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Literatur - SWR Kultur lesenswert

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Hier finden Sie die Beiträge aus den SWR Kultur Literatursendungen an einem Ort: Die SWR Bestenliste und die SWR Kultur lesenswert Sendungen Feature, Magazin, Kritik und Gespräch. Mit Buchtipps, Diskussionen und Rezensionen zu aktuellen Sachbüchern und Neuigkeiten aus der Literatur.

  • Egon Bondy – Die ersten zehn Jahre

    Was für wilde Zeiten: Im Prag der Nachkriegszeit sucht eine junge Künstler-Generation nach neuen Ausdrucksmitteln und einem freien Leben, inmitten stalinistischer Verfolgung. Im Zentrum: Egon Bondy, der Star der Untergrundliteratur. Seine Jugenderinnerungen „Die ersten zehn Jahre“ schildern diese Zeit des Aufbruchs.
    Aus dem Tschechischen von Eva Profousová
    Guggolz Verlag, 236 Seiten, 23 Euro
    ISBN 978-3-945370-41-4

  • C.F. Ramuz – Sturz in die Sonne

    Die Erde wird immer heißer. Denn „durch einen Unfall im Gravitationssystem“ steuert sie geradewegs auf die Sonne zu. Davon erzählt der Schweizer Autor C. F. Ramuz (1878-1947) in seinem Roman „Sturz in die Sonne“. Dieser erschien im französischen Original bereits 1922, doch erst jetzt wurde er für den deutschen Sprachraum entdeckt.
    „Sturz in die Sonne“ ist ein früher Klimaroman, den Ramuz unter dem Eindruck des Hitzesommers 1921 schrieb. Der Roman spielt am Genfer See, dessen Pegel zunächst sinkt, dann aber kurzfristig stark ansteigt, weil die Gletscher in den Alpen zu schmelzen beginnen. Erst verdrängen die Anwohner die desaströse Nachricht von der Erderwärmung. Irgendwann aber bricht Panik aus.
    Der Mensch trägt bei Ramuz keine Schuld an der Katastrophe. Er hat sie nicht verursacht und hat keine Mittel, um sie zu stoppen. Insofern unterscheidet sich sein Setting von dem Klimawandel, unter dem wir hundert Jahre später leiden. Dennoch: Die ökologischen und sozialen Auswirkungen zunehmender Hitze, wie Ramuz sie beschreibt, sind uns heute nicht unbekannt. Wir kennen sie nur allzu gut.
    Hören Sie eine Lesung vom Anfang des Romans, als sich die Menschen am Genfer See der ungewöhnliche Hitze und Trockenheit langsam bewusst werden. Es liest Johannes Wördemann.
    Aus dem Französischen von Steven Wyss
    Limmat Verlag, 192 Seiten, 19,99 Euro
    ISBN 978-3-03926-055-3

  • Ha Jin – Der verbannte Unsterbliche

    Eigentlich wollte Li Bai (701-762) Beamter werden. Doch er wurde abgewiesen. Deshalb wurde er ein Freiberufler: ein Dichter, der durchs China der Tang-Dynastie zog und mit seinen Texten schließlich so bekannt wurde, dass sie bis heute von Schulkindern auswendig gelernt, bei passenden Gelegenheiten rezitiert und auch immer wieder neu übersetzt werden.
    Nun hat der sino-amerikanische Autor Ha Jin – bekannt vor allem für seine Politromane zur jüngeren chinesischen Geschichte – mit „Der verbannte Unsterbliche“ eine Biographie des unkonventionellen Tang-Lyrikers vorgelegt. Eine Lebensgeschichte, die auch eine spannende Kulturgeschichte des 8. Jahrhunderts bietet.
    Der Sinologe Thomas O. Höllmann hat die Texte von Li Bai selbst schon vielfach übersetzt. Er hat „Der verbannte Unsterbliche“ gern gelesen – allerdings mehr als historischen Roman denn als verlässliche Biographie. Um Li Bai haben sich über die Jahrhunderte etliche Mythen gebildet, sagt Höllmann im Gespräch mit SWR2-Literaturredakteurin Katharina Borchardt. Außerdem habe es zu seiner Zeit weder Goldmünzen noch Teehäuser oder Schnaps gegeben. Dies sei der „überbordenden Phantasie“ des Autors Ha Jin zuzuschreiben.
    Die Beschäftigung mit Li Bai aber sei trotzdem unbedingt empfohlen. Li Bai war zu seiner Zeit ein echter Ausnahmedichter“, sagt Höllmann. „Er schrieb sehr knapp, sehr schnörkellos und verwehrte sich gegen den Bildungsdünkel, den andere Lyriker damals durchaus vor sich her trugen.“ Dass bei Li Bai das „Individuum stark im Zentrum der Dichtung steht“ lässt uns seine hinreißenden Texte auch heute noch sehr unmittelbar erfahren. Im SWR2-Gespräch gibt es lyrische Kostproben und sogar einen Übersetzungsvergleich. Denn Ha Jin zitiert Verse Li Bais, die auch Thomas O. Höllmann für seine sechzig Gedichte aus dem alten China umfassende Lyrikanthologie „Erwartung & Melancholie“ übersetzt hat.
    Aus dem Englischen von Susanne Hornfeck
    Matthes & Seitz Verlag, 303 Seiten, 26 Euro
    ISBN 978-3-7518-0095-2
    Thomas O. Höllmann - Erwartung & Melancholie. Sechzig Gedichte aus dem alten China
    Engeler Verlage, 150 Seiten, 14 Euro
    ISBN 978-3-9073-6912-8

