, deren immunologischer Funktion, der Bildung von Botenstoffen und Fettsäuren und Entzündungen oder Veränderungen, die im Gehirn entstehen können. Von Julia Seiderer-Nack | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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Als Karl V. im Jahr 1519 zum König von Deutschland gewählt wurde, zog er mit seinem spanischen Hofstaat nach Deutschland. Zur Verwunderung der Deutschen. Karl sprach nicht gern Deutsch und wenn, dann nur mit seinem Pferd. Von Rolf-Bernhard Essig

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Kalk ist eine gute Grundlage für mikrobielles Wachstum und schafft eine große Oberfläche. Mit der Säure, die man benutzt, um den Kalk wegzumachen, holt man die Mikroben heraus. Von Markus Egert | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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Linguistik Wie hat sich die Grammatik von Sprachen entwickelt?

Die Sprachentwicklung sieht man anhand von Spuren. Die Vergangenheitsform lautete zum Beispiel früher: "Ich reden tat", die heute zu dem Wort "redete" mit Endung verschliffen ist. Von Gábor Paál. Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redensart Warum haben Adelige "blaues Blut"?

Der Ausdruck "blaues Blut" hat seinen Ursprung wohl in Spanien ("sangre azul"). Das hat mit den Adern zu tun, die bläulich durch die Haut schimmern. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redewendung Woher kommt die Redewendung "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"?

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