Physik

Gefriert warmes Wasser tatsächlich schneller als kaltes?

Stand
Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

In dieser Allgemeinheit kann man das nicht sagen, aber unter bestimmten Bedingungen kann es tatsächlich passieren.

Audio herunterladen ( | MP3)

Man hat ein Gefäß mit warmem Wasser und ein Gefäß mit der gleichen Menge kälteren Wassers, stellt das im Winter auf die Terrasse und siehe da: Das Wasser, das am Anfang wärmer war, gefriert schneller.

Das klingt verwirrend, weil man ja denkt: Dem warmen Wasser muss doch mehr Energie entzogen werden, es hat auf dem Weg zum Gefrierpunkt sozusagen einen längeren Weg vor sich als das kalte. Wie kann das sein?

Der wichtigste Effekt ist die Verdunstung

Wenn wir ein Glas mit kaltem Wasser und eins mit warmem Wasser ins Kalte stellen, sieht man über dem warmen viel mehr Dampf als über dem kalten. Also noch mal die Situation: Man hat zwei Gefäße, eins mit wärmerem und eins mit kälterem Wasser. Wenn die auf der Terrasse stehen, ist nach einer Weile aus dem warmen Gefäß mehr Wasser verdampft als aus dem kalten.

Das heißt, wir haben nach einer Weile immer noch zwei Gefäße, nur dass vom warmen Wasser weniger übrig ist. Wenn aber vom warmen Wasser weniger übrig ist, ist damit ja auch weniger Wasser da, das abgekühlt werden muss. Folglich geht das schneller. Auf diese Weise kann sozusagen das warme Wasser das kalte Wasser beim Abkühlen "überholen".

Mpemba-Effekt wird bei der Herstellung von Speiseeis eingesetzt

Es gibt noch ein paar andere Effekte, die mit reinspielen können, die Verdunstung ist aber der wichtigste. Man sieht aber auch: Es hängt an den Ausgangsbedingungen. Es kommt also darauf an, bei welchen Temperaturen der Versuch startet, wie viel Wasser in den Gefäßen ist, wie groß die Verdunstungsfläche im Verhältnis zum Volumen ist, wie groß die Außentemperatur ist. Es sind nur ganz spezielle Bedingungen, bei denen dieser Effekt eintritt.

Dieser Effekt heißt übrigens Mpemba-Effekt – benannt nach dem tansanischen Wissenschaftler Erasto Mpemba, der den Effekt 1963 entdeckt und bei der Herstellung von Speiseeis eingesetzt hat.

Gesundheit Warum bekommt man beim Eisessen manchmal Kopfschmerzen?

Beim Eisessen kommt es manchmal zum plötzlichen Kälteschmerz – im Englischen spricht man vom "brain freeze". Es ist nicht ganz klar, was da genau im Kopf passiert. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Fahrsicherheit Warum darf man mit Schneeketten nur 50 km/h fahren?

Die harten Schneeketten belasten den Fahrbahnbelag viel stärker als ein Gummireifen. Deshalb sind beim Einsatz ein paar Dinge zu beachten. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Derzeit gefragt

Redewendung Man sagt: "Das kommt mir spanisch vor." Warum nicht italienisch oder französisch?

Als Karl V. im Jahr 1519 zum König von Deutschland gewählt wurde, zog er mit seinem spanischen Hofstaat nach Deutschland. Zur Verwunderung der Deutschen. Karl sprach nicht gern Deutsch und wenn, dann nur mit seinem Pferd. Von Rolf-Bernhard Essig

Linguistik Wie hat sich die Grammatik von Sprachen entwickelt?

Die Sprachentwicklung sieht man anhand von Spuren. Die Vergangenheitsform lautete zum Beispiel früher: "Ich reden tat", die heute zu dem Wort "redete" mit Endung verschliffen ist. Von Gábor Paál. Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Hygiene Wie sollte man Perlatoren und den Duschkopf reinigen?

Kalk ist eine gute Grundlage für mikrobielles Wachstum und schafft eine große Oberfläche. Mit der Säure, die man benutzt, um den Kalk wegzumachen, holt man die Mikroben heraus. Von Markus Egert | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redensart Warum haben Adelige "blaues Blut"?

Der Ausdruck "blaues Blut" hat seinen Ursprung wohl in Spanien ("sangre azul"). Das hat mit den Adern zu tun, die bläulich durch die Haut schimmern. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redewendung Woher kommt die Redewendung "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"?

Minnesänger zogen früher von Hof zu Hof, um mit Singen für ihren Unterhalt zu sorgen. Und da war es besser, den Grafen oder Fürsten, dem der Hof gehörte, nicht zu verärgern. Von Rolf-Bernhard Essig

Sexualität Wie entsteht Homosexualität?

Eine endgültige Erklärung gibt es noch nicht, aber es sieht so aus, dass Homosexualität zwar in gewisser Weise angeboren ist, aber trotzdem nicht direkt vererbt wird. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Wetter Warum hagelt es meistens tagsüber und nicht nachts?

Theoretisch kann es zwar nachts hageln, aber es ist in der Tat eher selten. Hagel entsteht völlig anders als Schnee. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Sprachgeschichte Woher kommt: "Dem fällt kein Zacken aus der Krone"?

Ursprünglich geht es hier um den Brautkranz. Der Brautkranz ist ja oft mit schönen Steinen oder Perlen geziert. Da galt es als besonders übles Zeichen, wenn ein Stein aus dieser Brautkrone herausfiel. Von Rolf-Bernhard Essig