Als Dirigent startete Mahler eine steile Karriere. Sein Herz pochte allerdings mehr fürs Komponieren. Und wenn er komponierte, wollte er auf keinen Fall gestört werden.
Der Weg nach oben
Als Dirigent hat Gustav Mahler eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Nach Kapellmeisterstellen an Opernhäusern in Kassel, Leipzig, Budapest und Hamburg hat er 1897 sein Ziel erreicht: Direktor der Wiener Hofoper. Den Weg dorthin hat sich Mahler hart erarbeitet: Oft mehr als 90 Opernaufführungen und Konzerte in der Saison, darunter viele Opern von Richard Wagner, machten ihn international bekannt. Vollsten Einsatz erwartete er indes auch von den Orchestermusikern und Sängern, mit denen er arbeitete.
Schwierig und schlau
Für seinen Freund und Bewunderer Bruno Walter war es Mahlers "tyrannische Persönlichkeit", die den Musikern "durch eine zwischen Einschüchterung und Anfeuerung wechselnde Methode ein Äußerstes an Leistung abgewann". Trotz größter Erfolge und Anerkennung – auf lange Sicht war damit Ärger vorprogrammiert. Und dieser gipfelte meist darin, dass sich Mahler nach einer neuen Stelle umsah. Glücklicherweise hatte er auch hierfür ein Händchen: Mit Verhandlungsgeschick und dosiertem Einsatz von 'Vitamin B' war ihm stets bald ein neuer, noch besserer Posten sicher. Und auch seine Religionszugehörigkeit sollte da nicht im Wege stehen: Im Frühjahr 1897 ließ sich der als Jude geborene Mahler katholisch taufen, um seine Chancen auf die Stelle des Wiener Hofoperndirektors zu erhöhen.