Es soll Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Gustav Mahler und Alma Schindler heirateten schon wenige Wochen, nachdem sie sich kennengelernt hatten. Aber die Ehe brachte ihnen kein Glück.
Ein Mädchen aus gutem Hause
Alma Schindler oder "Almschi", wie Gustav Mahler seine Frau liebevoll nannte, war nicht nur Tochter aus gutem Hause und nach Aussagen von Zeitgenossen "das schönste Mädchen Wiens". Sie kannte sich in der Welt der bildenden Kunst, der Literatur und der Philosophie aus, spielte sehr gut Klavier und – sie komponierte. Für den Hofoperndirigenten Mahler, mit dem sie die Liebe zu Richard Wagners Opern teilte, schwärmte die junge Frau insgeheim. Andererseits war sie auch anderen großen Künstlern ihrer Zeit nicht abgeneigt und hatte etliche Verehrer (z. B. den Maler Gustav Klimt oder den Komponisten Alexander von Zemlinsky).
Verliebt, verlobt, verheiratet
Als Gustav Mahler sie 1901 im Salon von Wiens renommiertester Kunstmäzenin Berta Zuckerkandl kennenlernte, war sie 22 Jahre alt, er 41. Auf Gustav Mahler muss die junge, intelligente und selbstbewusste Schönheit mächtig Eindruck gemacht haben. Für ihn war es wohl Liebe auf den ersten Blick. Und auch sie fühlte sich mehr als geschmeichelt. Nur wenige Wochen später fand die Hochzeit statt.
Fast zehn Jahre waren Alma und Gustav Mahler verheiratet, eine Ehe, die – besonders aus heutiger Sicht – problematisch und zum Scheitern verurteilt war. Und damit ist nicht nur der Altersunterschied von 19 Jahren gemeint oder die grundverschiedenen Charaktere des Eigenbrötlers und der nach Gesellschaft durstenden jungen Frau. Es war vielmehr ein Versprechen, das Gustav Mahler seiner Auserwählten noch vor der Hochzeit abrang – das Versprechen, nicht weiter zu komponieren und seine Musik als die ihre zu betrachten. Alma erreichte dieses "Komponierverbot" verpackt in einen schnöden Brief, und es traf sie wie ein Blitz: "Mir blieb das Herz stehen... Meine Musik hergeben – weggeben – das, wofür ich bis jetzt gelebt. Mein erster Gedanke war, ihn abschreiben. Ich musste weinen – denn da begriff ich, dass ich ihn liebe."
Alma fügt sich - vorerst
Nach einer schlaflosen Nacht fügte sie sich in die gewünschte Rolle, nicht ohne die Bemerkung in ihrem Tagebuch "aber einen ewigen Stachel wird das zurücklassen". Acht Jahre später, auf dem Höhepunkt ihrer Ehekrise, sollte dieses Thema wieder auf den Tisch kommen. Wie von Reue getrieben, studierte Gustav Mahler nun frühere Liedkompositionen von Alma und ließ einige in seinem Verlag veröffentlichen.