Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur.

Wir und Europa: Was ist europäische Identität?

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AUTOR/IN
Pia Masurczak

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Europa wählt und alle sind im Krisenmodus: Putin, Rechtsextremismus, schwächelnde Wirtschaft. “Europa schützen, damit es uns schützt”, heißt es zum Beispiel auf einem Wahlplakat der Grünen. Und wer soll es retten? Wir Europäer*innen!

Aber dieses “Wir” ist ganz schön vertrackt. Nicht nur, weil bei der letzten Wahl gerade einmal 50 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben haben. Sondern auch, weil es wahnsinnig schwer ist, eine gemeinsame europäische Identität zu definieren. Die Außengrenzen? Liegen geographisch tief in Russland. Das Christentum? Kommt aus dem Nahen Osten. Genauso wie die griechische Antike, angeblich das Fundament europäischer Kultur.

“Eine homogene Identität ist ein Mythos”, sagt der Schriftsteller Ilija Trojanow, der in Bulgarien geboren ist und sich seit Jahren mit Europa beschäftigt. “Was wir im Wahlkampf sehen, ist eine Art Mythos-Maschine. Dabei geht es weniger darum zu definieren, was uns eint, als vielmehr um das, wonach wir streben.” Menschenrechte, Freiheit, Demokratie: All diese Werte stehen in den europäischen Verträgen. Gleichzeitig gehören zu Europa aber eben auch die Außengrenzen, die Kolonialgeschichte, die Kriege. Jekyll und Hyde-Europa, nennt Trojanow das, beide Seiten machen Europa aus.

Also lieber keine europäische Identität suchen? Eine echte europäische Öffentlichkeit wäre die bessere Alternative, sagt Trojanow. “Wir brauchen einen ehrlichen politischen Diskurs, der den Einzelnen ermächtigt. Aber wir müssen dabei keine Einheitlichkeit finden.”

Wie ist es mit euch? Fühlt ihr euch als Europäer*innen? Und wenn ja, was heißt das?
Schreibt uns an kulturpodcast@swr.de – natürlich immer auch gern mit Feedback, Kritik und Ideen!

Host: Pia Masurczak
Showrunner: Stephanie Metzger

Links:
Ilija Trojanow: https://trojanow.de/

EU to go – Der Podcast für Europapolitik: https://www.delorscentre.eu/de/ueber-uns/podcast-eu-to-go

27 – Der Podcast zur Europawahl: https://www.ardaudiothek.de/sendung/27-der-podcast-zur-europawahl/13359415/

WDR 5 – Denk‘ ich an Europa: Ein ganz besonderer Blick auf Europa: Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Wirtschaft und Naturwissenschaften erzählen im Gespräch, welche Sorgen, Hoffnungen und Visionen sie mit Europa verbinden: https://www.ardaudiothek.de/sendung/wdr-5-denk-ich-an-europa/76727628/

PunktEU – Der Europa Podcast: https://www.ardaudiothek.de/sendung/punkteu/75833082/

Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Science Fiction und Design: Wie sieht unsere Zukunft aus?

Der Weltraum hat vor allem die Zukunftsvorstellung in den 60er- und 70er-Jahren geprägt. Schriftsteller*rinnen und Filmemacher*innen begannen damals, Science-Fiction-Szenarien zu entwerfen; die vielleicht bekanntesten, darunter natürlich die verschiedenen Star Trek-Serien. Darin entstand ein ganzes Design-Universum mit Innenausstattungen, die heute Klassiker sind. Irgendwo zwischen pragmatischer Form und bunter Fantasiewelt. Was ist vom utopischen Gehalt dieser Zukunftsdesigns damals geblieben und welche Ideen haben und brauchen wir heute als Gesellschaft?

„Die Neugierde für das Unbekannte, für neue Technologien bleibt heute noch aus dieser Zeit“, meint Susanne Graner, die die Ausstellung „Science Fiction Design“ vom Vitra Design Museum mit kuratiert hat. Auch im Design zeige sich diese Neugierde in einer immer wiederkehrenden Lust, mit neuen Materialien zu arbeiten und Formen auszuprobieren.

Allerdings war damals das Zukunftsbild sehr positiv konnotiert, sagt sie. Es wurden Utopien geschaffen. Heute hingegen gehe es mehr um zukünftige Dystopien, erklärt Friedrich von Borries, Professor für Designtheorie und kuratorische Praxis an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. „Die Szenarien, die wir heute haben, sind beklemmender und weniger begeisternd“, sagt er.

Statt um die Entdeckung fremder Planeten geht es heute um die Eroberung einer virtuellen Welt: Das Metaverse. Eine tolle Möglichkeit für Gesellschaftsentwürfe, sagt Susanne Graner. Das, was das Metaverse gerade anbiete, sei „echt nicht aufregendes“, kontert Friedrich von Borries. Denn es gebe reelle Räume, wie zum Beispiel historische Orte und Gebäuden, die „aufregendere und abgefahrene Räume als das Metaverse erzeugen“.

Wie schaut für euch die Zukunft aus? Habt ihr bereits tolle Möbelstücke aus der Zukunft? Schickt uns eure Meinungen per E-Mail an kulturpodcast@swr.de.

