Album-Tipp

Gute Laune garantiert: „Impressions parisiennes“ von Quatuor Van Kuijk

Stand
Autor/in
Susanne Stähr
Susanne Stähr
Onlinefassung
Dominic Konrad
Künstler/in
Quatuor Van Kuijk

Mit seiner neuesten CD begibt sich das Quatuor Van Kuijk auf Abwege. Unter dem Motto „Impressions parisiennes“ haben sich die vier Franzosen Lieder und Klavierstücke von Fauré, Debussy, Ravel, Poulenc und Satie vorgenommen, in neuen Arrangements für ihre vier Instrumente. Das Ziel ist es, eine höhere Poesie zu schaffen, die ganz ohne Worte auskommt und doch alles sagt.

Traumwandlerisch durch die französische Hauptstadt

So klingt Paris! Wenn das Quatuor Van Kuijk Francis Poulencs „Les Chemins d’amour“ anstimmt, vermisst man keinen Moment die Worte.

POULENC // 'Les chemins de l’amour, FP 106-Ia' by Quatuor Van Kuijk

Traumwandlerisch treffen die vier die Mischung aus Intimität, Sentiment und Eleganz, die Poulencs Chanson auszeichnet. Pariser Weltstadtflair, Geselligkeit und Nachtleben: Alles schwingt mit in diesem nonchalanten Spiel. 

Arrangements für Streicher bieten neue Klangerlebnisse

Einige Bearbeitungen bieten sogar einen Mehrwert: In Gabriel Faurés Lied „Mandoline“ muss das Klavier ein Zupfinstrument imitieren. Das Quatuor Van Kuijk aber zupft tatsächlich. 

Und aus der einzelnen Gesangsstimme wird ein Ensemble, eine galante Gesellschaft, die sich die Melodien zuspielt, einander ins Wort fällt oder ein Duett anstimmt. Das intime Lied weitet sich zur Szene und entfaltet plötzlich einen unerwartet theatralischen Reiz.

5 Mélodies, Op. 58: No. 1, Mandoline (Arr. for String Quartet by Gildas Guillon)

Hört man diese CD, dann scheint nicht Wien, sondern Paris die Welthauptstadt des Walzers zu sein. Das lässt einen zumindest „Je te veux“, eine berühmte Valse chantée von Erik Satie, glauben. Die Van Kuijks spielen sie flott und mit viel Witz, wie bei einem ausgelassenen Fest im Freien. Man sieht die walzertanzenden Paare geradezu vor sich.

Je te veux (Arr. for String Quartet by Gildas Guillon)

Die Mixtur aus zarten, raffinierten und schwelgerischen Momenten ist hinreißend. Alles klingt so selbstverständlich und lustvoll, dass man die Kunst dahinter fast schon vergisst. Es bleibt nichts als das reine Vergnügen. 

Das ideale Medium für Ravels Pavane

Und manchmal gelingen dem Quatuor Van Kuijk auch echte Klangwunder: Maurice Ravel schrieb seine „Pavane für eine verstorbene Infantin“ in zwei Versionen: für Klavier und für Orchester. Aber in dieser Quartettfassung scheint sie ihr ideales Medium gefunden zu haben.

Pavane pour une infante défunte, M. 19 (Arr. for String Quartet by Gildas Guillon)

Vollkommen entrückt wirkt diese Musik, fast unwirklich in ihrer weltverlorenen Melancholie, ihrem untergründigen Sehnsuchtston. 

Mit strengem Non-Vibrato und morbiden Klängen hebt das Quartett die herben, archaischen Seiten der Pavane hervor: einer Tanzmusik aus alter Zeit.

Diese CD macht einfach gute Laune

Aber das Quatuor Van Kuijk kann auch anders tanzen: In Claude Debussys „Ballet“, dem Finale aus seiner „Petite Suite“ für Klavier zu vier Händen, springt einen die Lebensfreude an. 

Petite Suite, L. 65: I. En bateau (Arr. for String Quartet by Emmanuel François)

Die Van Kuijks spielen es fast wie ein Volkslied, das gut gelaunt beim Wein gesungen wird. Bei diesem Ballett denkt man jedenfalls nicht an die große Bühne und den strengen Drill. Stattdessen wecken die Vier alle freundlichen Lebensgeister, die uns beflügeln können. Eine CD, die einfach gute Laune macht. 

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Susanne Stähr
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