  • Fernanda Trías – Rosa Schleim

    Eine Stadt wird von einer verheerenden Umweltkatastrophe heimgesucht. Sie ähnelt Montevideo. Ein stinkender, heißer Wind weht durch die Straßen, eine tödliche Seuche breitet sich aus. Und inmitten dieser verstörenden Dystopie entgleiten einer Frau nach und nach alle sozialen Bindungen. In ihrem neuen Roman „Rosa Schleim“ malt die Uruguayerin Fernanda Trías sich aus, wohin der Klimawandel führen könnte.
    Aus dem Spanischen von Petra Strien
    Claassen Verlag, 288 Seiten, 23 Euro
    ISBN 978-3-546100-67-0

  • Martin Walser im Alter von 96 Jahren verstorben

    Am 26. Juli 2023 starb Martin Walser im Alter von 96 Jahren. Wie kein anderer proträtierte er als Dichter vom Bodensee die deutsche Gesellschaft. Sein Werk ist enorm. Preise erhielt er zuhauf. Immer wieder eckte er auch an, wie mit seiner Paulskirchenrede 1998. Bis zuletzt schrieb und publizierte Walser, der zu den großen deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts zählt.

  • NSU-Prozess & Tang-Dynastie – Bücher erzählen die Welt

    Mit einem Nachruf auf Martin Walser und Büchern von Kathrin Röggla, Ha Jin, Egon Bondy, C.F. Ramuz und Fernanda Trías

  • Kathrin Röggla – Laufendes Verfahren

    Kathrin Röggla widmet sich in ihrem neuen Roman „Laufendes Verfahren“ dem NSU-Prozess: faktisch grundiert, aber erzählt von einem fiktiven „Wir“-Prozessbeobachter. Ein technisch virtuoser Roman, in dem Röggla der Mechanik des Justizsystems aber leider nicht auf die Spur kommt.
    Rezension von Christoph Schröder.
    S. Fischer Verlag, 208 Seiten, 24 Euro
    ISBN 978-3-10-397155-2

  • Emily St. John Mandel – Das Meer der endlosen Ruhe

    Ein rätselhafter Videoclip, ein zeitreisender Detektiv, eine Autorin vom Mond und eine Anomalie der Zeit: Mit „Das Meer der endlosen Ruhe“ hat Emily St. John Mandels einen Roman über Sterblichkeit, Schönheit und die Natur unserer Realität vorgelegt.
    Rezension von Oliver Pfohlmann.

    Aus dem Englischen von Bernhard Robben
    Ullstein Verlag, 288 Seiten, 22,99 Euro
    ISBN 978-3-55020-215-5

  • David Kertzer – Der Papst, der schwieg. Die geheime Geschichte von Pius XII., Mussolini und Hitler

    Nach seiner vor sechs Jahren vorgelegten Studie unter dem Titel „Der erste Stellvertreter. Papst Pius XI. und der geheime Pakt mit dem Faschismus“ liegt nun die deutsche Version des jüngsten Buches von David Kertzer vor; unter dem Titel „Der Papst, der schwieg. Die geheime Geschichte von Pius XII., Mussolini und Hitler“ setzt sich der US-amerikanische Historiker und Pulitzer-Preisträger mit dem Nachfolger Pius' XI., nämlich mit Papst Pius XII. auseinander, dessen Verhalten während des Zweiten Weltkriegs seit Jahrzehnten die Historiker beschäftigt.
    Rezension von Clemens Klünemann.
    wbg Theiss, 704 Seiten, 39 Euro
    ISBN 978-3-8062-4502-8

