Ein Mann erwacht in einer Kirche. Er weiß nicht wer er ist oder wo er sich befindet. Als er das Gebäude verlässt, entfaltet sich die Suche nach der eigenen Identität zu einer isländischen Familiensaga.
Island ist klein. Das Land hat gerade einmal rund 370.000 Einwohner. Doch der literarische Output der Insel ist immens. Und spätestens seit Islands Auftritt als Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse 2011 ist die isländische Literatur in deutschen Buchläden gut vertreten. Dazu gehören nicht nur Island-Thriller und -Krimis, sondern auch die Romane von Jón Kalman Stefánsson. Die Bücher des Autors finden seit Jahren international Anklang, lassen sich aber nur schwer in eine Schublade stecken. Sein Roman „Dein Fortsein ist Finsternis“ ist nun auf Deutsch erschienen und Marten Hahn hat Jón Kalman Stefánsson zuhause in Reykjavik getroffen.
„Als ich anfing, Romane zu schreiben, war das eine Überraschung für mich, weil ich nicht dachte, dass das in mir steckt. Aber man entscheidet sich ja normalerweise nicht, was man schreiben will oder wie. Ich kämpfte anfangs noch zwei Jahre lang damit, meinen Ton zu finden. Dann entdeckte ich, dass mein Ton eine Mischung aus Prosa und Poesie ist. Deshalb sage ich manchmal, dass ich in gewisser Weise ein Dichter bin, der Romane schreibt.“ (Stefánsson)
Stefánssons Liebe zur Poesie merkt man auch seinem Roman „Dein Fortsein ist Finsternis“ an, der nun auf Deutsch erschienen ist. Das Buch erzählt in lyrischer Prosa vom Leben in den endlosen Weiten Islands, fern der Hauptstadt Reykjavik.
„Ich glaube, dass meine Bücher in gewisser Weise dem Leben ähneln. Denn wenn jemand stirbt, fragt niemand, worum es im Leben der Person ging. Niemand würde versuchen, ein Leben in ein paar Sätzen zusammenzufassen. Das ginge gar nicht, schließlich gibt es unzählige große und kleine Geschichten und Gefühle, die über das Leben verstreut sind. Ich glaube, ich will, dass meine Romane so sind, auch wenn ich beim Schreiben da nicht drüber nachdenke.“ (Stefánsson)
„Dein Fortsein ist Finsternis“ lässt seine Leser eintauchen in andere Zeiten und andere Leben. Mal lacht man dabei laut, mal weint man leise. Und am Ende wünscht man sich, man könnte in diesem „Windschatten der Welt“ selbst eine Hütte beziehen.