Mahler hatte als Kind viele seiner Geschwister sterben sehen. Seinen beiden Töchtern sollte es nicht so ergehen. Doch auch hier machte der Kindstod nicht Halt.
Zeit seines Lebens war Gustav Mahler seiner Familie verbunden und verpflichtet. Nach dem Tod der Eltern kümmerte sich der 29-jährige um seine jüngeren Geschwister, was nicht nur eine große finanzielle Verantwortung bedeutete. Seine Schwestern Justine und Emma lebten nun bis zu ihrer Heirat in seinem Haushalt. Als er im Jahr 1901 auf dem Höhepunkt seiner Karriere kurzerhand heiratete und eine eigene Familie gründete, sah er sich dem damaligen Familienbild entsprechend in der Rolle des alleinigen Ernährers. Die beiden Töchter Maria und Anna waren sein ganzer Stolz.
Berühmt geworden sind seine "Kindertotenlieder", die er im Sommer 1904 fertigstellte – zum Unverständnis seiner Frau Alma, denn die Töchter erfreuten sich zu der Zeit bester Gesundheit und spielten munter im Garten. Ahnte er damals bereits das Unglück, dass die Familie nur drei Jahre später in genau dieser Sommerresidenz ereilen würde? Scharlach-Diphterie lautete die Diagnose bei Maria Anna, der älteren Tochter, die nach einem zweiwöchigen Todeskampf starb – mit gerade einmal vier Jahren. Gustav Mahler schwieg und stürzte sich in die Arbeit. Musik begann für ihn dort, wo Worte versagten