  • Martin Schulze Wessel – Der Fluch des Imperiums. Die Ukraine, Polen und der Irrweg in der russischen Geschichte

    In seiner Studie "Der Fluch des Imperiums" verfolgt der Historiker Martin Schulze Wessel den Aufstieg Russlands zum europäischen Imperium - und nennt das dazugehörige wirkmächtige Narrativ einen Irrweg.
    Rezension von Judith Leister.
    C. H. Beck Verlag, 352 Seiten, 28 Euro
    ISBN 978-3-406-80049-8

  • Christiane Rochefort – Zum Glück geht's dem Sommer entgegen

    Die Kinder ziehen ans Meer. Eine Art Massenflucht. Einfach so, zu Fuß. Eine sadistische Lehrerin reicht, dann steht die ganze Klasse auf und geht. Davon erzählt Christiane Rocheforts in ihrem 1975 erschienenen Roman „Zum Glück gehts dem Sommer entgegen“. Am Ende steht der Traum von einer besseren Welt ohne Geschlechtergrenzen. Das Buch war in der Hippiebewegung populär. Damals arbeitete Rochefort mit der Philosophin Simone de Beauvoir zusammen. Man kann es heute sehr aktuell lesen als ein Buch zur LGBTQ+ Bewegung.

    Aus dem Französischen von Eugen Helmlé | Suhrkamp Verlag, 222 Seiten, 11 Euro | ISBN 978-3-518-38416-9

  • Heinz Strunk – Ein Sommer in Niendorf

    Der Mann, das peinliche Wesen! Auch in Heinz Strunks neuem Roman geht es um einen mittelalten Mann, der mit sich, dem Leben und der Liebe hadert. Angesiedelt im sommerlichen Niendorf an der Ostsee, schreibt Strunk eine Art RTL2-Version von Thomas Manns „Tod in Venedig“. Keine besonders aufmunternde, aber eine sehr dynamisch erzählte und stellenweise rasend komische Sommerlektüre.

    Rowohlt Verlag, 240 Seiten, 22 Euro | ISBN 978-3-498-00292-3

  • Philipp Felsch – Der lange Sommer der Theorie

    Vor ein paar Tagen war ich auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof in Berlin und habe Peter Gente und Heidi Paris besucht. Das berühmte Verleger-Paar vom Merve-Verlag liegt dort begraben. Ich hatte den „Langen Sommer der Theorie“ von Philipp Felsch dabei. Eine mitreißende Kulturgeschichte des wilden Denkens in West-Berlin. Am Beispiel des Merve-Verlags. Heiß, heißer, Merve!

    S. Fischer Verlag, 336 Seiten, 14 Euro | ISBN 978-3-596-03622-6

  • Irgendwas mit Sommer! – lesenswert Magazin mit Lesetipps der Literaturredaktion

    Mit Büchern von Anne Haeming, Heinz Strunk, Christa Wolf, Judith Hermann, Benedict Wells und vielen mehr

  • Matthias Göritz, Amalija Maček, Aleš Šteger (Hrg.) – Mein Nachbar auf der Wolke. Slowenische Lyrik des 20. und 21. Jahrhunderts

    Slowenien ist ein Lyrik-Land. 3.500 neue Bücher erscheinen dort jedes Jahr, davon 300 Gedichtbände. Das ist eine Menge, wenn man bedenkt, dass Slowenien nur zwei Millionen Einwohner hat.
    Ein kleines Land, das in seiner Geschichte vielfach überrollt wurde. Ein Land auch in direkter Nachbarschaft zu anderen slawischen Sprachen, zum Italienischen und auch zum Deutschen. Die meisten slowenischen AutorInnen leben in Ljubljana oder in Maribor, einige aber auch im grenznahen Kärnten, wie etwa Maja Haderlap, die Romane auf Deutsch und Gedichte auf Slowenisch schreibt.
    Haderlap ist eine von 80 Lyrikerinnen und Lyrikern, die die Anthologie „Mein Nachbar auf der Wolke“ zusammenbringt. Denn Slowenien ist im Oktober Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Viele große Namen sind im Band vertreten, aber auch ganz junge Stimmen. Der Schwerpunkt liegt auf der Lyrik des 20. und 21. Jahrhunderts.
    Hören Sie den Herausgeber der Anthologie Matthias Göritz im Gespräch mit SWR2-Literaturredakteurin Katharina Borchardt.
    Hanser Verlag, 312 Seiten, 36 Euro
    ISBN 978-3-446-27631-4

