Album-Tipp

So schön können Schubert, Schumann und Brahms klingen: Fatma Saids neues Album

Stand
Autor/in
Christine Lemke-Matwey
Christine Lemke-Matwey
Künstler/in
Fatma Said

Vielleicht musste jemand von weit weg kommen, um die Musikwelt ans deutsche Lied zu erinnern, an Schubert, Schumann und Brahms. Die ägyptische Sopranistin Fatma Said tut das auf ihrem fabelhaften neuen Album, und wenn man nicht wüsste, dass sie in Kairo geboren wurde und dort auch anfing, Gesang zu studieren, bevor sie nach Berlin wechselte – man würde es nicht einmal ahnen.

Eine echte Herzensangelegenheit

„Lieder“ nennt Fatma Said ihr neues Album, ganz schlicht, ganz selbstverständlich, und das ist es für die 33-Jährige wohl auch. Sonst könnte sie so nicht Schubert, Mendelssohn, Brahms oder Schumann singen – so klug, so wissend, so lupenrein textverständlich und ohne je auf die romantische Tränendrüse zu drücken. Hier begeistert vor allem die Anteilnahme dieser jungen Sängerin, ihre Hingabe. Sie weiß genau, was sie tut. Und was sie tut, ist ihr eine echte Herzensangelegenheit. 

Eine Qualität des neuen Albums der ägyptischen Sopranistin ist die Vielgestaltigkeit des Programms. Das gilt für die Wahl der Komponisten wie auch für die Besetzungen. Die Klarinettistin Sabine Meyer ist mit von der Partie im „Hirt auf dem Felsen“, Brahms singt Said zur Harfenbegleitung. Doch das alles wäre nichts ohne diese Stimme, ohne solch traumwandlerisch schönen Kantilenen.

4 Lieder, Op. 70: No. 2, Lerchengesang (Version with Harp)

Liedgesang mit Seele

Liedgesang, sagt dieses Album, ist nichts für steife Sänger im Frack, war es nie. Liedgesang hat mit Seele zu tun. Und die hat man oder man hat sie nicht. Fatma Said hat sie.

Seit der Hochzeit des Liedgesangs im 20. Jahrhundert, seit Wunderlich, Dieskau, Fassbaender und anderen hat es immer wieder junge Stimmen gegeben, die aufhorchen ließen. Die gibt es auch heute. Keine aber hat wie Fatma Said das Zeug dazu, nämlich Herz, Seele, Musikalität und Empfindsamkeit, das Genre wirklich neu für unsere Gegenwart zu beleben. Schumanns „Widmung“, hat man bisher noch nie so innig und emphatisch gehört. 

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