Was liest Liao Yiwu? Es ist der Roman „Atemschaukel“ von Herta Müller, der dem chinesischen Autor besonders viel bedeutet. Darin geht um die Deportation der Rumäniendeutschen unter Stalin. Sie werden in russische Lager gebracht. Kälte und Hunger werden zu ständigen Begleitern.
Gespräch Liao Yiwu – Wuhan | Dokumentarroman
Am 23. Januar 2020 – vor genau zwei Jahren – ging die Stadt Wuhan in den Lockdown. Eine neue Atemwegserkrankung war ausgebrochen, die zunächst vertuscht und dann SARS-CoV2 genannt wurde. Kam sie wirklich – wie schnell behauptet wurde – von einem Wildtiermarkt? Oder doch aus dem nahegelegenen Hochsicherheitslabor, das just zu diesen hochgefährlichen Fledermaus-Viren forscht? Klären konnte dies nicht einmal die WHO, denn China gibt wenig preis.
Es ist genau diese chinesische Vertuschungspolitik, die den in Berlin lebenden Autor Liao Yiwu umtreibt. In seinem neuen Roman „Wuhan“ versucht er, in einem Mix aus fiktiver Heimreise und faktischer Internetrecherche etwas Licht in die Sache zu bringen. Mit seinem „Dokumentarroman“ hat er einen Literaturhybrid erfunden, der zwischen barockem Schelmenroman, journalistischer Fernrecherche und politischer Warnung oszilliert.
Katharina Borchardt im Gespräch mit Isabella Arcucci.
Aus dem Chinesischen von Brigitte Höhenrieder und Hans Peter Hoffmann
Verlag S. Fischer, 352 Seiten, 24 Euro
ISBN: 978-3-10-397105-7