  • Benedict Wells – Becks letzter Sommer

    Ein Roadtrip, Bob Dylan und gescheiterte Träume. Darum geht es in Benedict Wells Roman „Becks letzter Sommer“. Im Zentrum: der desillusionierte Gymnasiallehrer Robert Beck, der in seinem Schüler Rauli ein geniales Musiktalent entdeckt. Der Roman startet in München und führt durch Osteuropa über Istanbul bis nach Italien. Ein wilder und melancholischer Sommertraum. Zur Lektüre empfehlen sich eisgekühltes Dosenbier und eine Bob Dylan-Platte.

    Diogenes Verlag, 464 Seiten, 19,90 Euro | ISBN 978-3-257-06676-0

  • Judith Hermann – Sommerhaus, später

    Vieles scheint möglich in den Berliner Sommern der Nachwendezeit. Die um die 30-Jährigen leben und lieben wie auf Probe. „Sommerhaus, später“ war vor 25 Jahren Judith Hermanns Debüt. Diese traumwandlerischen, melancholischen Erzählungen lesen sich immer noch frisch. Empfehlung für den Sommer!

    S. Fischer Verlag, 208 Seiten, 23 Euro | ISBN 978-3-10-397511-6

  • Aldous Huxley – Nach vielen Sommern

    Sonne, Swimming-Pools und ewiges Leben. Darum geht es in Aldous Huxleys Hollywoodroman „Nach vielen Sommern“ aus dem Jahr 1939. Der Brite Huxley wusste, wovon er schrieb: Erst zwei Jahre zuvor zog er nach Kalifornien, wo er sich – wie auch seine Romanfigur Jeremy Clayton – inmitten von reichen Menschen mit seltsamen Eigenheiten wiederfand. Ein wiederkehrendes Motiv im Roman ist die Suche nach einem Mittel für ewiges Leben. Der Roman könnte einmal eine Neuübersetzung vertragen. Trotzdem: Er ist herrlich bissig im Ton. Und worüber möchte man lieber im Sommer nachdenken als über das ewige Leben?

    Aus dem Englischen von Herberth E. Herlitschka | Piper Verlag, 270 Seiten, 17 Euro | ISBN 978-3-492-97663-3

  • Ali Smith – Sommer

    „Sommer“ ist der letzte Roman der Jahreszeitentetralogie der schottischen Autorin Ali Smith. Vielfach wird hier der Sommer beschworen, auch wenn die Geschichte im ausgehenden Winter 2020 angesiedelt ist, in dem der Brexit und die Corona-Pandemie England erschüttern. In den Erinnerungen der alten und jungen Protagonist*innen werden die unterschiedlichsten Sommer lebendig. Da sind zum Beispiel der 104-jährige Daniel Gluck, die sechzehnjährige Sacha oder auch ihre Mutter Grace. Ihre Sommer waren niemals nur lichthell, sondern teils auch von Schatten gezeichnet, doch sie tragen eine Wärme in sich, die bis in die bedrohte Gegenwart reicht.

    Aus dem Englischen von Silvia Morawetz | Luchterhand Verlag, 384 Seiten, 22 Euro | ISBN 978-3-630-87581-1

  • Christa Wolf – Sommerstück

    Ein echte Hitzesommererzählung: Christa Wolfs „Sommerstück“, geschrieben in den 1970er Jahren, erschienen im Jahr der Wende 1989.
    Schriftsteller, Autorinnen, Maler, Lebenskünstler ziehen sich aufs Land zurück. Die Hoffnung auf politische Veränderung sind zerstoben.
    Jetzt kreist man um sich: trifft sich, geht spazieren, diskutiert, feiert Feste. Aber die Spannungen bleiben nicht aus...
    Ein Meisterwerk, das nicht verbirgt, dass auch die Autorin nicht mit sich im Reinen ist.

