Hier finden Sie die Beiträge aus den SWR Kultur Literatursendungen an einem Ort: Die SWR Bestenliste und die SWR Kultur lesenswert Sendungen Feature, Magazin, Kritik und Gespräch. Mit Buchtipps, Diskussionen und Rezensionen zu aktuellen Sachbüchern und Neuigkeiten aus der Literatur.
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Anjali Deshpande – Mord
Eine Prostituierte wurde ermordet – aber die Polizei in Neu-Delhi interessiert das nicht besonders. Nur der suspendierte Polizist Adhirath beginnt mit den Ermittlungen. Dass der Schuldige am Ende aufgespürt ist, heißt aber noch lange nicht, dass er auch bestraft wird. „Mord“ ist konzentriert erzählt und liefert vielschichtige Einblicke in die Gegenwart Indiens.
Rezension von Sonja Hartl.
Aus dem Hindi von Almuth Degener
Draupadi Verlag, 210 Seiten, 19,80 Euro
ISBN 978-3-945191-80-4 -
Iris Murdoch – Die Souveränität des Guten
Worin besteht Moral? Sicher nicht darin, rationale Entscheidungen in einer wertneutralen Welt zu treffen, meint die angloirische Moralphilosophin Iris Murdoch. Stattdessen plädiert sie für die Orientierung an der objektiven Idee des Guten. Inmitten des gegenwärtigen Diskurses um Werte und den freien Willen ist „Die Souveränität des Guten“ aktueller denn je. Nach 50 Jahren erscheint das Buch jetzt erstmals auf Deutsch.
Rezension von Konstantin Sakkas.
Aus dem Englischen von Eva-Maria Düringer
Suhrkamp Verlag, 148 Seiten, 17 Euro
ISBN 978-3-518-29992-0 -
Srečko Kosovel – Mein Gedicht ist mein Gesicht
Er starb bereits mit 22 Jahren: der slowenische Dichter Srečko Kosovel (1904-1926). Kurz vor seinem Tod notierte er: „100 Jahre nach mir wird keine Rede von mir sein.“ Was aber nicht stimmt, im Gegenteil! Heute gilt er als moderner Klassiker.
Pünktlich zum slowenischen Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse erscheint jetzt der Band „Mein Gedicht ist mein Gesicht“. Eine Auswahl von Gedichten und Essayausschnitte des früh verstorbenen Kosovel.
Rezension von Beate Tröger.
Aus dem Slowenischen von Ludwig Hartinger
Otto Müller Verlag, 180 Seiten, 23 Euro
ISBN 978-3-7013-1305-1 -
Günther Wessel – Salvador Allende. Eine chilenische Geschichte
In Chile hat Präsident Allende erstmals in Lateinamerika den demokratischen Sozialismus zu realisieren versucht. Doch sein Projekt scheiterte am Widerstand der vom CIA unterstützten politischen Rechten. Beim Militärputsch am 11. September 1973 kam Salvador Allende ums Leben. In seinem Buch gelingt es Günther Wessel, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Geschichte Lateinamerikas wieder lebendig werden zu lassen.
Rezension von Peter B. Schumann.
Ch. Links Verlag, 256 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-96289-196-1 -
Literarischer Pop von Taylor Swift, positive Pornos und neue Perspektiven auf die Welt
Mit neuen Büchern von Ilija Trojanow, Terézia Mora, Bov Bjerg, Paulita Pappel und Natalja Kljutscharjowa
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Bov Bjerg – Der Vorweiner
Bov Bjergs satirisch-dystopischer Roman „Der Vorweiner“ erzählt von einer medial und emotional kontrollierten Klassengesellschaft, in der privilegierte Menschen kaum noch Gefühle entwickeln können.
Rezension von Carsten Otte.
Claassen Verlag, 240 Seiten, 24 Euro
ISBN 9783546100380 -
Poeta Laureatus | Michael Krüger – Das siebte Gedicht
Sommer in Europa, da treffen sich in diesem Jahr Feuer und Wasser, bedrohlich, tröstend, unausweichlich. Das siebte Gedicht des Poeta Laureatus ist zweigeteilt wie das Leben des Dichters – am Anfang steht die Stadt, am Ende das Land, und ganz am Ende ein religiöses Schlusswort.
