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Kafka-Kult – Das erstaunliche Nachleben des Franz K.

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Autor/in
Thomas von Steinaecker

Kafka ist ein TikTok-Star mit über einer Milliarde Klicks, sein melancholisches Portrait prangt auf T-Shirts, Kaffeetassen und Krawatten. Kafkas Werk wird mittlerweile auf der ganzen Welt adaptiert, in allen Künsten. Nur wenige Autoren besitzen eine solche internationale Wirkung wie er.

Wie kann es sein, dass ein Schriftsteller, der zu Lebzeiten kaum etwas veröffentlicht und hauptberuflich als Versicherungsbeamter gearbeitet hat, nach seinem Tod mit drei nicht einmal fertigen Romanen zum globalen Phänomen wird? Und warum lässt uns dieser Mensch und Autor, der auf Fotos so eindringlich sanft und rätselhaft traurig aussieht, bis heute nicht los?

Auf den Spuren von Franz Kafka

Feature-Autor Thomas von Steinaecker war in Prag auf Kafkas Spuren unterwegs, zusammen mit dem Schriftsteller Jaroslav Rudiš. Er hat die Autoren Michael Kumpfmüller und Susanne Röckel befragt, was Kafkas Werk so unwiderstehlich macht, und mit Experten auch über die komischen Aspekte in Kafkas Texten gesprochen.

Das Grab Franz Kafkas auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag.
Franz Kafka litt jahrelang an einer nicht heilbaren Tuberkulose. Trotz guter medizinischer Behandlungen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand drastisch und er starb am 3. Juni 1924 im Alter von 40 Jahren. Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag. Bild in Detailansicht öffnen
Briefumschlag von Franz Kafka an seinen Freund Max Brod.
In einem Brief an seinen besten Freund, den Schriftsteller Max Brod, bittet Kafka ihn, alle seine Werke nach seinem Tod zu verbrennen. Brod hält sich nicht an die Bitte, im Gegenteil: Er sammelt alles, was er von Kafka finden kann und gibt zwei Jahre nach seinem Tod „Der Prozess“ heraus. Durch Max Brod wird Kafka zu einem der international bekanntesten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Bild in Detailansicht öffnen
Eingang des Kafka-Museums in Prag
Fans aus der ganzen Welt zieht es hier hin: Im Kafka-Museum in Prag findet sich alles, was das Kafka-Herz begehrt – von Tassen und T-Shirts über Bierdeckel und Kochbücher. Bild in Detailansicht öffnen

Wie bewegt Kafka mit seinen Werken so viele Menschen?

Reiner Stach, einer der wichtigsten internationalen Kafka-Forscher und Autor der maßgeblichen Biografie, erklärt im SWR Kultur lesenswert Feature:

Der weltweite Ruhm beruht nicht nur auf der Tatsache, dass Kafka sprachlich überwältigend gut ist. Seine Themen sind interkulturell verständlich, weil es menschliche Standard-Situationen sind. Einsamkeit. Dass man von der Gruppe nicht akzeptiert wird. Dass man sich in der eigenen Familie wie ein Alien fühlt. Dass das jemand so explizit und wie einen Albtraum beschreibt, ging vielen Leuten unter die Haut.“

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Spinatpudding und Grünkernschnitten Franz Kafka und das Essen: Ein Hungerkünstler?

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Vera Hildenbrandt vom Literaturarchiv Marbach im Gespräch Kafkas Echo – Ausstellung zum 100. Todestag von Franz Kafka im Deutschen Literaturarchiv Marbach

Kafka habe nach seinem Tod nicht nur Auswirkungen auf die Literatur gehabt, sondern auch auf Theater oder Comics, sagt Vera Hildenbrandt, Leiterin der Museen am Literaturarchiv Marbach. Am 12. Mai wird in Marbach die Ausstellung „Kafkas Echo“ eröffnet.

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SWR2 Erzählung Franz Kafka: In der Strafkolonie

Die Erzählung "In der Strafkolonie" gehört zu den wenigen Werken, die Kafka ausdrücklich als gültig bezeichnete, während er seinen Freund Max Brod bat, die überwiegende Mehrheit seiner Texte nach seinem Tod zu vernichten. Es ist die Geschichte eines Reisenden, der in einem fernen Land in einer Strafkolonie zu Gast ist und eingeladen wird, einer Exekution beizuwohnen.

Sprecher: Jürgen Holtz

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Stachs Bücher waren die Grundlage für eine neue Serie in der ARD Mediathek, die nicht nur Kafkas Werk, sondern auch dessen Persönlichkeit beleuchtet.

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Thomas von Steinaecker