Das Liebesleben der Vögel ist ausgesprochen vielfältig. Der Naturschützer und Ökochemiker Ernst Paul Dörfler zeigt in seinem Sachbuch, dass Vögel weit weniger monogam sind als bislang angenommen.
Das Liebesleben des Menschen ist bekanntlich ziemlich kompliziert. Doch er steht damit nicht allein, denn, wie sich jetztherausstellt, ist auch das Liebesleben der Vögel äußerst vielfältig. Das zeigt der promovierte Ökochemiker und Vogelexperte Ernst Paul Dörfler jetzt in seinem Buch „Das Liebesleben der Vögel“:
Ernst Paul Dörfler ist der erste, der das Liebesleben der in Deutschland heimischen Vögel auf über 200 Seiten gründlich erfasst und allgemein verständlich zusammengefasst hat. Das sind bei ihm immerhin über drei Dutzend porträtierte Vogelarten.
Immer wieder zieht er Analogien zum menschlichen Verhalten. So nennt er Singvögel, die oft nur einen Sommer eine Ehe eingehen: Lebensabschnittsgefährten, wie wir das auch kennen. Aber immerhin verbringen Männchen und Weibchen bei nur zwei bis drei Lebensjahren immer noch fast ihr halbes Leben miteinander.
Imponiergehabe
Stare vergleicht Dörfler mit den echten Stars in unserem gesellschaftlichen Leben. Sie prunken mit glänzendem Gefieder, stolzieren durch Büsche und Bäume, sind grandiose Sänger-Darsteller, die zahlreiche Klänge aus ihrer Umgebung perfekt imitieren. Das hat sogar zum Abbruch eines Fußballspiels geführt, weil ein Star die Trillerpfeife des Schiedsrichters so gut nachahmte, dass keiner mehr wusste, wer wirklich gepfiffen hatte.
Immer wieder berichtet der Vogelexperte von solch überraschenden und amüsanten Verhaltensformen...
Ihr Liebesleben beginnt im Frühjahr und zwar durchaus lauthals. Das vielstimmige Vogelkonzert zeigt ebenso wie ein prächtig herausgeputztes Gefieder nicht nur Revieransprüche, sondern ist auch Weibchenwerbung. Man will den Damen imponieren und verausgabt sich dafür.
Monogamie bei Vögeln
Dem Liebesgeflüster folgt die Vereinigung. Aber die ist schwer zu beobachten, denn der eigentliche Akt dauert nur wenige Sekunden. Das hat, so Dörfler, zu einigen Fehlannahmen geführt. So ging man früher bei vielen Vogelarten von festen Partnerschaften aus, doch das erweist sich als Irrtum. Heute enttarnt die DNA aus Federn und Blut Seitensprünge. Dabei zeigt sich, dass Monogamie in der Vogelwelt eher eine Seltenheit als der Normalfall ist:
Die Beziehungen in der gesamten Vogelwelt sind allerdings noch viel variantenreicher: Es gibt Vielweiberei, Haremspflege, Inzest, auch lesbische und schwule Partnerschaften.
Man mag Dörflers Interpretation des Vogelverhaltens bisweilen für allzu menschlich halten, jede Analogie hat ihre Schwächen, das gibt er auch wiederholt zu. Doch das schmälert nicht die Faszination des Buches, das sich in all seinen Aussagen auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse stützt: eine fröhliche und witzige Entdeckungsreise durch das Liebesleben der Vögel.