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Natalja Kljutscharjowa – Tagebuch vom Ende der Welt
Ein wichtiges literarisches Zeugnis über das Leben 2023 in Russland: die Schriftstellerin Natalja Kljutscharjowa beschreibt in ihrem „Tagebuch vom Ende der Welt“ den russischen Alltag zwischen Gewalt und Depression.
Empfehlung von Lukas Meyer-Blankenburg mit Lesung.
Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt
edition suhrkamp, 167 Seiten, 16 Euro
ISBN 978-3-518-12781-0 -
Popstar Taylor Swift – Lyrics für die Literaturwissenschaft
Taylor Swift ist einer der größten Popstars der Gegenwart. Ihre Songtexte sind voll literarischer Anspielungen. Einige Unis machen ihre Lyrics deshalb zum Lehrmaterial. Lassen sich so junge Leute für die Literatur begeistern?
Beitrag von Insa Köller. -
Ilija Trojanow – Tausend und ein Morgen
Ilija Trojanow macht in „Tausend und ein Morgen“ aus was-wäre-wenn-Gedankenspielen einen Roman und schreibt die Menschheitsgeschichte um – jenseits von Klimakollaps und Apokalypse. Politisch, unterhaltsam und ausnahmsweise mal wohltuend optimistisch.
Rezension von Mario Scalla (Übernahme vom HR).
S. Fischer Verlag, 528 Seiten, 30 Euro
ISBN 978-3-10-397339-6 -
Terézia Mora – Muna oder Die Hälfte des Lebens
Der Vater früh an Krebs gestorben, die Mutter Alkohol und Tabletten abhängig – für Muna sind Beziehungen von klein auf schmerzhaft und schwierig. Ihre erste große Liebe wird toxisch, ihr Partner demütigt und gängelt sie. Terézia Mora gelingt mit „Muna oder Die Hälfte des Lebens“ ein beeindruckend bedrückender Roman.
Rezension von Silke Arning.
Luchterhand Verlag, 448 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-630-87496-8 -
Paulita Pappel – Pornopositiv. Was Pornografie mit Feminismus, Selbstbestimmung und gutem Sex zu tun hat
Die Deutschen sind Weltmeister im Porno-Gucken, aber drüber sprechen wollen sie nicht. Porno-Regisseurin Paulita Pappel wünscht sich einen entspannteren Umgang mit dem Thema. In ihrem Buch „Pornopositiv“ beschwört sie die befreiende Kraft des Pornos und erklärt, warum Hollywood-Liebesfilme viel schlimmer sind.
Lukas Meyer-Blankenburg im Gespräch mit Paulita Pappel.
Ullstein Verlag, 208 Seiten, 16,99 Euro
ISBN 9783864932366 -
Sabine Gruber – Die Dauer der Liebe
Wie schreibt man über ein großes Unglück, über den Tod des geliebten Mannes? Wie kommt man darüber hinweg? Die Südtiroler Autorin Sabine Gruber hat mit „Die Dauer der Liebe“ ein Trauerbuch und einen postumen Liebesroman geschrieben.
C.H. Beck Verlag, 252 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-406-80696-4 -
Bernd Ziesemer – Maos deutscher Topagent. Wie China die Bundesrepublik eroberte
Stahlmanager und Kommunist, Wirtschaftslobbyist und Gründer einer maoistischen Kleinpartei: eine sehr unwahrscheinliche Kombination - die im Fall von Gerhard Flatow jedoch Wirklichkeit wurde. Der Wirtschaftsjournalist Bernd Ziesemer hat dessen spannende und wechselvolle Geschichte bis ins Detail verfolgt.