    Suhrkamp Verlag, 233 Seiten, 11 Euro | ISBN 978-3-518-45941-6

  • Anne Haeming – Der gesammelte Joest. Biografie eines Ethnologen

    Er bereiste die ganze Welt – und wo er hinkam, sammelte er gierig: Flechtkörbe auf Sulawesi, Perlengürtel in Mosambik und Paddel in Surinam. Kistenweise schickte der Ethnologe Wilhelm Joest (1852-1897) seine Sammlungen zurück nach Deutschland.
    So gelangten die Exponate ins Ethnologische Museum in Berlin, dem heutigen Humboldt-Forum. Außerdem entstand eine Sammlung von 3.400 Objekten, die den Grundstock für das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln bildet.
    Doch hat Wilhelm Joest nicht nur gesammelt, sondern auch geschrieben. Eine Auswahl seiner ethnologischen Texte ist nun unter dem Titel „Aus Indien nach Santa Cruz durch die Ethnologie“ erschienen. Die Texte spannen einen Bogen über Joests gesamtes Werk: vom allerersten Indien-Aufsatz über Reisebeschreibungen und wissenschaftliche Texte zu Indonesien, Japan, Afrika und Guyana bis hin zu seinen letzten Tagebuchaufzeichnungen von der Pazifikinsel Santa Cruz. Joest starb mit nur 45 Jahren schwerkrank auf See.
    Zeitgleich hat die Wissenschaftlerin Anne Haeming mit „Der gesammelte Joest“ eine ungewöhnlich strukturierte und im Ton sehr kritische Biographie des Ethnologen vorgelegt. In jedem Kapitel orientiert sie sich an einem Exponat, das Joest von seinen Reisen mitgebracht hat, und sie fragt: Was verraten diese Dinge über den Mann, der sie gesammelt hat?
    Hören Sie Anne Haeming im Gespräch mit SWR2-Literaturredakteurin Katharina Borchardt.
    Anne Haeming - Der gesammelte Joest. Biografie eines Ethnologen
    Matthes & Seitz Verlag, 303 Seiten, 25,00 Euro
    ISBN 978-3-7518-0400-4
    Anne Haeming (Hg.), Carl Deußen (Hg.) - Aus Indien nach Santa Cruz durch die Ethnologie
    Matthes & Seitz Verlag, 255 Seiten, 28,00 Euro
    ISBN 978-3-7518-0401-1

  • Gianfranco Calligarich – Der letzte Sommer in der Stadt

    Der Roman „Der letzte Sommer in der Stadt“ von Gianfranco Calligarich ist in Italien ein Kultbuch und liegt nun erstmals auf Deutsch vor: Leo Gazzarra kommt Anfang der 1970er-Jahre nach Rom, arbeitet als Journalist, lernt eine Frau kennen. Es ist heiß in der Stadt, die Liebe ist wichtiger als der Job. Doch bevor das Leben so richtig beginnt, wird auch die Endlichkeit von allem deutlich. Ein atmosphärisch elegantes Stadt- und Epochenporträt. Das sensationelle Debüt des 1947 geborenen Calligarich bietet gewiss nicht nur eine passende Lektüre für heiße Tage in einer schönen Stadt, sondern an jedem Ort, den man beim Lesen ohnehin bald vergisst. Denn dieser melancholischen Prosa wohnt ein Zauber inne.

    Aus dem Italienischen von Karin Krieger | Hanser Verlag, 208 Seiten, 22 Euro | ISBN 978-3-552-07275-6

  • Marie Vieux-Chauvet – Der Tanz auf dem Vulkan

    Die Kolonie Saint-Domingue Ende des 18. Jahrhunderts: Die Schwestern Minette und Lise wachsen in Port-au-Prince auf, heute die Hauptstadt Haitis. Die beiden haben schöne Stimmen. Doch sie sind Töchter einer freigelassenen Sklavin, und so grenzt es an ein Wunder, dass sie am Theater auftreten dürfen. Marie Vieux-Chauvet (1916-1973) erzählt, mit Fokus auf der Karriere der älteren Schwester Minette, von den zunehmenden sozialen Spannungen in der französischen Kolonie, die schließlich in die Revolution von 1804 münden. Sie zeichnet ein authentisches Bild einer Gesellschaft unter extremer sozialer Spannung.
    Rezension von Dina Netz.
    Aus dem Französischen von Nathalie Lemmens
    Mit einem Nachwort von Kaiama L. Glover
    Manesse Verlag, 496 Seiten, 28 Euro
    ISBN 978-3-7175-2552-3

