Dem Komponieren – seiner eigentlichen Leidenschaft – konnte der vielbeschäftigte Dirigent Gustav Mahler nur in den Sommermonaten nachkommen, wenn der Opernbetrieb Ferien hatte. Während er mit Familie und Freunden in einem Gasthof oder der eigenen Villa am Wörthersee residierte, zog er sich tagsüber in sein geliebtes "Komponierhäusl" zurück. In dieser Einraum-Hütte gab es neben einem Flügel nur ein paar Bücher. Aber er hatte einen schönen Ausblick und – es war ruhig.
Diese Ruhe war Mahler heilig, und sie durfte unter keinen Umständen gestört werden. Selbst die Köchin, die Mahlers Frühstück dort vorbereitete, wurde angewiesen, einen Umweg zu gehen, damit sie dem Komponisten nicht begegnete. Und Mahler? Der hatte einen strikten Zeitplan: Sechs Uhr aufstehen; Frühstück und Arbeit im Komponierhäuschen; 12 Uhr Mittagessen und eine halbe Stunde Gespräch mit den Familienmitgliedern, am Nachmittag eine Wanderung (bis zu vier Stunden). Nach weiterer Arbeit im Komponierhäuschen folgte ein frühes Abendessen, danach war Zeit fürs Vorlesen oder Plaudern; 22 Uhr war Nachtruhe.