Campus Verlag, 248 Seiten, 28 Euro
ISBN 978-3-59351-795-7 -
Tessa Hadley – Sonnenstich
Eine Schülerin lässt sich von drei bekifften Studenten im Auto mitnehmen. Ein verlässlicher Ehemann trifft die Frau wieder, die ihm als Teenager erotische Angebote machte. Tessa Hadleys Kurzgeschichtenband „Sonnenstich“ zeigt die Brüchigkeit von familiären Beziehungen und Freundschaften so treffsicher und spannend, dass man unwiderstehlich hineingezogen wird.
Aus dem Englischen von Thomas Bodmer und Marion Hertle
Kampa Verlag, 160 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3-31110-045-4 -
Denise Mina – Fester Glaube
Eine Indiana-Jones-Story trifft auf True Crime - in dem neuen Kriminalroman der schottischen Autorin Denise Mina machen sich zwei True-Crime-Podcaster auf die Suche nach einer altertümlichen Schatulle. Und nach einer verschwundenen YouTuberin. Eine irrwitzige Geschichte, die mit modernen Erzählformen spielt, aber einige Längen hat.
Aus dem Englischen von Karen Gerwig
Argument Ariadne Verlag, 304 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-86754-268-5 -
Wolf Haas – Eigentum
Der Brenner-Autor einmal ganz andres, Wolf Haas` bisher persönlichstes Buch – eine Mutterschelte, ein Mutterlob und zugleich ein Roman darüber, ob man über das Leben wirklich schreiben kann. Rezension von Frank Hertweck.
Hanser Verlag, 160 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3-446-27833-2 -
Mark Aldanow: Der Anfang vom Ende
Paris, 1936. Eine russische Delegation trifft ein, um diplomatische Beziehungen zu stärken. Der Faschismus geht in Europa um. Aldanows 1939 erschienener Roman zählt zu jenen Büchern, die erst nach 1989 Anerkennung fanden.
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Klara Blum: Der Hirte und die Weberin
Im Moskauer Exil lernt Hanna den chinesischen Theaterregisseur Nju-Lang kennen und lieben. Nach rund drei Monaten verschwindet er. Hanna macht sich in China auf die Suche nach ihm. Ein Trost- und Sehnsuchtsbuch.
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Elfi Conrad: Schneeflocken wie Feuer
Eine junge Frau in den frühen 1960er Jahren in Westdeutschland. Patriarchalische Rollenbilder dominieren. Elfi Conrad hält die Balance zwischen Dringlichkeit und Unterhaltsamkeit. Ein Buch mit Ironie. Aber auch mit Schmerzen.
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SWR Bestenliste September mit Büchern von Elfi Conrad, Anne Serre u.a.
Die Debatte zur SWR Bestenliste des Monats September beginnt hinter Gittern: in einem verwunschenen Anwesen mit gut eingezäunten Park. Dort leben „Die Gouvernanten“ von Anne Serre. Ein Märchenroman, den die Diskutanten unisono zauberisch und dicht, kurzum heftig finden.
Kontroverser werden anschließend zwei politische Romane diskutiert, die ins Milieu der sowjetischen Komintern führen: Mark Aldanows „Der Anfang vom Ende“ und Klara Blums „Der Hirte und die Weberin“. Lässt Mark Aldanow in den 1930er Jahren russische Agenten und Diplomaten nach Paris reisen, erzählt Klara Blum von einer sich zeitgleich in Moskau anbahnenden Liebesgeschichte zwischen einer Czernowitzer Jüdin und einem Kommunisten aus China.
Mit dem autofiktionalen Werk „Schneeflocken wie Feuer“ von Elfi Conrad geht es abschließend zurück in die Gegenwart: Ein Buch, das vordergründig davon erzählt, wie eine Schülerin ihren Musiklehrer verführt und ins Unglück stürzt, das hintergründig aber von bundesdeutscher Nachkriegszeit, den Traumata der Vertreibung und bis heute schiefen Geschlechterverhältnissen erzählt.
