Auf TikTok und Instagram erreicht die Satirikerin Irina alias „Toxische Pommes“ Hundertausende, mit „Ein schönes Ausländerkind“ erscheint nun ihr Debütroman. Darin erzählt sie einfühlsam die Geschichte einer namenlosen Familie, die vor dem Jugoslawienkrieg nach Österreich flieht. Im Zentrum der Familienvater, dem es besonders schwerfällt, anzukommen.
Zwischen der Wiener Bourgeoise und Balkanklischees
Mal imitiert „Toxische Pommes“ die alte grantige Wienerin in der Tram, mal den verschwurbelten Balkanonkel und immer wieder auch den österreichischen Bundeskanzler. Seit der Corona-Pandemie parodiert Toxische Pommes auf Instagram und TikTok die Wiener Bourgeoise, sie spielt mit Balkanklischees und entlarvt überhebliche linke Feministen.
Inzwischen hat sie eine Fan-Gemeinde mit mehreren hunderttausenden Followern. „Toxische Pommes“ ist natürlich ihr Künstlername. Eigentlich heißt sie Irina, den Nachnamen aber behält sie für sich.
Hauptberuflich ist Irina promovierte Juristin
Denn sie hat auch ein Leben neben Social Media: Irina arbeitet als promovierte Juristin in Wien. Unter ihrem Künstlernamen „Toxische Pommes“ tritt sie nicht nur als Comedienne auf, seit Neuestem auch als Buchautorin: „Ein schönes Ausländerkind“ heißt ihr Debütroman.
Den Titel „Ein schönes Ausländerkind“ habe sie gewählt, weil er zwangsläufig die Frage aufwirft, „ob es auch hässliche Ausländerkinder gibt, und die Frage stellt nach guten Migranten, nach schlechten Migranten, wie so oft getan wird, als könnte man da Menschen in diese Kategorien stecken“ so die Autorin.
Die Autorin im Gespräch
Wie ist es, in einem Land nicht wirklich anzukommen?
Irina erzählt in ihrem Roman die Geschichte einer namenlosen Familie, die vor dem Jugoslawienkrieg nach Österreich flieht. Dort, in der Wiener Neustadt, versuchen sie Fuß zu fassen. Irina ist selbst als Kind mit ihren Eltern aus Kroatien nach Österreich gekommen.
In ihrem Buch erforscht sie, was es bedeutet, in einem Land nicht wirklich anzukommen. Denn während Tochter und Mutter die deutsche Sprache lernen, zur Schule gehen oder arbeiten, bekommt der Vater keine Arbeitserlaubnis.
Scharfsinnige Alltagsbeobachtungen
„Nicht integrierte Menschen werden entweder als Bedrohung dargestellt oder als eine faule Masse an Menschen, die sich nicht integrieren möchte, die nur Sozialleistungen erschleichen wollen. Und es wird so getan, als würde Integration einzig und allein vom Willen eines Individuums abhängen.“ sagt Irina.
Dass das nicht der Fall ist, zeigt sie mit einem einfühlsamen Blick auf ihre Figuren: Nach vielen erfolglosen Versuchen, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, resigniert der Vater und wird zum Hausmann. Er putzt, kocht, versorgt die Tochter mit Obsttellern und fährt sie zum Schwimm-Training.
Seine Welt schrumpft auf die Zwei-Zimmer-Wohnung der Familie, während die Welt seiner Frau und Tochter immer größer wird. Wie ihre TikTok-Videos lebt auch Irinas Roman von scharfsinnigen Alltagsbeobachtungen. Doch anders als auf Social-Media lässt sie hier mehr Grautöne zu.
Kreative Auseinandersetzung mit schwierigen Themen
Es gelingt ihr eine einfühlsame, aber auch humorvoll-schmerzhafte Erzählung über eine Familie, die in Österreich Schutz sucht, dabei sich aber beinahe verliert. „Ein schönes Ausländerkind“ erscheint in einem Jahr, in dem Österreich wählt und in dem die rechtsradikale FPÖ die Umfragen anführt. Dass Kunst Dinge wirklich verändern kann, so viel Macht möchte „Toxische Pommes“ ihren Videos und ihrem Buch nicht zusprechen.