Der deutsche Bariton Benjamin Appl kehrt zu den Regensburger Domspatzen zurück und zelebriert das Weihnachtsfest als Konzert mit dem berühmten Chor in einer feinen Auswahl klassischer Choräle, Lieder und Motetten. Dazu spielt das Münchner Rundfunkorchester und Appls Mutter zupft die Gitarre. So geht Tradition.
Das geht gleich vokal in die Vollen – und macht Bescherungsfreude. Der bayerische Bariton Benjamin Appl, längst in London zu Hause, hat endlich mal wieder eine Weihnachts-CD vorgelegt, die sich nicht im ewigen Alte-Musik-Dunkel gregorianischer Gesänge und Renaissance-Mehrstimmigkeit verliert, die aber auch nicht alles mit Christmas-Kitsch à la Jonas Kaufmann zuklebt.
Und die man gerne immer wieder anhört, schon im ersten Veröffentlichungsjahr. Die könnte ein Klassiker werden. So wie die wiederaufgelegten Peter-Schreier-Alben, wo es nach Dresdner Christstollen zu duften scheint, aber künstlerisch keine Kompromisse gemacht wurden.
Rückkehr zu den Regensbruger Domspatzen
Benjamin Appl stammt aus Regensburg. Und dort hat er sich jetzt mit dem ältesten Knabenchor der Welt, den Regensburger Domspatzen zusammengetan, wo er einst selbst die Grundlagen seiner Vokalkarriere gelegt hat.
Und Appl kommt vom Lied. So muss er seine wohltönend weiche Baritonstimme nicht verkleinern, weiß, wie man Worte ganz natürlich gestaltet. „The Christmas Album“, so der Titel, zeigt freilich schon: Hier soll durchaus ein internationales Publikum angesprochen werden.
Weihnachtlich polyglott
Und so mischen sich klassische Kirchenliedtitel mit Arien aus Bachs Weihnachtsoratorium, neuerer Musik von Christoph Israel und John Rutter, Humperdincks Abendsegen aus „Hänsel und Gretel“ mit bayerischer Tradition.
Der da steirische Harmonika spielt, ist Florian Helgath, auch ehemaliger Domspatz, der jetzt zudem das Münchner Rundfunkorchester für diesen klingenden, bunten Weihnachtsteller dirigiert. Dieser tönt in mehreren Sprachen: Deutsch, Bayerisch, Latein, Englisch, Französisch und Schwedisch.
Tannenduft und Kirchenhall sind fühlbar
Doch die 24 hier verkochten Titel sind kein polyglotter Einheitseintopf geworden. Tannenduft und Kirchenhall sind fühlbar, gern führt die Oboe als Ersatz für die Hirtenschalmei. Schön abgemischt sind schlichte wie üppigere Arrangements, die aber nie vollfett werden und suppen.
Besonders a cappella, wie bei dem schwedischen Weihnachtslied „Jul, jul, strålande jul“ erweist sich die gute Mischung von Benjamin Appls ruhig geführtem, eingedunkeltem, dabei schlankem Bariton und dem fokussierten, nie zu großen, ideal entfernten Chorklang. Das bringt sofort Ruhe selbst in hektische Gemüter.
Es gibt sie noch, die guten Weihnachts-Klangdinge
Ja, auch ein wenig USA-Christmas-Glitter darf auf diesem so schönen wie vielgestaltigen Weihnachts-Album von Benjamin Appl sein. Der seine Stimme hier in bequemer Lage schmeicheln und aufleuchten lässt. Dazu strahlen die Streicher, die Domspatzen singen so innig wie harmonisch und bekommen ebenfalls ihre Solonummern.
Und bei „Stille Nacht“ zupft sogar Mama Edeltraut die Gitarre. So wie früher zu Hause. Denn natürlich ist diese Weihnachts-CD für Benjamin Appl auch ein – freilich nostalgisch unverklärtes – Heimkommen in die Kindheit. Es gibt sie also noch, die guten Weihnachts-Klangdinge.
Internationale Weihnachtslieder neu erklärt
Schwedischer Weihnachtsklassiker Frommer Wunsch nach Helligkeit: Glitzernde Lichter bei „Jul, jul, strålande jul“
Licht ist in Schweden zur Weihnachtszeit Mangelware. Kein Wunder also, dass die Schweden ein Weihnachtslied lieben, in dem es um glitzernde Lichter geht.