Platz 1 der aktuellen SWR Bestenliste! -
Susanne Götze, Annika Joeres – Durstiges Land. Wie wir leben, wenn das Wasser knapp wird
Wie könnte sich sich die Klimaerwärmung zukünftig auf unser Alltagsleben auswirken? Diese drängende Frage wird in einer Art Zukunftsvision von den Autorinnen anhand des Wassers untersucht.
dtv Verlag, 288 Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3-423-44314-2 -
Nicola Lagioia – Die Stadt der Lebenden
Vor einigen Jahren ereignete sich in Rom ein grausames Verbrechen: Zwei junge Männer brachten einen dritten scheinbar grundlos um. Den italienischen Schriftsteller Nicola Lagioia ließ der Fall nicht los. Er begann zu recherchieren. Sein neues Buch „Die Stadt der Lebenden“ ist das Ergebnis.
Aus dem Italienischen von Verena von Koskull
btb-Verlag, 512 Seiten, 25 Euro
ISBN: 978-3-442-75960-6 -
Nikolai Epplée – Die unbequeme Vergangenheit. Vom Umgang mit Staatsverbrechen in Russland und anderswo
Der Russe Nikolai Epplée folgt den Spuren der russischen Repressionsgeschichte seit der Oktoberrevolution und findet dabei Untote, die Putin und der russisch-orthodoxen Kirche noch immer als Staffage dienen.
Suhrkamp Verlag, 598 Seiten, 30 Euro
ISBN 978-3-518-43105-4 -
Greta Lauer – Gedeih und Verderb
Blutige Rituale und schmerzhafte Bräuche: Die Wiener Autorin Greta Lauer schreibt in ihrem ersten Buch über den Ausbruch aus einer sektenhaften Dorfgemeinschaft - in einer bildhaften, rhythmischen und schockierenden Sprache.
Luftschacht Verlag, 112 Seiten, 18 Euro
ISBN 978-3-903422-25-4 -
Michael Endes Roman „Momo" wird 50
Momo wird 50! Das Märchen von dem Mädchen, das sich den Zeitdieben entgegenstellt, erschien 1973 und wurde im Jahr darauf mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Von Afrikaans bis Vietnamesisch – in über vierzig Sprachen wurde der Roman übersetzt. Wie ist es, Michael Endes Erfolgsroman heute noch einmal zu lesen? Ist er in die Jahre gekommen?
Re-Lektüre von Katharina Borchardt.
Thienemann Verlag, 336 Seiten, 18 Euro
ISBN 978-3-522-20299-2 -
Zeitdiebe, Räuberpistolen und Weltschmerz
Neue Bücher von Ferdinand von Schirach, Colson Whitehead, Monika Helfer - und Michael Endes Momo: zum 50. Geburtstag wiedergelesen!
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Colson Whitehead – Die Regeln des Spiels
Schießereien, Raub, Rassenunruhen, Korruption und ständig Brandstiftungen – willkommen im Harlem der Siebziger Jahre. In seinem Roman „Die Regeln des Spiels“ fängt Colson Whitehead mit Witz den angekränkelten Spirit New Yorks in seiner düstersten Dekade ein und zeichnet ein Wimmelbild der kriminellen Szene.
Rezension von Wolfgang Schneider.
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl
Hanser Verlag, 384 Seiten, 26 Euro
ISBN 978-3-446-27754-0 -
Monika Helfer – Die Jungfrau
Sie waren die engsten Freundinnen, dann haben sie sich aus den Augen verloren, um im Alter wieder zueinander zu finden: Was die Jahre überdauert, was verbindet und trennt, wie sich Erinnerungen neu ordnen und sich Erwartungen erfüllen (oder nicht) – davon erzählt Monika Helfer in ihrem neuen Roman „Die Jungfrau“.
Rezension von Ulrich Rüdenauer.
Hanser Verlag, 150 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3-446-27789-2 -
Björn Hayer – Sinn und Unheil. Zur Ästhetik des Schmerzes
Jeder kennt ihn: den Schmerz. Oft verdrängen wir den Schmerz, aber es lohnt sich, das Phänomen einmal näher zu betrachten: ästhetisch und gesellschaftlich. Björn Hayer liefert kluge und tröstliche Reflexionen zum Thema Schmerz.
Empfehlung von Anja Höfer.
Quintus Verlag, 80 Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3-96982-068-1