Es gibt etwas mehr als 10.000 Zuschauer in Deutschland, deren Fernsehverhalten elektronisch mit einem speziellen Zusatzgerät erfasst und auf die Zuschauer in ganz Deutschland hochgerechnet wird.
Anonymes elektronisches Verfahren
Diese 10.000 Zuschauer sitzen in 5.000 repräsentativ ausgewählten Haushalten – und sie wissen natürlich, dass sie "überwacht" werden: Jedes Mal, wenn sie ein Programm einschalten oder das Programm wechseln, wird das registriert. Ebenso, wenn sie eine Sendung aufnehmen, um sie später anzuschauen. Natürlich passiert das anonym, sodass das Verhalten eines einzelnen Zuschauers nicht zurückverfolgbar ist.
Zuständig für diese Messungen ist die Arbeitsgemeinschaft Videoforschung mit Sitz in Frankfurt am Main; sie liefert die Zahlen gleich am nächsten Tag. Deshalb gehört es zur Routine bei den Fernsehkollegen, jeden Tag zu gucken, wie viele Zuschauer die eigene Sendung am Vortag hatte.
Seit 2016 wird auch das Streaming von Sendungen im Internet erfasst. Dafür gibt es wiederum 20.000 repräsentativ ausgewählte Personen, deren Nutzungsverhalten ermittelt und dann ebenfalls hochgerechnet wird.
Nicht erfasst werden die Besucher eines Public Viewings: Man kann davon ausgehen, dass ein bestimmter Prozentsatz die Länderspiele der EM oder WM nicht zu Hause sieht, sondern in der Kneipe oder auf einer öffentlichen Leinwand. Diese Zuschauer fließen aber nicht in die Hochrechnung ein. Bei großen Sportereignissen ist die wahre Zuschauerzahl in Wirklichkeit also vermutlich höher als sie offiziell ausgewiesen wird.
Zuschauerverhalten über gesamte Sendungsdauer erfasst
Eine hohe Sehbeteiligung bedeutet nicht automatisch, dass die Sendung beim Publikum gut ankam. Eine hohe Sehbeteiligung von z.B. 10 Millionen Zuschauern deutet vor allem darauf hin, dass diese Zuschauer ein Motiv hatten, die Sendung überhaupt einzuschalten. Zum Beispiel weil sie die Schauspieler mögen, weil es der Top-Tipp in der Fernsehzeitung war oder weil die letzte Folge der Serie ganz gut war. Trotzdem kann es sein, dass sie hinterher enttäuscht sind – danach werden sie aber nicht gefragt.
Dennoch sagt die Sehbeteiligung indirekt schon etwas darüber aus, ob den Leuten die Sendung gefallen hat, denn es wird ja das Zuschauerverhalten über die gesamte Sendungsdauer erfasst, und die 10 Millionen in unserem Fall sind nur der Durchschnittswert. Angenommen, die Sendung hat am Anfang 10 Millionen Zuschauer, aber nach der Hälfte schalten 5 Millionen frustriert ab; dann läge die durchschnittliche Sehbeteiligung nur bei 7,5 Millionen. Sie spiegelt also immer beides: Sowohl die Erwartung an eine Sendung als auch, ob die Zuschauer wirklich drangeblieben sind.
Unterschied zwischen „Quote“ und „Sehbeteiligung“
Die Sehbeteiligung gibt die absolute Zahl der Zuschauer an. Die Quote dagegen setzt diese Zahl ins Verhältnis zur Gesamtzahl derer, die zur betreffenden Zeit überhaupt ferngesehen haben. Das ist ein Prozentwert. Beispiel: Angenommen, gestern Abend haben 25 Millionen abends um 20 Uhr ferngesehen und von diesen 25 Millionen guckten 5 Millionen die Tagesschau. Dann hätte diese Tagesschau-Sendung eine Quote von 20 Prozent gehabt – was ein sehr guter Wert wäre.
Abends sitzen generell mehr Menschen vor dem Bildschirm als mittags. Deshalb kann es passieren, dass eine Mittags-Sendung zwar viel weniger Zuschauer hat als eine Abendsendung, aber trotzdem eine höhere Quote.
Fürs Radio nur halbjährliche Durchschnittswerte
Die Messungen fürs Radio sehen ganz andes aus. Sie sind längst nicht so genau. Dort bekommt man immer nur Angaben, wie viele Menschen im Schnitt zu einer bestimmten Uhrzeit ein Programm hören – und das auch nur zweimal im Jahr.
Aber auch hier spielt das Internet eine zunehmend wichtigere Rolle, d. h. bei Sendungen, die als Podcast angeboten werden, können wir schon sehen, wie viele Menschen genau diese oder jene Folge gehört haben.