  • Jens Balzer – No Limit. Die Neunziger – das Jahrzehnt der Freiheit

    Historische Rückblicke auf bestimmte Schicksalsjahre sind seit einer Weile Mode. Mindestens ebenso ergiebig kann es aber sein, eine ganze Dekade in den Blick zu nehmen. Der Publizist Jens Balzer widmet sich in diesem Sinne seit 2019 den zurückliegenden Jahrzehnten der Zeitgeschichte. Er begann mit den siebziger Jahren, 2021 folgte ein Buch über die Achtziger, und nun ist Balzers Rückblick auf die neunziger Jahre in die Läden gekommen. Ein äußerst süffig zu lesender Kultur- und Mentalitätsabriss mit vielen erhellenden Momenten, sehr unterhaltsam, wenn auch mit einigen tiefen Lücken.
    Rezension von Michael Kuhlmann.
    Rowohlt Verlag, 382 Seiten, 28 Euro
    ISBN 978-3-7371-0173-8

  • Ben Gijsemans – Aaron

    Ben Gijsemans porträtiert in seinem Comic „Aaron" einen jungen Mann mit pädophilen Neigungen. Ein heikles Unterfangen. Aber der flämische Zeichner nähert sich seiner Hauptfigur in einer Mischung aus Distanz und Empathie.
    Rezension von Silke Merten.
    Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
    Edition Moderne, 216 Seiten, 35 Euro
    ISBN 978-3-03731-245-2

  • Michael J. Sandel – Das Unbehagen in der Demokratie. Was die ungezügelten Märkte aus unserer Gesellschaft gemacht haben

    Sandels jetzt in aktualisierter Form erscheinender Klassiker der Neoliberalismus-Kritik aus dem Jahr 1996 ist ein Schlüsseltext für das Verständnis des wachsenden Unbehagens an der Demokratie in liberalen kapitalistischen Gesellschaften. Eine akribische Analyse der Erosion von Gemeinwohlorientierung und zivigesellschaftlichen Perspektiven in der politischen Ökonomie der USA.
    Rezension von Anselm Weidner.
    Aus dem Englischen von Helmut Reuter
    S. Fischer Verlag, 512 Seiten, 32 Euro
    ISBN 978-3-10-397498-0

  • Georges Perec – Ein Mann der schläft

    Der Schriftsteller Peter Stamm empfiehlt das Buch „Ein Mann der schläft“ von Georges Perec. In einer ebenso schlichten wie beeindruckenden Sprache erzählt Perec von einem Leben im Stillstand. Der Text erschien 1967, der französische Autor verarbeitete darin eine Depression. Wie er deren Überwindung beschreibt, ist für Peter Stamm eine der schönsten Stellen der Literatur.
    Aus dem Französischen von Eugen Helmlé
    Diaphanes Verlag, 112 Seiten, 12 Euro
    ISBN 978-3-037-34241-1

  • Mieko Kawakami – All die Liebenden der Nacht

    Die Autorin Mieko Kawakami ist ein Star in ihrer Heimat Japan: In ihren Büchern wie „Brüste und Eier“ oder „Heaven“ beleuchtet sie die junge, japanische Gesellschaft. So auch in ihrem Roman „All die Liebenden der Nacht“, der bereits 2011 in Japan erschienen ist und erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Ein Buch über eine einsame, schüchterne junge Frau, die nichts kennt, außer ihren Job und die eines Tages beschließt, auszubrechen. Ein berührender Roman, der in seinem eigenen, langsamen Rhythmus die Hauptfigur zum Leuchten bringt, findet Kristine Harthauer.
    Aus dem Japanischen von Katja Busson
    Dumont Verlag, 260 Seiten, 24 Euro
    ISBN: 978-3-8321-8284-7

  • Georges Perec – Ein Mann der schläft | gelesen von Johannes Wördemann

    Eine Dachkammer in Paris wird zum Rückzugsort eines jungen Mannes, der nicht mehr studieren will.
    Er möchte nur warten, schlafen und spazieren gehen, alleine, durch die nächtlichen Straßen von Paris.
    Georges Perecs „Ein Mann der schläft“ ist ein Text über den Stillstand – und die literarische Verarbeitung einer Depression.
    Das Buch erschien 1967, Johannes Wördermann liest einen Auszug aus der Übersetzung von Eugen Helmlé.

    Diaphanes Verlag, 112 Seiten, 12 Euro
    ISBN 978-3-037-34241-1

  • Von Aktivisten und einsamen Herzen

    Neue Bücher von Ulrich Woelk, Tess Gunty und anderen

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SWR