Sprache

Warum wirken Dialekte unterschiedlich sympathisch?

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Gábor Paál
Gábor Paál

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Artikulation im verengten Rachenraum wirkt "verdruckst"

Dialekte wirken unterschiedlich, das zeigen Umfragen immer wieder. Mehrere Faktoren scheinen hier eine Rolle spielen. Im Schwäbischen (vor allem rund um Stuttgart) und Sächsischen werden viele Vokale, aber auch manche r-Laute "pharyngalisiert", wie der Linguist sagt. Das heißt, sie werden fast nasal, jedenfalls ziemlich weit hinten im Rachen artikuliert: "I hänn koi K’rzle meh em Kell’r“, stellt der Schwabe kurz vor Advent fest. Auf viele Nicht-Schwaben wirken die schwäbischen R-Laute distanziert, geradezu "verdruckst". Eine mögliche psychologische Erklärung: Wer Laute weit hinten im Mund artikuliert, erweckt buchstäblich der Eindruck: Der rückt nicht raus mit der Sprache, der will was für sich behalten.

Im Bayerischen dagegen werden die Vokale weit vorne im Mund artikuliert, das wirkt nachweislich offener, mehr "gradraus". Tatsächlich zählt das Bayerische zu den Dialekten mit den größten Sympathiewerten. Noch ein anderer Fall ist das Hessische: Es kennt fast nur weiche ("waische"), stimmhafte Konsonanten. Das kann einerseits etwas spannungs- und kraftlos wirken, andererseits kann das Hessische dadurch auch etwas Entspanntes, "Gemütlisches" haben. Aber es polarisiert: Die einen mögen es, andere finden es grässlich.

Neben dem Klang spielen Assoziationen eine Rolle

Neben dem reinen Sound spielen auch Assoziationen eine Rolle, die wir mit bestimmten Dialekten verbinden. Denken wir bei Schwaben an "Kehrwoche", "Sauberkeit" und "Griffelspitzer", beeinflusst das ebenfalls die Sympathiewerte, je nachdem wie man sich selbst mit diesen Tugenden identifiziert. Das Sächsische wiederum war einst der staatstragende Dialekt der ehemaligen DDR, und auch das können manche noch nicht ganz ausblenden.

Die gleichen Umfragen, die für das Bayerische hohe Sympathiewerte ergeben, weisen das Sächsische regelmäßig als Schlusslicht in der Beliebtheitsskala aus. Zum Trost: Dieser Effekt verschwindet oft, wenn man sich in der entsprechenden Gegend länger aufhält.

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