Herr Shashkov, was ist das Besondere am Chorsingen für Sie?
Zunächst einmal: Chor ist nicht gleich Chor. Unser Ensemble ist für mich ein fein entwickelter Mechanismus aus unterschiedlichen Teilen, die perfekt miteinander kommunizieren müssen. In einem Orchester ist es zwar auch nicht anders, aber im Chor sind die Stimmen schon ein wenig ähnlicher als die Instrumente im Orchester. Beim Chorsingen können wir Welten malen mit den Farben, die die menschlichen Stimmen alleine beherrschen.
Was zeichnet für Sie ein guter Chorsänger aus?
Man muss vor allem ein sehr feines Gehör haben. Und in unserem Chor sollte man vor allem sehr schnell lernen können und flexibel sein. Wir arbeiten unglaublich schnell und mit vielen unterschiedlichen Stücken in vielen Facetten. Jedes Projekt dauert ungefähr zwischen einer und drei Wochen. Dann ist es vorbei, und es kommt etwas völlig Neues aufs Pult. Kompliziertes Material und vielseitige Wünsche zeitgenössischer Komponisten – das ist eine tägliche Herausforderung für uns.
Was macht Ihnen am Arbeiten mit der Neuen Musik am meisten Spaß?
Ich vergleiche es ein bisschen mit einem Computerspiel, wenn man immer wieder an einem Spiellevel hängen bleibt. Dann packt einen der Ehrgeiz und man sagt sich: Das muss ich jetzt schaffen. Man wird richtig spielsüchtig.
Sind Sie nach etlichen Jahren im Vokalensemble noch immer vor einem Auftritt aufgeregt?
Manchmal bin ich das. Zum Beispiel, wenn ich große solistische Aufgaben habe oder Stücke singe, die größte Präzision von mir verlangen.
Und was tun Sie dagegen?
Ich versuche mich vor dem Auftritt so gut wie möglich körperlich zu entspannen und mich selbst davon zu überzeugen, dass ich das Stück schon lange bestens drauf habe.
Was machen Sie am liebsten, wenn Sie nicht Musik machen?
Zu meinen Vorlieben gehört das Reisen. Dabei denke ich unter anderem an eine Kreuzfahrt um die kanarischen Inseln zurück. Da hat auch nach der Reise das Festland in Stuttgart noch tagelang unter mir gewackelt.
Sie kommen ursprünglich aus Russland. Was bedeutet Heimat für Sie?
Das ist eine interessante Frage. In Deutschland habe ich mein neues Zuhause gefunden. Die Heimat ist für mich dort, wo ich geboren wurde. Doch für meine Tochter wird Deutschland die Heimat sein, obwohl sie in Russland geboren ist. Für mich ist Heimat ein Wort für die Vergangenheit. An meine Heimat sind Erinnerungen geknüpft wie Kindheit, Jugend-, Schul- und Studienzeit.