Im Sommer 1984 erhielten Informatiker im Rechenzentrum der Universität Karlsruhe die erste E-Mail aus den USA. Mit der neuen Technik wurde die weltweite Kommunikation auf den Kopf gestellt.
Nachrichten als Ausdrucke? Das muss einfacher gehen!
Die Geschichte fängt Ende der 60er-Jahre an: Der Informatiker Ray Tomlinson arbeitete für Arpanet, ein Computernetz, das das Verteidigungsministerium für die militärische Forschung entwickeln ließ.
Um die wenigen Computer amerikanischer Universitäten besser nutzen zu können, wurden Wissenschaftler per Telefonleitung mit ihnen verbunden.
Aber Tomlinson stellte fest: Auch die Nutzer untereinander wollten sich mal austauschen.
Also direkt von Maschine zu Maschine, ohne Schnittstelle außerhalb. Das probierte er aus, so als Spielerei: „Ich hatte zwei Computer, die standen nebeneinander und ich schickte Mails von einem zum anderen und guckte einfach, ob’s klappt.“
@: Ein ungenutztes Zeichen wird zum Herzstück einer jeden E-Mail-Adresse
Es klappte. Und Ray Tomlinson, im März 2016 verstorben, wurde berühmt als Erfinder nicht nur der E-Mail, sondern auch des @, des seltsamen Zeichens zwischen den Namen von Adressaten und Rechner.
Das @ hatte Tomlinson unter den Sonderzeichen seiner Tastatur gefunden, wo es nie verwendet wurde, vermutlich wurde es früher einmal für Buchhaltung gebraucht. Und heute ist es das Herz einer jeden E-Mail-Adresse.
Aus Arpanet entwickelten sich in den 70er-Jahren verschiedene Netzwerke, nicht mehr unter militärischer Geheimhaltung, aber auch noch lange nicht für den öffentlichen Gebrauch bestimmt. Das Computer Science Network, CSNet sollte allgemein dem wissenschaftlichen Austausch amerikanischer Universitäten dienen.
Und der junge Fachbereich Informatik an der Karlsruher Universität, der erste deutsche Internetknoten, bewarb sich um die Teilnahme – Israel und Frankreich dicht auf den Fersen.
Am 2. August 1984 um 12.21 Uhr schickt Laura Breeden die erste E-Mail ins Ausland
Jetzt, in den 80er-Jahren kommt Laura Breeden ins Spiel: Sie gehört heute zum Direktorium der NTIA, der Nationalen Telekommunikations- und Informations-Administration der USA, und ihr Arbeitgeber betont, sie habe der digitalen Welt ihren Stempel aufgedrückt. Sie selbst bezeichnet sich bescheiden als „minor player“, als „kleines Licht“.
Sie war an der Universität Cambridge, Massachusetts zuständig für CSNet und am 2. August 1984, genau um 12.21 Uhr, schickte sie die erste E-Mail ins Ausland: an Michael Rotert, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Karlsruher Instituts für Telematik und in Kopie an Werner Zorn, den Chef des Informatik-Rechenzentrums.
„Und dann haben sie uns eben noch unsere Netz-Adressen förmlich mitgeteilt“, erinnert sich Werner Zorn. Sonst hätte er die Botschaft gar nicht empfangen können. Amüsiert nahm er seine Netzadresse zur Kenntnis.
22 Stunden brauchte diese erste E-Mail, um ihr Ziel in Deutschland zu erreichen – nominell. Die Zeitverschiebung ist eingerechnet, und der Zugriff.
Nach 22 Stunden kommt die Mail in Karlsruhe an
In den USA ging die Botschaft über einen Server zunächst an das sogenannte CSNet-Relay, dort wurden die Mails gesammelt und mussten vom jeweiligen Empfänger abgerufen werden.
Um 10.14 Uhr Mitteleuropäischer Zeit am Folgetag war die Universität Karlsruhe ans erste offene internationale Internet angeschlossen. „Und in der Mail stand eben drin: Es ist schön, dass wir Sie an Bord haben und freuen uns und Hallo und Welcome“, sagt Werner Zorn.
Zum Welttag des Briefeschreibens am 1. September Vom Brief zum Roman: Goethe, Werther und die Post
Das Medium „Brief“ schlug im 18. Jahrhundert in der Literatur hohe Wellen. Mitverantwortlich: Johann Wolfgang von Goethe. Heute ist die Form des Briefromans nicht mehr wegzudenken.
40 Jahre E-Mails in Deutschland - wie entstand die elektronische Post?
"Michael, this is your official welcome" - so fängt die erste E-Mail an, die einen deutschen Server erreicht. Verschickt wurde sie heute vor 40 Jahren vom MIT in den Vereinigten Staaten. Einen Tag später, am 3. August 1984 um 10:14 Uhr trudelt sie im Keller des Technischen Instituts in Karlsruhe ein. Geöffnet hat sie Michael Rotert. Der ist heute Ehrenpräsident von eco - dem Verband der Internetwirtschaft. Mit ihm hat SWR-Aktuell-Moderator Jonathan Hadem über 40 Jahre E-Mail in Deutschland gesprochen.