Host: Christian Batzlen, Pia Masurczak
Showrunner: Giordana Marsilio

Links:
Fan-Seiten mit Design-Klassikern aus Star Trek gibt es viele, Star Trek + Design ist eine besonders schön aufbereitete: https://star-trek.design/
Ausstellung „Science Fiction Design: Vom Space Age zum Metaverse”: http://www.design-museum.de/de/ausstellungen/detailseiten/science-fiction-design.html
Friedrich von Borries – „Stadt der Zukunft“ https://www.fischerverlage.de/buch/friedrich-von-borries-benjamin-kasten-stadt-der-zukunft-wege-in-die-globalopolis-9783596704323

Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Eine Million gegen rechts: Wie macht man Antifaschismus nachhaltig?

Die Bilder aus München, Berlin, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, Bonn, Köln, Erfurt und vielen, vielen anderen Städten waren beeindruckend. Nach den Enthüllungen um rechte Deportationspläne war das Erschrecken in breiten Teilen der Bevölkerung so groß, dass mehr als eine Million Menschen spontan auf die Straße gegangen sind. Was wird davon bleiben, wenn die erste Welle der Demonstrationen abgeflaut ist?

Der Journalist und Autor Mohamed Amjahid ist skeptisch: “Für deutsche Verhältnisse ist es erstaunlich, dass überhaupt so viele Menschen auf die Straße gehen." Gerade in Cottbus, in Luckenwalde, aber auch in Baden-Württemberg, wo die AfD auch sehr stark ist, ist das gut. Aber ich würde nicht sagen, es ist fünf vor zwölf, sondern eher viertel nach drei.”

Gut, dass es diese Protestwelle gibt, sagt Amjahid. “Aber wir müssen auch mal abwarten, was in den nächsten Wochen passiert.” Denn im Gegensatz zu rechtsextremen Gruppen seien progressive Bevölkerungsschichten schlecht organisiert. Eine wirklich breite Bewegung sei auch deshalb so schwierig auf die Beine zu stellen, weil rechtes Gedankengut mittlerweile normalisiert sei, unterstreicht der Journalist.

“Ich bin jetzt der Party Pooper: Die AfD auf null Prozent zu drücken, wird nicht klappen.” Aber eine Sache hätten die Großdemonstrationen: Es gebe eine Nachfrage nach antifaschistischer Politik. “Das Potenzial dafür zu erkennen, ist eine politische Aufgabe.”

Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!

Hosts: Kristine Harthauer und Philine Sauvageot
Showrunner: Pia Masurczak

Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Elitärer Kunstmarkt: Zugang nur für Auserwählte?

Wer heute Kunst studiert, braucht viel Energie. Nicht nur, um die eigenen künstlerischen Visionen umzusetzen, sondern auch um sich erfolgreich selbst zu vermarkten. Denn von der Kunst leben, das klappt nur bei den wenigsten. Während einige durch hohe Verkaufspreise profitieren, müssen viele andere Nebentätigkeiten nachgehen. Dies zeigt die Diskrepanz im Kunstmarkt und die Notwendigkeit einer Balance zwischen finanzieller Sicherheit und künstlerischer Freiheit.

Bei unserem Gast Carlo Krone scheint gerade beides zu klappen. Gerade hat der 23-jährige den Nachwuchspreis der art KARLSRUHE gewonnen und ist dort mit der renommierten Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs und mehreren seiner Werke vertreten. Carlo ist zu Gast in dieser Ausgabe von „Was geht – was bleibt?“ und erzählt, wieso er sich von Anfang an neben seinem Studium konsequent auf Instagram als Schaufenster für seine Werke konzentriert hat.

Unser anderer Gast Kolja Reichert gibt tiefe Einblicke in den Kunstmarkt. Mit seinem Buch "Kann ich das auch?", in dem er 50 Fragen zur Kunst beantwortet, macht er den Kunstmarkt für ein breites Publikum verständlich. Als Chefkurator im K21, einer angesehenen Institution in Nordrhein-Westfalen, weiß er, wie Kunstwerke ihren Weg in bedeutende Sammlungen finden. Reichert erklärt den Prozess: "Man besucht Messen, entdeckt neue Talente wie Carlo und entscheidet dann, ob man eine Ausstellung plant.

Beide sind sich in der Folge einig: Kunst braucht Begegnung und zwischenmenschlichen Kontakt. Den Vorwurf, dass der Kunstmarkt intransparent sei, mit teilweise nicht nachvollziehbaren Preisen, lassen sie nicht gelten. Was steckt denn nun dahinter, wenn die Kunst des einen im Atelier verstaubt, während die des anderen schon vor Messebeginn teuer verkauft wird? Wieso fragt sich eine Malerin wie Josephine Sagna, ob sie nur der Hautfarbe wegen eingeladen wird? Und welche Kriterien müssen NachwuchskünstlerInnen erfüllen, um den Sprung ins Rampenlicht zu schaffen? Diese Fragen klären wir in dieser Folge.

Gäste: Carlo Krone | Kolja Reichert
Moderation: Christian Batzlen
Redaktion: Christian Batzlen | Julian Burmeister
Sendungsmusik: "Frolic" von Luciano Michelini

Unser Podcast-Tipp ist diese Woche:
True Care - intensive Fälle mit Ricardo Lange
https://www.ardaudiothek.de/sendung/true-care-intensive-faelle-mit-ricardo-lange/13134177/

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Pia Masurczak